Bad Tölz:Weg von der brotlosen Kunst

Lesezeit: 2 min

Michael Söndermann vom Büro für Kulturwirtschaftsförderung Köln sieht ein kulturfreundliches Klima im Landkreis. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine Tagung zeigt, wie Kreative mit ihrem Schaffen Geld verdienen können

Von Martina Schulz, Bad Tölz

Kreativität muss keine brotlose Kunst sein, wenn sich die Künstler auch mit den marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten ihres Schaffens anfreunden. Dies war das Fazit der Veranstaltung "Kreativ. Schaffen vor Ort", zu der am Donnerstag Kreativ- und Kulturschaffende aus dem Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zahlreich ins Tölzer "Gasthaus" strömten. Zu dem Informationsabend hatten die Wirtschaftsförderung des Landkreises, das Wirtschaftsforum Oberland, das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München und der Verein Europäische Metropolregion München geladen.

Die Komplexität des Wirtschaftsfeldes Kultur- und Kreativwirtschaft, die elf Branchen umfasst (unter anderem Musikwirtschaft, Buchmarkt, Designwirtschaft, Werbemarkt) zeigte von Michael Söndermann vom Büro für Kulturwirtschaftsforschung in Köln auf. In Bad Tölz Wolfratshausen gibt es demnach 1027 Selbstständige/Unternehmen, was einem Anteil von 7,6 Prozent an der Gesamtwirtschaft des Landkreises entspricht. 2013 erwirtschaftete diese Gruppe einen Umsatz von 128 Millionen Euro.

Söndermann sprach von einem "kulturerfreulichen Profil" des Landkreises, da nicht, wie anderswo, viele Softwareentwickler an diesen Zahlen beteiligt seien, sondern sich der Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eben dadurch auszeichne, dass es neben den 74 Erwerbstätigen in der Softwareindustrie 171 weitere beim Finanzamt erfasste Künstler gebe und dazu noch 70 Werbegestalter und 25 Film - und Musikschaffende kämen.

Damit diese Gruppen bei Problemen nicht im Regen stehen, können sie beim Kompetenzteam Kultur - und Kreativwirtschaft der Stadt München Unterstützung finden. Jürgen Enninger, Leiter des Teams, hob hervor, die Skepsis kreativer Menschen gegenüber der betriebswirtschaftlichen Seite ihres Tuns sei eines der Hauptprobleme, mit dem das Kompetenzteam konfrontiert werde. Deshalb bietet das Team eine kreativwirtschaftliche Unternehmensberatung an, hilft bei Sponsoring, unterstützt die Organisation von Veranstaltungen und hilft bei der Suche nach geeigneten Immobilien. Beraten werden Künstler im gesamten Großraum München, eben in der Metropolregion.

In der sich anschließenden Podiumsdiskussion sprachen aus Bad Tölz Marco Tunger von der Werbeagentur ichunddu, Florian Rein, Musiker und Produzent, und aus Planegg Cécile Schneider von der Koch Media GmbH über ihre Erfahrungen. "Man muss auch mal Nein sagen", sagte Tunger, denn oft wollten Kunden Kreativität möglichst billig haben. "Beim Italiener verhandelt man ja auch nicht den Preis für eine Pizza." Zudem seien neben Professionalität auch Ehrlichkeit und Authentizität wichtig: "Man soll nur die Dinge versprechen, die man auch halten kann."

Dann allerdings sei kreatives Schaffen möglich, das vom stellvertretenden Landrat Klaus Koch zu Beginn der Veranstaltung als "Basis, um Neues zu entdecken" definiert worden war.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: