Bad Tölz-Wolfratshausen:Keine neue Querverbindung

Kreistag lehnt Buslinie zwischen Wolfratshausen und Deisenhofen ab.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Einen Bus, der vom S-Bahnhof in Wolfratshausen über Egling, Endlhausen und Oberbiberg zum S-Bahnhof Deisenhofen fährt, wird es erst einmal nicht geben. Der Kreistag hat eine solche Linie in seiner Sitzung am Mittwoch mehrheitlich abgelehnt. Die Gründe dafür sind vor allem die hohen Kosten von rund 330 000 Euro im Jahr und die Zweifel daran, ob außer Schülern noch genügend andere Fahrgäste einsteigen. Allerdings soll das Projekt damit nicht ganz gestorben sein. Wenn der Landkreis einen neuen Nahverkehrsplan aufstellt, soll er die Möglichkeit für die Busverbindung nochmals prüfen. Dagegen stimmten 16 Kreisräte.

Darüber dürften allerdings Jahre vergehen. Der Nahverkehrsplan wird erst überarbeitet, wenn klar ist, dass die S 7-Strecke nach Geretsried verlängert wird. Dies stellte Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) klar. Sollte es dann doch eine Chance für die Route zwischen Wolfratshausen und Deisenhofen geben, muss der Landkreis dem Beschluss zufolge auch die RVO-Linien 377 (Wolfratshausen - Bad Tölz), 375 (Wolfratshausen - Egling) und 381 (Deisenhofen - Geretsried) an die neue Verbindung angleichen.

Den Antrag auf den neuen Bus hatte die Gemeinde Egling gestellt. Bürgermeister Hubert Oberhauser (Freie Wähler) fand die Ablehnung zwar schade, sah aber ein, dass die jährlichen Kosten von 330 000 Euro "ein großes Pfund für den Landkreis" seien. Er zeigte sich überzeugt, dass das Potenzial an Fahrgästen vorhanden, allerdings auch schwer einzuschätzen sei. Dennoch appellierte er an den Kreistag, die Linie nicht ganz sterben zu lassen und forderte eine abermalige Diskussion, wenn der neue Nahverkehrsplan aufgestellt wird. "Eine Ost-West-Verbindung ist dringend notwendig", sagte Oberhauser. Außerdem sei es ja Ziel, Autos von der Straße zu bringen.

Das unterstrich auch der stellvertretende Landrat Klaus Koch (Grüne), der mit Nachdruck auf die Ziele der Energiewende hinwies. Die seien bis zum Jahr 2030 nicht zu erreichen, wenn man nicht in das Thema Verkehr einsteige, der ein Drittel des Energieverbrauchs ausmache, sagte Koch. "Und das tun wir bisher nirgends." Außerdem forderte Koch, über die Buslinie von Geretsried nach Bad Tölz nachzudenken. Viele Schüler erreichten nur mit Autos das Schulzentrum in Bad Tölz, meinte der stellvertretende Landrat, der dort die Förderschule leitet. "Da müssen wir etwas verändern."

Die Ablehnung der neuen Buslinie ist für Kreisrätin Gabriele Skiba (SPD) "kein Zeichen für die Zukunft". Die gewünschte Querverbindung werde niemals mit Schienen gezogen, deshalb müsse man auf den Bus setzen, meinte sie. 330 000 Euro im Jahr sind auch für sie richtig viel Geld, allerdings bemängelte sie, "dass keine einzige Einnahme dagegen gerechnet worden ist". Und billiger werde die neue Linie in einigen Jahren auch nicht sein.

Was die Fahrtgastzahlen betrifft, fragte Skiba, wie eigentlich die Linie 381 von Deisenhofen nach Geretsried ausgelastet sei. Nach Auskunft von Johann Kunz, zuständig für den Öffentlichen Personennachverkehr am Landratsamt, ist dieser Bus nur schwach besucht, "wenn man die Schüler weglässt". Außerdem gab Kunz zu bedenken, dass die neue Linie den berechtigten Ruf im Südlandkreis wecken dürfte, ebenfalls eine Querverbindung von Weilheim über Penzberg nach Bad Tölz zu schaffen. Immerhin gebe es dort viele Pendler, die beim Pharmakonzern Roche in Penzberg arbeiten, sagte der Sachbearbeiter. "Hat sich darüber mal jemand Gedanken gemacht?"

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