Bad Tölz-Wolfratshausen:Heimerziehung wegen kranker Psyche

Etwa 9,4 Millionen Euro gibt der Landkreis in diesem Jahr für die Jugendhilfe aus. Ein großer Posten sind dabei die Kosten für die Heimerziehung. Sie steigen 2017 um 440 000 Euro von etwa 2,7 Millionen auf 3,2 Millionen Euro. Das ließ Hans Sappl (Freie Wähler) hellhörig werden. Er fragte nach, warum die Ausgaben stiegen. Die Antwort: Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die in einem Heim untergebracht werden müssten, sei seit Jahren stabil. Allerdings müssen immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen außerhalb ihres Elternhauses betreut werden. "Da können wir keine Entwarnung geben", sagte Sachgebietsleiter Ulrich Reiner.

"Wohin geht die Reise?", wollte Sappl wissen. Reiner gab die Antwort: Auch wenn der Landkreis mehr Geld ausgeben müsste, hätte dies nichts damit zu tun, dass mehr Kinder und Jugendliche ins Heim kämen. Diese Zahlen seien stabil. Das sei den präventiven Hilfen geschuldet, die greifen würden. Jährlich seien es so um die 70 Kinder mit unterschiedlichem Betreuungsaufwand. Reiner unterscheidet Kinder und Jugendliche, die ins Heim müssen, weil etwa die Eltern nicht in der Lage seien, sich um sie zu kümmern; oder solche, die aufgrund von Erkrankungen nicht zu Hause bleiben können. Früher sei es so gewesen, dass zwei Drittel zur ersten Klientel gehörten, ein Drittel zur zweiten. Das Verhältnis habe sich "dramatisch" verändert, betonte Reiner. Nun würde die Mehrheit der Heimeinweisungen aus Kindern und Jugendlichen bestehen, die Autismus, das Asperger-Syndrom, Bulimie, starkes ADHS und ähnliches hätten.

Da die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit seelischen Erkrankungen und Behinderungen aufwendiger sei, koste diese natürlich auch mehr, sagte Reiner. Eine "normale" Heimunterbringung kostet pro Kopf und Tag etwa 150 bis 160 Euro. 170 bis 280 Euro seien es pro Tag und Platz für Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten.

Kreisrat und Dritter Landrat Klaus Koch (Grüne) dankte dem Jugendamt. Auch wenn die Heimerziehung teurer werde, das Gesamtbudget der Jugendhilfe steige in diesem Jahr nicht. Da das in der Vergangenheit nicht immer so war, "ist das eine sehr positive Nachricht".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: