Bad Tölz-Wolfratshausen:Ein schlechter Ort für Windräder

Im Landkreis finden sich kaum geeignete Flächen für Windkraftanlagen. Das geht aus dem Regionalplan des Planungsverbands hervor. Nun sollen die Bestimmungen zum Schutz der Alpen modifiziert werden.

Isabel Meixner und Silke Bigalke

Der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen verfügt kaum über geeignete Flächen für Windkraftanlagen. Das zeigt der erste Entwurf des Regionalplans, den der Regionale Planungsverband Oberbayern auf der Bürgermeister-Dienstbesprechung in einer nichtöffentlichen Sitzung am gestrigen Donnerstag vorgestellt hat. Demnach fallen allein wegen des nötigen Abstands von Windrädern zu Wohnbebauungen und wegen Naturschutzgebieten über 90 Prozent des Landkreises als Potenzialfläche weg, teilte Landrat Josef Niedermaier mit.

Bad Tölz-Wolfratshausen: Der Eurasburger Ortsteil Berg liegt weit genug weg von den Bergen und hoch genug, dass er als Standort für Windräder in Frage kommen könnte. Doch er liegt auch im Tiefflugkorridor der Bundeswehr und scheidet deshalb als Standort aus.

Der Eurasburger Ortsteil Berg liegt weit genug weg von den Bergen und hoch genug, dass er als Standort für Windräder in Frage kommen könnte. Doch er liegt auch im Tiefflugkorridor der Bundeswehr und scheidet deshalb als Standort aus.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Welche Gebiete sich für Windkraftanlagen eignen, wollte er gestern nicht sagen. Der Plan werde erst im kommenden Januar vom Regionalen Planungsausschuss beschlossen und anschließend öffentlich gemacht. "Ein Gebiet der Windparks werden wir sicherlich nicht", fasste Niedermaier zusammen. In vielen Gemeinden fänden sich nur vereinzelt Flecken, in denen die Nutzung der Windenergie denkbar wäre.

Der präsentierte Plan sei erst ein Entwurf und werde nach den Anregungen der Gemeinden noch überarbeitet, betont Guido Kamp, Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbands. Es sei dem Planungsverband darum gegangen, den Bürgermeistern die Kriterien zu erläutern, mit denen man nach Potenzialflächen gesucht habe. Wo sind die Windstärken ausreichend? Welche Gebiete werden von vornherein ausgeschlossen? Was passiert mit FFH-Flächen und Vogelschutzgebieten? Dafür suche der Planungsverband das Gespräch mit den betroffenen Kommunen. "Man kann nicht ausschließen, dass man ein Ausschlusskriterium auf gemeindlicher Ebene vergessen hat", sagte Guido Kamp.

Die Suche nach Potenzialflächen erweist sich als schwierig: Neben dem Abstand zu Ortschaften und den Naturschutzgebieten schränken die Alpen im Süden die Planungsmöglichkeiten ein. Der bisherige Regionalplan schließt den Bau von Windrädern im Erholungsgebiet Alpen entlang einer Grenze aus, die etwa zehn Kilometer nördlich von Lenggries verläuft.

Diese Bestimmung werde nun modifiziert, kündigte Kamp an. Heißt: Die Alpen als solche bleiben geschützt, allerdings könnten Windräder künftig näher an sie heran gebaut werden. Günter Beermann, Landesvorstand für Bayern beim Bundesverband Windenergie, hält derlei Pläne für wenig sinnvoll: "Von den Windverhältnissen ist alles südlich von Geretsried kritisch." 20 Kilometer Abstand von den Bergen sollte man mindestens einhalten.

Im Norden stellt die militärische Tiefflugzone die Planer vor Probleme. In der Gemeinde Eurasburg etwa: Hier wären Anlagen entlang der Autobahn A 95 denkbar - allerdings nicht angesichts der momentanen Bauhöhenbeschränkung von 753 Meter, erklärte Niedermaier. Unabhängig davon werde die nötige Windstärke hier nur knapp erreicht, ergänzt Eurasburgs Bürgermeister Michael Bromberger.

Günter Beermann hält eine Verlegung der Tiefflugzone für unrealistisch. Der Aufwand sei zu groß: "Dafür müssten das Verkehrsministerium, das Verteidigungsministerium, alle betroffenen Gemeinden und Landkreise beteiligt werden." Die letzte Verlegung einer Tiefflugzone im Bundesgebiet habe vor neun Jahren stattgefunden und fast zehn Jahre gedauert.

Möglich sei höchstens, die Mindestflughöhe nach oben zu verschieben. "Doch damit tut sich die Bundeswehr schwer", sagt Beermann. Seiner Ansicht nach könnte man sich den Aufwand sparen, im Landkreis nach geeigneten Standorten zu suchen: "Es gibt nun mal Gegenden, wo es nicht geht."

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