Bad Tölz-Wolfratshausen:Flüchtlinge zu Schulbeginn in Turnhallen

Das Landratsamt plant die Belegung zum 15. September, weil es jetzt 40 statt 23 Asylbewerber pro Woche erwartet. Die Beschaffung von Sanitär- und Küchen-Anlagen läuft, denn die Menschen müssen wohl viele Monate dort leben

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Bis zuletzt ging das Landratsamt von Ende September aus, jetzt wird es schon Mitte des Monats - zum Schulbeginn: Dann müssen Asylbewerber wohl auch in Turnhallen unterkommen. Das ist "sehr wahrscheinlich, fast sicher", sagte der zuständige Leiter der Abteilung Soziales, Michael Foerst. Dies sei nur noch zu verhindern, wenn dem Amt wider Erwarten ein großes Wohnobjekt zur Miete angeboten würde. Denn nach dem aktuellen Plan der Regierung von Oberbayern muss der Landkreis akut fast 100 Flüchtlinge mehr als bisher avisiert aufnehmen. Zu den augenblicklich hier lebenden 770 Asylbewerbern sollten bisher wöchentlich jeweils 23 Personen hinzukommen; jetzt könnten es 40 pro Woche werden. "Die Quote wäre statt bisher 1325 bis Dezember 1728."

Das Landratsamt hat die Bürgermeister aller 21 Gemeinden von Icking bis Jachenau angeschrieben und sie über die neue Situation informiert: "Spätestens Mitte September werden wir auf Turnhallen zugreifen müssen." Nach Rückmeldung der Kommunen gibt es insgesamt 21 gemeindliche Turnhallen. Dazu kämen, so Foerst, noch jene von Sportvereinen und dem Landkreis selbst.

Der Stab, der im Landratsamt für die Akquise von Flüchtlingsunterkünften zuständig ist, wird nun einen Kriterienkatalog erarbeiten, welche Turnhallen Priorität haben. Foerst sagt, dabei werden Aspekte wie Standort und Brandschutz eine Rolle spielen, aber auch die Frage, wie viele Flüchtlinge bereits in einer Gemeinde leben. Die für den sogenannten Notfallplan der Regierung gemeldeten Turnhallen am Gymnasium Bad Tölz und im Geretsrieder Schulzentrum sind allerdings in der jetzigen Situation außen vor. Denn sie sind als mögliche Erstaufnahmeeinrichtungen vorbehalten für den Fall, dass die entsprechenden Unterkünfte in München niemanden mehr aufnehmen können.

Foerst schätzt, dass pro Turnhalle 30 bis 40 Menschen untergebracht werden könnten. Wenn tatsächlich wöchentlich 40 neue Flüchtlinge kämen, so sagt er, "dann ist jede Woche eine Turnhalle weg". Die Liste, in welcher Reihenfolge die Turnhallen ausgewählt werden, sei in Vorbereitung. Anders als bei einer Erstaufnahmeeinrichtung nach Notfallplan, in der die Flüchtlinge nur sechs Wochen blieben, sei bei der jetzt ins Auge gefassten Turnhallenbelegung mit einem Aufenthalt von zwei bis fünf Monaten zu rechnen, sagt Foerst - je nachdem, wie schnell neue reguläre Unterkünfte zu finden oder einzurichten seien.

Landrat Josef Niedermaier (FW) ist derzeit noch in Urlaub. Er werde wohl kommende Woche noch eine Bürgermeisterdienstbesprechung anberaumen, vermutet der Sozialabteilungsleiter. Auf die Frage, wann die erste Turnhalle beansprucht werde, antwortet er: "15. September plus/minus zwei Wochen." Die Beschaffung von Betten, Sanitär- und Koch-Containern laufe bereits. Foerst schränkt zwar noch einmal ein: "Vielleicht gelingt es uns ja überraschend, sehr viele Wohnungen anzumieten." Es sei aber nur eine Frage der Zeit, dass auch Turnhallen belegt werden.

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