Umwelt:Die Gefahr der Umfahrung

Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz, kritisiert die in Münsing und Degerndorf geplanten Umgehungsstraßen. Auch auf der Agenda der Jahresversammlung: die vom Scheitern bedrohte Energiewende

Von Klaus Schieder, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die geplanten Umgehungsstraßen, mit denen die Gemeinde Münsing den zunehmenden Verkehr in den Griff bekommen will, sieht Friedl Krönauer als einen Irrweg. Damit bekämpfe man nicht die Ursache für die steigende Zahl an Lastwagen und Autos, sondern doktere lediglich an den Symptomen herum, kritisierte der Kreisvorsitzende des Bunds Naturschutz in der Jahresversammlung am Donnerstagabend im Tölzer Gasthaus Starnbräu. "Das Problem wird nach außen verlagert." Dies gehe auf Kosten der Natur, die bei solchen Projekten "keinen Anwalt hat, der für sie vor Gericht zieht".

Krönauer äußerte Verständnis für die Anwohner an den Durchgangsstraßen in Münsing und Degerndorf, die vom Verkehrslärm genug haben und sich eine Umfahrung wünschen. Dieser Ärger sei aber hausgemacht, sagte er. In Degerndorf sei das innerörtliche Gewerbegebiet vergrößert worden, "das generiert nun einmal Schwerlastverkehr". Der BN-Kreisvorsitzende forderte, in den Planungen mehr die öffentlichen Verkehrsmittel in den Vordergrund zu stellen. Außerdem warf er die Frage auf, ob es wirklich sein müsse, dem Ausflüglerverkehr, der sommers vom Norden her zum Starnberger See rollt, am Erholungsgelände Ambach "Tausende von Parkplätzen zur Verfügung zu stellen".

Franziskanergarten

Seit 2014 pflegt der Bund Naturschutz den Klostergarten in Bad Tölz. Das Angebot stieß auf große Resonanz, wie Ortsvorsitzende Beyer mitteilt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Für Krönauer sind die geplanten Umfahrungen ein weiteres Beispiel dafür, dass der Landkreis zunehmend Gefahr läuft, versiegelt zu werden. In den Städten und Dörfern verschwänden innerorts immer mehr Grünflächen und immer mehr Bäume, meinte er. Das sei dem Bevölkerungswachstum geschuldet. "Auffallend ist, dass viele Naturdenkmäler zerstört werden, sinnstiftende Plätze in den Ortschaften gehen verloren."

Hinzu kommt der Tourismus. Auch dem BN-Kreisvorsitzenden ist bewusst, dass dies ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor in der Region ist, der Arbeitsplätze sichert. Deshalb habe man den neuen Sechser-Doppellift am Brauneck auch nicht grundsätzlich abgelehnt, sagte er. In seiner Stellungnahme hatte der BN jedoch moniert, dass dafür eine neue Trasse am Berg geschlagen werde. "Unsere Einwürfe wurden aber nicht gewürdigt", bedauerte Krönauer.

Den Kampf der Naturschützer gegen das umstrittene Pumpspeicherwerk der Energieallianz Bayern am Jochberg streifte er nur kurz. Nachdem die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im September 2014 dieses Projekt bis auf Weiteres auf Eis gelegt hat, "stehen wir alle da und fragen uns, wie geht es mit der Energiewende weiter", sagte der BN-Kreisvorsitzende. Egal ob Windräder, Biomasse oder Wasserkraft - das Problem sei, dass bei solchen Projekten stets die Rentabilität an erster Stelle rangiere. "Jeder will was verdienen an der Geschichte." Die Rücksicht auf Natur und Landschaft spiele eher eine nachgeordnete Rolle. Krönauer bezweifelt, dass alleine mit der Umstellung auf regenerative Quellen die Energiewende bis zum Jahr 2035 zu erreichen ist. "Ohne die Reduzierung des Energieverbrauchs werden wir das nicht hinkriegen", sagte er.

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Dass die Umfahrungen zulasten der Natur gingen, kritisiert BN-Kreisvorsitzender Friedl Krönauer.

(Foto: Manfred Neubauer)

Gemeistert hat der Bund Naturschutz bislang die Pflege des Klostergartens in Bad Tölz. Die Anlage schlummerte nach dem Wegzug des Franziskanerordens vor sich hin, bis die Tölzer BN-Ortsgruppe kam und mit der Stadt eine Vereinbarung schloss, das Areal zu betreuen. "Die erste Saison war ziemlich erfolgreich", resümierte Ortsvorsitzende Rose Marie Beyer. Zusammen mit Kindern, Senioren und Menschen, die vom benachbarten BRK-Mehrgenerationenhaus betreut werden, legten die Naturschützer dort Lehrbeete an, bauen eine Rundbank und errichteten ein Glashaus. Es gab unter anderem Workshops zu den Themen Räuchern, Weiden und Heu, eine Aktion mit "Birdman" Hans Langner und ein grünes Klassenzimmer, das Förderschüler einrichteten. Mit der Gartenpflege habe man seit dem Start im Vorjahr bislang circa 8000 Personen erreicht, sagte Beyer.

Die Umweltbildung des Bundes Naturschutz für Kinder und Jugendliche reicht indes weit über den Tölzer Klostergarten hinaus. Im Vorjahr organisierte er etwa 160 Veranstaltungen im gesamten Landkreis, um den Nachwuchs für den Umgang mit der Natur zu sensibilisieren. Das Angebot reichte von Exkursionen über die Bienenschule und Klima-Frühstück bis hin zu diversen Schulprojekten.

Um Kinder, die in schwierigen Familienverhältnissen leben, kümmert sich Sozialpädagogin Diana Messmer. Sie geht mit ihnen ins Freie, zum Klammerweiher, an die Isar, unter Bäume. "Ich schaffe es, die ganz Coolen in den Wald zu bringen, die sonst nur vor der Spielekonsole sitzen", sagte sie. Anfangs seien die mäßig begeistert, was sich dann aber schlagartig ändere. "Manche sagen auch, sie gehen nicht in den Wald, weil sie Angst haben", erzählt Messmer. Am Ende seien aber auch sie "einfach glücklich".

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