Singender Gymnasiallehrer gewinnt Alpen-Grand-Prix:Tölzer Export-Schlager

Cornelius von der Heyden holt mit eigenem Titel den Sieg für Italien.

Von Claudia Koestler

Für die einen war es ein Tag zum Fürchten; für Cornelius von der Heyden hingegen ein Tag des Glücks: Ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., unterrichtete der singende Gymnasiallehrer aus Bad Tölz zunächst noch regulär. Dann aber warf er mittags die Kreide hinter sich, fuhr mit dem Auto nach Meran, griff im Kursaal nach dem Mikrofon, sang und gewann: Zusammen mit Orazio Ragonesi und drei jungen Tänzern aus dem Landkreis wurde er an jenem Oktobertag Sieger des 25. Alpen-Grand-Prix in der Kategorie Schlager - für Italien.

"Ein Meilenstein in der Biografie, in Marmor festgehalten", freut sich von der Heyden über die Trophäe "Prixi" und fügt an, er schwebe noch immer vor Glück. Denn damit schließe sich für ihn ein Kreis, sagt der 43-Jährige. 2008 hatte er bereits einmal mit seiner Gruppe Bergkrameraden am Alpen-Grand-Prix teilgenommen und den zweiten Platz belegt. 2010 trat er erneut an, diesmal mit seiner Band Red Roses, und räumte den ersten Preis ab. Wermutstropfen aber: Der damalige Siegertitel stammte nicht aus seiner Feder. "Nun ist es die Krönung, weil es auch der eigene Titel war. Da steckt noch viel mehr Herzblut drin", sagt von der Heyden.

Cornelius von der Heyden, Tölzer Gymnasiallehrer und Gewinner des Alpen-Grand-Prix 2017, Kategorie Schlager, mit seinem Preis

Das sei doch "ein Meilenstein in der Biografie", findet Cornelius von der Heyden, "in Marmor festgehalten".

(Foto: Claudia Koestler)

"Zeitenwende", der Alpen-Grand-Prix-Siegertitel 2017, könnte manchem bekannt vorkommen: Es ist derselbe, mit dem er vor rund einem halben Jahr beim Schlagerwettbewerb "Stauferkrone" in Göppingen angetreten war. Damals gewann er zusammen mit Ragonesi und drei tanzenden Tölzer Schülerinnen den vierten Platz. Ein Ergebnis, mit dem er nicht zufrieden war. "Der Titel ist eigentlich zu gut, um ihn ruhen zu lassen, also wollten wir es noch einmal wissen." Manchmal brauche ein hoher Gipfel eben "einen zweiten Anlauf", sagt der Sänger. Dass es nun aber tatsächlich bis ganz nach oben reichte, "das ist schon sensationell", freut er sich. "Zeitenwende" ist seiner Beschreibung nach "ein progressiver Schlagertitel, der in eine neue Zeit weisen soll". Dazu gehöre auch, dass er und Ragonesi für Meran am Auftritt, insbesondere an der Choreografie gearbeitet haben - und am Ensemble. Tölzer Schülerinnen waren nicht länger dabei, sondern semi-professionelle Background-Tänzer: Felix Müller (21) aus Wolfratshausen, Deutscher Vizemeister im Hip-Hop solo, sowie Sophie Fischer und Leonie Emde (beide 19). "Das brachte den Drive, um das Stück noch weiter nach vorne zu bringen", sagt von der Heyden. Traurig seien die Schülerinnen nicht gewesen, dass sie nicht länger mit von der Partie waren. Kurz vor dem Abitur hätten sie eh keine Zeit für einen weiteren Auftritt gehabt.

Für die Teilnahme in Südtirol habe er nur kurz geprobt, und zwar am Vorabend, als auch die Choreografie in lediglich zweieinhalb Stunden entstand. Im Kurhaus von Meran entschied er sich dann gegen ein Voll-Play-back: "Ich bin Sänger. Das will ich auch zeigen", sagt er. Eine gute Show abzuliefern, das war das erklärte Ziel der Gruppe. Und als der Auftritt - wieder mit braunem Ledermantel als Markenzeichen von der Heydens - vorbei war, habe er bereits gewusst: "Das war gut."

Bis kurz vor Mitternacht zog sich dann jedoch die Siegerehrung hin, bis klar war: "Wir holen das Ding. Das sind Momente, in denen einem das Blut in den Adern gefriert." Dass der Tölzer Lehrer den Sieg aber gar nicht für Deutschland, sondern für Italien holte, liegt zum einen an seinem Duo-Partner Ragonesi. Zum anderen aber auch daran, dass sich von der Heyden mit dem Sieg bei dem Südtiroler Musiker Oswald Sattler revanchieren wollte, der 2009 mit ihm beim Grand Prix der Volksmusik für Deutschland angetreten war.

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