Paul Wildenauer:Ein Formfehler zu viel

Kommunalwahl  2014

Im Rückblick deutet Paul Wildenauer die Querelen um seine Äußerungen als Machtkampf mit Fraktionssprecher Klaus Koch. Diesen Kampf hat er verloren.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Der Kreisverband der Grünen muss den ungeliebten Ex-Kreisrat Paul Wildenauer nicht wieder aufnehmen.

Von Wolfgang Schäl

Jahrelang war der einstige Grünen-Kreisrat Paul Wildenauer weitaus kampflustiger und mitteilsamer, als manchem lieb war, doch jetzt, am mutmaßlichen Ende seiner lokalpolitischen Karriere, ist auch seine Kommunikationslust erkennbar versiegt: In einer dürren, dreizeiligen Erklärung ließ er zum Wochenbeginn wissen, dass das Landesschiedsgericht von Bündnis 90/Die Grünen dem Kreisverband Wolfratshausen Recht gegeben habe in der Auffassung, dass dieser ihn, Wildenauer, nicht mehr als Mitglied aufnehmen müsse. Das vom Kreisverband angestrengte Parteiausschlussverfahren sei damit hinfällig geworden. Fazit: Die Grünen sind jetzt ihr ungeliebtes Parteimitglied, vor dem kein Schienbein sicher war, endgültig los.

Dazu hat Wildenauer nicht nur mit seinen Attacken beigetragen, die er in Leserbriefen und Presseerklärungen nach allen Seiten führte, sondern vor allem mit einem Formfehler: Nach der jüngsten Kreistagswahl, bei der er kein Mandat mehr erringen konnte, hatte Wildenauer eigentlich nur den Grünen-Kreisverband verlassen wollen, die Partei als solche aber nicht. Seine Erklärung, er trete aus dem Kreisverband aus, nutzten die Grünen aber sofort juristisch aus und schlugen ihm die Tür vor der Nase zu. Die Begründung: Ein Grünen-Mitglied müsse satzungsgemäß immer allen Parteigliederungen, also auch einem Kreisverband angehören. Andere Kreisverbände aber wollten von ihm ebenfalls nichts wissen. Der Versuch, sich über das Landesschiedsgericht nachträglich wieder einzuklagen, endete wie eingangs erwähnt und damit anders als ein erstes Ausschlussverfahren im Jahr 2013, das im Sande verlaufen war. Unbeliebt hatte sich Wildenauer zuvor schon in der Kreistagsfraktion gemacht - sie warf ihn 2011 wegen seiner Alleingänge und seiner als verleumderisch empfundenen Äußerungen hinaus.

Nach den erfolglosen Versuchen, bei den Grünen noch einmal Tritt zu fassen, gibt sich Wildenauer jetzt betont entspannt, ja versöhnlich. Die jüngsten Ereignisse bezeichnet er als "ganz normalen Vorgang", es sei halt "ein typischer Machtkampf" gewesen zwischen ihm und Klaus Koch, dem Sprecher der Grünen-Kreistagsfraktion. Einen vergleichbaren Vorgang sieht Wildenauer, der mittlerweile in Wackersberg wohnt, in der Wolfratshauser CSU-Stadtratsfraktion: "Das ist wie die Streiterei zwischen dem Paul Brauner und dem Manfred Fleischer - wenn das überhaupt nimmer aufhört, dann macht's irgendwann keinen Sinn mehr." Den Koch werde er jetzt "in Ruhe lassen".

Erstaunlich ist Wildenauers Feststellung, man habe sich "im gegenseitigen Einvernehmen" getrennt, er wünsche den Grünen alles Gute. Weitere politische Aktivitäten plane er aktuell nicht, eine andere Partei komme für ihn nicht in Frage, und auch mit Leserbriefen will sich Wildenauer zurückhalten. So sagt er. Ob er irgendeinen Anlass sieht, seine Aktivitäten im Rückblick vielleicht doch etwas kritischer zu beurteilen? "Mei", sagt Wildenauer, "Fehler macht jeder. Egal wer. Ich auch."

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