Bad Tölz:Verzweifelte Suche nach einer bezahlbaren Bleibe

Melanie S. (Name geändert) wurde zwangsgeräumt.

Von Claudia Koestler

Sie haben bis zuletzt gehofft: Auf eine neue, vor allem bezahlbare Wohnung, auf Rechtsmittel oder auf Nachsicht des Vermieters. Vergebens. Am Freitagmorgen standen die Gerichtsvollzieher vor der Tür der Wohnung von Melanie S. (Name geändert). In wenigen Stunden musste die 50-jährige Mutter zweier Söhne ihr gesamtes Hab und Gut packen. Ihre Wohnung wurde zwangsgeräumt, ein Handwerker tauschte die Schlösser aus. "Wir waren nicht wirklich vorbereitet, weil wir bis zuletzt dachten, es gibt noch Hoffnung, vielleicht einen Aufschub, der vor Gericht erwirkt werden kann", sagt sie. Doch es kam anders. Nun stehen sie tatsächlich auf der Straße, die Mutter und ihre beiden Buben sind offiziell obdachlos - und verzweifelt.

Der Vermieter von Melanie S. hatte das Mietverhältnis vor rund zwei Jahren gekündigt und das mit Eigenbedarf begründet. Das Verwaltungsgericht gab ihm recht. Doch die Mieterin, die von ihrem früheren Ehemann keinen Unterhalt für die elf und 17 Jahre alten Söhne erhält und deshalb auf Sozialhilfe angewiesen ist, fand trotz intensiver Suche in der Region bislang keine Bleibe. Die wenigen Mietwohnungen auf dem Markt waren und sind allesamt unbezahlbar für die 50-Jährige. Denn mittlerweile ist die Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum in Bad Tölz und Umgebung groß. Selbst gut verdienende Personen in Lohn und Brot könnten die Preise des Marktes kaum mehr tragen, weiß Waldemar Teuchert von der Diakonie.

Stefan Lerche, Unternehmer und Mitglied des Wirtschaftsforums Oberland, hat jedoch das Schicksal der Familie nicht kalt gelassen. "Da muss man doch etwas tun. Jeder Mensch hat doch auch eine soziale Verpflichtung", sagt er. Am Tag der Zwangsräumung packte er spontan mit an. Er half der "super anständigen Familie", wie er sie nennt, in letzter Minute die wichtigsten Besitztümer in seinen Bus zu packen, um sie weiter griffbereit zu haben, während das eigentliche Hab und Gut nun in Containern gelagert ist.

Seither bemüht sich Lerche, die Situation für die Mutter und ihre Söhne abzumildern und über Kontakte doch noch eine Unterkunft zu organisieren. Damit die 50-Jährige und die beiden Jungen derweil nicht in ein Obdachlosenheim müssen, übernachten sie einige Tage bei Teuchert auf dem Sofa. Eine Dauerlösung aber ist das nicht. Lerche ruft deshalb dazu auf mitzuhelfen: Wer eine Wohnung vermieten kann oder von einer bezahlbaren Unterkunft für die Familie weiß, melde sich beim Wirtschaftsforum Oberland oder der Diakonie Bad Tölz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: