Abweisung von Flüchtlingen:Es liegt am "Preissegment"

Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen verweist auf hohe Mieten.

Von Felicitas Amler, Bad Tölz-Wolfratshausen

Einen Tag nach dem Eklat um die Abweisung Asylberechtigter als Mieter in einem ihrer Objekte hat die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen eine Antwort auf die Frage nach dem Warum gefunden. Sprecher Willi Streicher erklärte am Dienstag via Pressemitteilung, das Unternehmen sei davon ausgegangen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten von (anerkannten) Asylbewerbern überstiegen in der Regel das "Preissegment" des Neubaus an der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen.

Die günstigste Zwei-Zimmer-Wohnung dort koste mit Nebenkosten 865 Euro monatlich. Der Flüchtlingshelferin, die telefonisch angefragt hatte, sei daher angeboten worden, bei Freiwerden einer anderen, günstigeren Wohnung, wieder Kontakt aufzunehmen.

Die Flüchtlingshelferin hatte am Montag von einer Mitarbeiterin der Sparkassen-Immobilienabteilung zunächst die Auskunft erhalten, eine Wohnung in dem Neubau werde nicht an "Asylanten und andere Hilfebedürftige" vermietet. Streicher hatte der SZ dazu am Montag nur gesagt, er könne sich nicht vorstellen, dass es eine derartige Anweisung von oben an die Immobilienabteilung gebe. Er habe den Vorstand aber so direkt nicht gefragt.

In der Pressemitteilung einen Tag später betont Streicher, die Sparkasse lege Wert auf eine dauerhafte und nachhaltige Vermietung ihrer Wohnungen. "Sofern Mietinteressenten in der Lage sind, diese Mietkosten für die Neubauwohnungen nachhaltig aufzubringen, führt sie gerne Verhandlungen." Dass die Sparkasse ihre gesellschaftliche Aufgabe in der Unterstützung von Flüchtlingen und Asylbewerbern wahrnehme, habe sie mit vielfältigen Maßnahmen bewiesen, "viele davon auch ohne große Öffentlichkeitsarbeit". So sei ein Apartment für 6,25 Euro pro Quadratmeter an den Landkreis vermietet, in dem ein Flüchtling untergebracht sei. Helferkreise würden finanziell und ideell unterstützt. Und bei der Versorgung mit Bankdienstleistungen würden teils unbürokratische Lösungen möglich gemacht.

Flüchtlingshelfer im Landkreis berichten davon, dass sie gelegentlich finanziell mit dazu beitragen, dass anerkannte Asylbewerber eine Wohnung bezahlen können. Dies sei gerade wegen der äußerst schwierigen Marktsituation manchmal die einzig mögliche Lösung.

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