Gespräch in der Schule:Viele offene Fragen

Gespräch in der Schule: Volles Haus: Alexander Radwan (links) und Direktor Harald Vorleuter.

Volles Haus: Alexander Radwan (links) und Direktor Harald Vorleuter.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Bundestagsabgeordnete Alexander Radwan im Dialog mit Gymnasiasten

Von Felicitas Amler, Bad Tölz

Einer der Gymnasiasten will wissen, was das denn für ein Europa sein soll, von dem Alexander Radwan einerseits sagt, es müsse politisch vorausgehen, um im arabischen Raum für eine Stabilisierung zu sorgen; das aber selbst keine Einigkeit in der Flüchtlingskrise zuwege bringt. "Ich kann die Frage gut nachvollziehen", sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete in der voll besetzten Aula des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums Bad Tölz. Und dann gibt er ein paar grundsätzliche Erklärungen ab. Der Besuch endet nach zwei Stunden mit artigem Beifall der Schüler und natürlich mit vielen offenen weltpolitischen Fragen.

Radwan, Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags, sprach am Donnerstag vor Schülern der elften Klassen des Tölzer Gymnasiums, an dem 150 Asylsuchende in der Turnhalle leben, über aktuelle Krisenherde und Flüchtlingshilfe. Der Abgeordnete des Wahlkreises Starnberg, Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach benutzt ein Wortpaar gern und oft: "Klipp und klar". So sagt er den engagiert fragenden Jugendlichen klipp und klar, dass es keine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik nach deutschem Maßstab geben werde. Er warnt davor, sie erzwingen zu wollen, weil er in diesem Fall in verschiedenen Nachbarländern deutlich die Gefahr eines Rechtsrutsches sähe. Man müsse reflektieren, zu welchen innenpolitischen Entwicklungen die Flüchtlingspolitik in den 28 Ländern der EU führe. Wenn etwa Frankreich so viele Flüchtlinge aufnähme wie Deutschland, so sagt er, "schließe ich nicht aus, dass der nächste Präsident Le Pen wäre". Radwan verweist auch auf Österreich, in dem die rechtspopulistische FPÖ gerade bei den Landtagswahlen in Oberösterreich, aber auch in Wien enorm erstarkt ist. Aus dem Kreis der Gymnasiasten kommen dazu noch die Beispiele Schweiz und Polen.

Die Gymnasiasten sind erkennbar gut vorbereitet auf das Gespräch mit dem Politiker, das ihr Direktor Harald Vorleuter moderiert. Am "Gabriel" gab es bereits vor der Ankunft der Asylsuchenden eine AG Flüchtlinge. Deren Leiterin, die Deutsch- und Englischlehrerin Michaela Theil, meldet sich auch zu Wort. Freundlich hakt sie an der Stelle ein, an der Radwan - ganz CSU-Mann - die Linie des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer unterstützt, mithin auch die grenznahen Transitzonen. Theil fragt, was geschehen würde, wenn die Grenzen für die verzweifelten Flüchtlinge nach vorne verschlossen wären, während gleichzeitig der Verfolgungsdruck ihnen den Weg nach hinten unmöglich machte. Die Befürchtung der Lehrerin: "Die Grenzen dicht zu machen wird dazu führen, dass die Menschen sich bewaffnen." Beifall des ganzen Saals.

Im ersten Teil hat Radwan im Dialog mit Vorleuter über den Bürgerkrieg in Syrien, den schnell vergangenen "arabischen Frühling" und insbesondere die Lage in Ägypten gesprochen, zu dem er eine engere Beziehung hat, da sein Vater von dort stammt. Er hat den Versuch diplomatischer Lösungen der Krisen gefordert, aber auch "die Option" militärischer Einsätze. Ein Schüler meldet sich dazu und sagt: Die USA hätten immer dann militärisch in Kriegsgebieten interveniert, wenn es ihrer Wirtschaft nicht so gut ging. Der Abgeordnete will eine Grundsatzkritik an den Amerikanern so wenig teilen wie eine am vereinigten Europa. "Bei aller Kritik", so sagt er, müsse man doch festhalten, dass es weltweit nur in Europa und den USA eine freiheitlich-liberale demokratische Grundordnung gebe.

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