Bad Tölz:Volksmusik, gerappt und gerockt

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Die Kleinkunst tut sich im Bierzelt schwer, doch in Vollbesetzung können die Musiker des Isarwinkler Abends die Zuschauer mitreißen.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

"Isarwinkler Abend" - das klingt ein bisschen nach Gästefolklore und Edelweißmelodien. Auf dem Summer Village spielt unter diesem Motto freilich eine andere Musik. Denn dort fanden sich am Freitagabend die Stars der hiesigen Musikszene zusammen, von denen die meisten auch Volksmusik können: Die Housemusi mit Sepp Müller, Toni Fischer und Martin Regnat. Liedermacher Sepp Kloiber und seine Kolleginnen von S'Elysion, Sonja Schroth und Elisabeth Danzer. Der Tölzer Multiinstrumentalist Leonhard Schwarz, das Duo Sebastian Schwarzenberger und San2. Diverse Instrumente - E-Gitarren, E-Bass, Akkordeon, Timble, Kontrabass, Bluesharp, Posaune, Schlagzeug - und neun Musiker, die sich nach dem Motto "Jeda deaf moi mit jedem" kräftig durchmischen. Von bayerischen Liedermachersongs über Soul und Blues, von mitreißenden Housemusi-Grooves bis Hardrock reicht das Repertoire.

Ein abwechslungsreiches Programm, allein der Rahmen ist nicht unbedingt der richtige. Etwas verloren stehen die drei Housemusikanten am Anfang auf der Bühne des riesigen Zirkuszelts, das 4000 Leute fasst, am Freitagabend aber nur mit etwa 400 besetzt ist. Da tun sich selbst versierte Musiker schwer, richtig Stimmung zu machen. Zumal die Akustik nicht die beste ist: Der Hall sei in einem so großen Zelt einfach nicht ganz wegzukriegen, sagt Housemusi-Frontman und Schlagzeuger Sepp Müller, mit der Technik habe das nichts zu tun. So sind die Texte kaum zu verstehen, was vor allem bei S'Elysion schade ist, weil die Stücke der Liedermacherinnen natürlich auch von den Texten leben. Sepp Kloiber, Großneffe vom Kraudn Sepp, singt sein charmantes "Du hast koa Chance beim Lisä" und ein ruhiges Sehnsuchtslied aus dem Himalaja, "Sommer in Ladakh". Kleinkunst, wie sie Kloiber und S'Elysion machen, ist auf Kabarett- oder Wirtshausbühnen daheim. Im großen Zelt verpufft ihre Wirkung, die auch aus der Intimität und Nähe zum Publikum entsteht.

Wenn die Musiker in Vollbesetzung auf der Bühne stehen, ist das anders: Etwa beim altbekannten Heimatlied "Bergvagabunden sind wir", am Freitag in einer ganz eigenen, gerappt-gerockten Version, die zeigt, welches Potenzial in dieser Fusion kreativer Musiker steckt. Nur einmal habe man gemeinsam geprobt, gesteht Müller, manches wirkt deshalb ein bisschen improvisiert. Nach der Pause steigt die Stimmung, als der Lenggrieser Gitarrist Sebastian Schwarzenberger und der Münchner Sänger mit dem kryptischen Namen San2 auf die Bühne kommen, die es voriges Jahr ins Finale der RTL-Talentshow "Rising Star" geschafft haben. Mit Soulstimme, Bluesharp und E-Gitarre spielen sie geschmeidige Mitschnipp-Nummern von Ray Charles, den Beatles und den Counting Crows. San2, ein smarter Entertainer, schafft es, das Publikum von den Bierbänken loszueisen. Das gelingt auch der Housemusi mit ihrer vielschichtigen Musik: Etwa beim mitreißenden "Merci Natascha", einer Komposition von Akkordeonist Martin Regnat. Oder beim großen Finale, bei dem alle zusammen das Titel gebende "So is hoid" der aktuellen CD spielen. Als Zugabe gibt es die AC/DC-Nummer "Thunderstruck": Mit Kontrabass, Posaune, Tuba, Akkordeon, E-Zither, Banjo und Schlagzeug. Schön schräg, druckvoll und auf jeden Fall bierzelttauglich.

© SZ vom 27.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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