Bad Tölz:Uneins über Hotelprojekt

Bad Tölz: Manuel Geiger, Geschäftsführer der Firma Arcus, hält an dem Hotelprojekt in Bad Tölz fest.

Manuel Geiger, Geschäftsführer der Firma Arcus, hält an dem Hotelprojekt in Bad Tölz fest.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Bürgermeister Josef Janker deutet erstmals an, dass die Stadt Bad Tölz die Zusammenarbeit mit der Firma Arcus beenden könnte. Der Plan für ein großes Bettenhaus, Sportstudio und fünf Wohnblocks "funktioniert so nicht".

Von Klaus Schieder

Bürgermeister Josef Janker (CSU) schließt zum ersten Mal nicht mehr aus, dass die Stadt Bad Tölz die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Hotelinvestor Arcus beenden könnte. Die Bauträgerfirma hatte ihre Pläne für das Hotel an der Arzbacher Straße zu Beginn dieses Jahres völlig umgekrempelt, was im Rathaus auf wenig Begeisterung stieß. "Wir sind mit Projektierung und Planung nicht zufrieden", sagt Janker. "Das funktioniert so nicht." Seither hat sich nichts getan, vor allem deshalb, weil das Bürgerbegehren gegen den Hotelbau vor dem Verwaltungsgericht München anhängig ist. Falls es bei der abgespeckten Version bleiben sollte, kann sich der Bürgermeister vorstellen, "eventuell einen anderen Partner zu suchen". Am Hotelprojekt selbst hält er fest.

Arcus-Geschäftsführer Manuel Geiger sieht keinen Grund, das Vorhaben in Tölz aufzugeben. "Natürlich halte ich daran fest", sagt er. Allerdings ist für ihn die Stadt am Zuge. Sie müsse klar festlegen, was sie auf dem Gelände wolle, meint Geiger. Dabei hat er vor allem die fünf Blocks mit Eigentumswohnungen auf dem Areal im Blick, die zur Querfinanzierung für das Hotel dienen sollen. Sie sind zwischen Investor und Stadt strittig. Geiger gibt sich kulant. Falls eine Umplanung gefordert werde, "wird das auch passieren" sagt er.

Die Baufirma hat ihr Exklusivrecht auf das Areal nicht wahrgenommen

Ein Vier-Sterne-Hotel mit 120 Zimmern, Restaurant, Seminarräumen und kleinem Wellnessbad, ein Drei-Sterne-Haus mit 100 Zimmern, ein Konferenzgebäude, kleine Häuser für Shops und Sport, 55 Serviced Appartements zur Querfinanzierung - so sah das Modell aus, als Geiger im Januar 2015 den Vertrag mit der Stadt unterzeichnete. Die gab ihm darin ein Exklusivrecht auf das Areal schräg gegenüber der Asklepios-Klinik. Aber trotz Verlängerungsfrist um ein weiteres Jahr nahm die Bauträgerfirma dieses Recht nicht wahr. Im Februar dieses Jahres stellte sie dagegen im Kurhaus einen völlig anderen Plan vor: nur noch ein Hotel mit 147 Doppelzimmern à 21 Quadratmeter und vier größeren Suiten, aber ohne Spa, ohne Konferenzgebäude, ohne Shops - dafür ein vierstöckiger Neubau für ein Fitnessstudio und fünf Häuser mit Eigentumswohnungen, die nicht mehr - wie die Serviced Appartements - an Gäste zeitweise vermietet werden. Zur Runde der Planer gehörte damals plötzlich auch die Feuring Hotelconsulting GmbH aus Mainz, deren Geschäftsführer Matthias Lowin rundheraus erklärte, für Bad Tölz seien zwei Luxushotels mit 220 Betten eine Nummer zu groß. Janker hingegen sagt: "Ein Hotel braucht ein kleines Spa." Das wurde zuvor auch von Arcus und vom österreichischen Projektentwickler Redserve immer wieder so kommuniziert. Dass ein solches Wellnessbad nun beispielsweise wegfalle, "bereitet Bauchweh", sagt der Bürgermeister. Das sieht Geiger offenbar anders. Für ihn liegen die neuen Hotelpläne erst einmal auf dem Tisch. Über alles Weitere zu reden, "wäre noch zu früh" sagte er.

Seit der Präsentation im Kurhaus liegt das ganze Projekt auf Eis, auch wenn Kämmerer Hermann Forster im Frühsommer noch betonte, dass die Verhandlungen hinter den Kulissen weiterliefen. "Momentan herrscht Stillstand", bestätigt Geiger. Der Grund dafür ist vor allem, dass sich vorwiegend Anwohner gegen den Bau des Hotels und der Wohnblocks stemmten, wogegen sie 2209 Unterschriften sammelten. Der Stadtrat lehnte das Bürgerbegehren ab, weil in der Begründung zu lesen stand, der Gabriel-von-Seidl-Weg müsse den Neubauten auf dem Areal weichen - was eine falsche Tatsachenbehauptung sei. Die Initiatoren reichten daraufhin Klage beim Verwaltungsgericht München ein. Der Rechtsanwalt der Stadt hat dort inzwischen eine schriftliche Begründung abgegeben, warum das Bürgerbegehren abgelehnt wurde. Bis das Gericht entscheidet, welche Seite nun Recht hat, dürften noch etliche Monate vergehen. "Alles ist in der Schwebe", sagte Janker. Mit der Firma Arcus hat er nach eigenen Angaben seit Juni keinen Kontakt mehr - was aber daran liege, dass alle auf das Urteil warteten.

Platzt das Projekt mit Arcus, gibt es auch ein Problem mit dem Wellnessbad

Sobald es vorliegt, ist der Stadtrat an der Reihe. Hält er an der Kooperation mit Arcus fest, werde man darüber reden, "ob eine Umplanung möglich ist", sagt Janker. Wenn am Ende nichts zustande kommt, will er an dem Hotelprojekt selbst dranbleiben, aber "das wird dann wohl nicht mit Arcus sein". Aber all solche Wenn und Aber seien vorläufig nichts als Wasserstandsmeldungen. "Es ist eine langwierige Geschichte, aber bei etwas, was nicht so gefällt, ist es vernünftiger, wenn man sich Zeit lässt." Platzt das Projekt mit Arcus an der Arzbacher Straße, bekommt die Stadt auch ein großes Problem mit dem Wellnessbad "Natura Tölz", das sie selbst an der Bockschützstraße bauen möchte. Auf diesem Areal steht das Sportstudio Hirsch. Das gehört zu den tragenden Säulen des Gesundheitsprogramms, das die ehemalige Kurstadt ihren Gästen anbietet. Inhaber Charly Hirsch brauche man "als Partner im Gesundheitsbereich", sagt der Bürgermeister. Könne er nicht von der Bockschützstraße weg in ein neues Studio an der benachbarten Arzbacher Straße ziehen, müsse er "eine adäquate Alternative" bekommen.

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