Bad Tölz:Uneins mit sich selbst

AfD im Starnbräu

Ob TTIP oder Pegida-Bewegung - die Meinungen der 15 AfD-Mitglieder gingen beim Treffen in Bad Tölz zum Teil weit auseinander.

(Foto: Manfred Neubauer)

Beim Kreisverband der AfD stimmen die Mitglieder nur in der Eurokritik überein

Von Petra Schneider, Bad Tölz

Eine Partei auf der Suche nach einem Profil - diesen Eindruck erweckte der Kreisverband der "Alternative für Deutschland" (AfD) beim Stammtisch am Mittwochabend im Gasthof "Starnbräu" in Bad Tölz. Denn mit Ausnahme des Themas Eurokritik, mit dem die AfD vor zwei Jahren angetreten war, gingen die Meinungen der 15 anwesenden Parteimitgliedern zum Teil ganz weit auseinander - sei es beim Thema Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA (TTIP), bei der Bewertung der Pegida-Bewegung oder auch dem aktuellen Führungsstreit im Bundesvorstand, der die lebhafte Diskussion dominierte.

90 Mitglieder gehören dem AfD-Kreisverband Oberbayern-Süd an, der die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach einschließt. Die Frauenquote liegt bei zehn Prozent. Nachdem die Mitgliederzahlen im vergangenen Jahr um 13 Prozent gestiegen sind, stagnieren sie zurzeit. "Die Querelen beim Bundesvorstand gehen nicht spurlos an uns vorüber", sagte der oberbayerische Bezirksvorsitzende Volker Stich. Dass die Machtkämpfe zwischen dem wirtschaftsliberalen Flügel um Bernd Lucke und dem nationalkonservativen um Frauke Petry und Alexander Gauland die Mitglieder an der Basis verärgert, wurde am Mittwoch deutlich.

Der Führungsstreit überlagere die inhaltliche Diskussion völlig und blockiere die Arbeit am Parteiprogramm, das im November veröffentlicht werden soll, hieß es. "Wir beschäftigen uns ausschließlich mit uns selbst, und zwischenmenschliche Probleme werden zu Problemen der Partei gemacht", schimpfte Kreisvorsitzender Mario Buchner. Der rechte Flügel um Petry und Gauland drohe den Kern der AfD zu zerstören.

Einig war man sich beim Thema Eurokritik, andere Fragen blieben offen: Will man eine Protestpartei sein oder eine Volkspartei? Sollen zuerst inhaltliche oder personelle Fragen geklärt werden? Ist es sinnvoll, das Parteiprogramm basisdemokratisch zu erarbeiten? Auch die Arbeit von Lucke wurde unterschiedlich bewertet. "Wenn der Lucke rausfliegt, geht das Ding den Bach runter, weil wir die bürgerliche Seite verlieren werden", sagte etwa Leopold von Anhalt-Dessau, Beisitzer im Kreisverband. Dagegen kritisierte Axel Zamzow den Parteigründer, der sich zwar überall in den "Parteifindungsprozess" einmische, aber ein "Dozent" sei und parteipolitische Führungsqualitäten vermissen lasse. "Wann steht endlich einer auf und fordert seinen Parteiausschluss", schloss Zamzow - was bei einigen Mitgliedern zu heftigem Widerspruch führte.

Bezirksvorsitzender Stich positionierte sich eindeutig gegen Pegida: "Wo rechter Abschaum mitmarschiert, hat die AfD nichts verloren". Die Partei müsse sich niemandem andienen. Dagegen meinte Dieter Scheidemandel, dass die AfD auch Pegida-Themen wie Asyl und Islamisierung aufgreifen müsse. "Das Finanz- und Wirtschaftsthema reicht nicht aus, um breite Unterstützung in der Bevölkerung zu finden", sagte Scheidemandel. Beim Stammtisch habe er "diametral unterschiedliche Meinungen" gehört, stellte er ernüchtert fest. "Wir müssen aber eine Basis finden, zu der wir alle stehen können."

Buchner dagegen betonte, dass unterschiedliche Meinungen und Diskussion bei einem "ergebnisoffenen Stammtisch" erwünscht seien.

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