Bad Tölz-Wolfratshausen:Jugendamt "super aufgestellt"

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Prüfer bescheinigen der Behörde gute Arbeit

Wie gut arbeitet das Amt für Jugend und Familie im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen? Diese Frage stellt sich seit Längerem der Kreistag angesichts jährlich steigender Ausgaben in Millionenhöhe in diesem Bereich. 2015 beläuft sich das Budget auf 8,8 Millionen Euro, etwa eine Million mehr als im Vorjahr. Die CSU-Fraktion wie auch die Grünen im Kreistag sprachen sich deshalb dafür aus, das Amt einem externen Controlling zu unterziehen. Dem Kreisausschuss wurde nun ein Zwischenbericht vorgelegt. Darin kommt Marco Szlapka vom Institut für Sozialplanung und Organisationsentwicklung zum Ergebnis, dass das Amt für Jugend und Familie sehr gute Arbeit leiste. Man sei im Vergleich mit anderen oberbayerischen Landkreisen in der Jugendhilfe "super aufgestellt", geradezu "kurz vor der Champions League". Auch die Aufteilung in Sozialräume sei fachlich richtig gewesen. Dennoch sieht Szlapka Handlungsbedarf: Sei einmal entschieden worden, dass Hilfen notwendig seien, werde dies nicht mehr hinterfragt. Die Einbindung der Koordinierten Kinderschutzstelle und der Sozialarbeit an Schulen könnte verbessert werden. Ein weiterer Kostenfaktor seien die Schulbegleiter, die behinderten Kindern den Besuch an Regelschulen ermöglichen.

Vier junge Menschen können die Karl-Lederer-Mittelschule in Geretsried nur deshalb besuchen, weil Schulbegleiter sie betreuen. Das seien 2,2 Stellen, sagte der Experte. Zudem gebe es im Kreis drei weitere Schulbegleiter, die der Bezirk bezahle - indirekt über die Bezirksumlage aber dennoch der Landkreis. Es stelle sich die Frage, ob eine Eins-zu-eins-Betreuung wirklich notwendig sei, sagte Szlapka. Fünf Kräfte könnten auch "gute Projekte" mit mehreren Kindern an den Schulen betreuen. Dem pflichtete Klaus Koch (Grüne), Rektor der Tölzer Förderschule, zu. Er rief dazu auf, etwaige Gerichtsprozesse von Eltern in Kauf zu nehmen und von der individuellen Hilfe wegzugehen. Besser sei es, jede Schule bekäme einen pädagogischen Assistenten zugewiesen, der den Kindern hilft. Denn die behinderten Kinder bräuchten nicht alle gleichzeitig Hilfe im Unterricht. So könnte die Anzahl der Schulbegleiter reduziert werden und damit die davon galoppierenden Kosten. Landrat Josef Niedermaier (FW) sagte, er werde beim Bezirk Oberbayern nachhaken. Dieser habe bislang die Anfrage, wie viele Schulbegleiter er im Landkreis finanziere, nicht beantwortet. Denn eine Lösung könne es nur einvernehmlich geben.

Auf ein weiteres Phänomen, das wissenschaftlich belegt wurde, wies Szlapka den Kreisausschuss hin: Das Einkommen der Eltern und die Familiensituation von Kindern haben gravierenden Einfluss darauf, ob die jungen Menschen in ihrem Leben Jugendhilfe in Anspruch nehmen müssten. So brauchen Kinder, deren Eltern Hartz IV-Leistungen beziehen und obendrein alleinerziehend sind, häufiger Hilfen als junge Menschen aus Familien, in denen sich beide Eltern um die Erziehung kümmern und keine Sozialhilfe in Anspruch nehmen. Sogenannte Familienbrüche seien oft Auslöser für Probleme, sagte Szlapka.

© SZ vom 25.11.2015 / veca - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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