Kinderbetreuung:In Geretsried bleibt es dramatisch

Mit Beginn des Kindergartenjahrs haben die Städte jetzt einen Überblick über den tatsächlichen Bedarf an Plätzen in Kitas. In Bad Tölz und Wolfratshausen ist die Lage entspannt

Von Thekla Krausseneck, Bad Tölz-Wolfratshausen

Nachdem am Montag das neue Kindergartenjahr begonnen hat, stellt sich für die Städte des Landkreises jetzt deutlich dar, wie viele Kinder tatsächlich ohne Platz geblieben sind. Hauptamtsleiter Franz Gehring in Wolfratshausen kann sich allmählich entspannen; in Bad Tölz war die Situation von Anfang an recht ruhig. In Geretsried sieht es dagegen ganz anders aus, dort war die Lage in den vergangenen Monaten dramatisch, und sie wird es wohl auch bis auf Weiteres bleiben. Wie viele Plätze jetzt tatsächlich fehlen, wisse er zwar noch nicht, sagt Werner Rampfel, Leiter des Fachbereichs Familie, Kultur und Sport im Rathaus. Wohl aber, dass die Stadt 2015 den gesamten Bedarf werde decken können.

Aktuelle Zahlen gebe es noch nicht, sagt Rampfel, die Kitas seien selbst noch mit organisatorischen Fragen beschäftigt. Derzeit sei die Stadt auf dem Stand von Juli, als es hieß, dass 30 Hort-, 70 Krippen- und 90 Kindergartenplätze fehlten. Alle Hoffnungen liegen in drei Neubauprojekten, die im kommenden Jahr fertig werden sollen: Die neue Champini-Kita an der Jeschkenstraße soll im Frühjahr, Temenos in Gelting im Mai und die neue Tagesstätte am Künnekeweg im Juli fertig werden. Bürgermeister Michael Müller (CSU) äußerte sich auf dem Stammtisch seiner Partei am Sonntag optimistisch, dass damit der Bedarf vorerst gedeckt sein werde. Zusätzlich wolle er einen Puffer schaffen, um neuerliche Engpässe zu vermeiden.

In Bad Tölz gibt es diese Probleme nicht, sagt die in der Stadtverwaltung für die Kindertagesstätten zuständige Mitarbeiterin Marianne Obermüller. Mit acht Kitas - sieben Kindergärten und fünf Krippen - könne Tölz seinen Bedarf decken. Zwar sei es wahrscheinlich, dass die einzelnen Kitas, die sich alle in privater Trägerschaft befinden, Wartelisten hätten, ganz akute Fälle kämen jedoch in der Regel ins Rathaus, und gerade dort habe man in letzter Zeit keine Anfragen gehabt. "Es ist relativ ruhig", sagt Obermüller.

Kinderbetreuung: Hier entsteht ein neuer Kindergarten. Bisher steht nur das Treppenhaus der Einrichtung, die der Temenos-Verein in Gelting schafft.

Hier entsteht ein neuer Kindergarten. Bisher steht nur das Treppenhaus der Einrichtung, die der Temenos-Verein in Gelting schafft.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Tatsächlich bedeuten lange Wartelisten nicht immer, dass der Bedarf hoch ist - vor vier, fünf Jahren etwa, berichtet Obermüller, hätten einmal gut 40 Kinder auf den Listen gestanden. Die Stadt rief alle betroffenen Eltern an, und siehe da: "Es sind genau sieben Kinder übrig geblieben, die akut einen Platz brauchten." Die übrigen Eltern hatten es sich inzwischen anders überlegt und beschlossen, ihr Kind noch ein Jahr zu Hause zu behalten. "Die Wartelisten werden nicht aktualisiert und blähen sich auf", sagt Obermüller. Oft entschieden sich Eltern bereits kurz nach der Anmeldung um, ohne der Kita Bescheid zu geben. Auch völlig normal, da empfohlen, seien Mehrfachanmeldungen: Um sicherzugehen, schreiben Eltern ihr Kind gleich in mehreren Einrichtungen ein.

Das Rathaus selbst wird in den Anmeldeprozess erst involviert, wenn es um richtige Härtefälle geht. Wenn etwa während des Jahres eine Familie nach Tölz ziehe und sich nicht auskenne, was vier- bis fünfmal jährlich vorkomme, oder wenn Kinder von Asylbewerbern in Kindertagesstätten untergebracht werden sollen, "dann schreiben wir die Kitas an", sagt Obermüller. "Aber der Normalfall ist das nicht."

In Wolfratshausen sind nach Aussage des Hauptamtsleiters die 70 Kinder, die vor kurzem auf den Wartelisten standen, 70 verschiedene Kinder und keine Mehrfachnennungen. Vor zwei Wochen etwa hatte die Stadtverwaltung gut 60 Eltern angeschrieben, um herauszufinden, mit wie vielen Kindern sie bei der im Januar anstehenden Gründung einer Übergangs-Kita rechnen müsste. Bislang haben weniger als zehn Eltern geantwortet. Für Gehring keine Überraschung: Wer bis September einen Platz benötigte, werde sich inzwischen selbst geholfen haben, das lege die Logik nahe. Deshalb sei es schwierig, noch festzustellen, ob tatsächlich 70 Plätze fehlten, so der Hauptamtsleiter. Das Problem sei damit aber nicht gelöst: Spätestens 2015 werde es wieder auftreten, vermutet Gehring. Die Übergangs-Kita jedenfalls werde wegen der geringen Resonanz tendenziell wohl nur eine statt zwei Gruppen haben.

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