Ausstellung:Spiel mit dem Licht

Malerei, Fotografie, Skulpturen und Collagen - der Tölzer Kunstverein stellt auf der Flinthöhe aus.

Von Petra Schneider, Bad Tölz

"Licht und Schatten" lautet das Thema der diesjährigen Mitgliederausstellung des Tölzer Kunstvereins. Es ist ein dankbares Thema, weil es einen Rahmen absteckt, in dem vieles möglich ist. Die 40 Mitglieder, die heuer im Kunstturm auf der Flinthöhe ausstellen, setzen sich erwartungsgemäß auf verschiedene Weise und in unterschiedlicher Qualität mit dem Thema auseinander: Inhaltlich, als Licht und Schatten im Fluss des Lebens. Ästhetisch, als Kontrastierungen oder Lichtwirkungen auf Objekte und Szenerien. Auch die Techniken sind sehr unterschiedlich: Malerei, Fotografie, Skulpturen und Collagen. Gleich im Eingangsbereich begrüßen den Besucher zwei großformatige Schwarzweiß-Fotografien von Rainer Lampadius, "Alltag in Marrakech", die des Thema beinah prototypisch umsetzen: Licht fällt durch ein wabenartiges Gitter und wirft Schatten an eine Wand. Die beiden Männer im langen Kaftan sind von den Projektionen eingeschlossen, sie wirken wie Gefangene des Lichts.

Großformatige bunte Kugeln von Jeannine Rücker hängen neben einer Serie kleinformatiger, schattenhafter Skizzen von Ulla Ott. Fast hätte man den Frauenakt von Helga Heinrich übersehen, die ein irritierendes Spiel mit der Wirklichkeit treibt, weil ihre Figur einen roten Schatten wirft. Daneben gibt es Bilder, die nicht zu übersehen sind, weil sie ihre Botschaft mit plakativer Wucht vermitteln: Etwa "Das lange Sterben" von Renée Rauchalles, ein großformatiges Ölbild, das verhungernde, afrikanische Kinder in der Wüste zeigt. Daneben kleine Kostbarkeiten wie die Fotografie von Heinz Stoewer "Antelope Canyon": Wie Stoff faltet sich der Krater des Canyons in hellen Farben- orange, lila, gelb- auf, der Sandstein bildet Senken und Erhebungen, ganz weich wirkt das Gestein. Es ist ein Bild von suggestiver Kraft, bei dem man sich Zeit nehmen muss, um es wirken zu lassen, wie auch bei der Arbeit "Monsoon Shower in Delhi" von Zamp Wimmer: Akkurate Häuserreihen vermitteln eine nur scheinbare Ordnung, denn Wimmer hat zu den analogen Schwarzweiß-Fotografien in komplizierter Technik Farben, Stempel und Zeichnungen hinzugefügt. Sie durchbrechen die Symmetrie dieser Stadt, die in fahlgelbes Licht getaucht ist.

Es ist die erste Ausstellung des Kunstvereins unter Leitung von Patrizia Zewe. Als "zukünftige" Schirmherrin spricht Stadträtin Margot Kirste, die sich überschwänglich für Zewes Engagement bedankt. "Sie ist ein Glücksfall für unsere Stadt". Zewe, die Anfang des Jahres den Kunstsalon in der Marktstraße eröffnet hat, ist im April zur Vorsitzenden des Kunstvereins gewählt worden. Zur Vernissage am Freitag hat sie den Münchner Meistersolisten Johannes Green eingeladen, der mit Ulrich Sommerrock an der Laute altenglische Lieder singt. Green ist auch Kunstfotograf und steuerte zur Ausstellung zwei ungewöhnliche Schwarz-weiß-Portraits bei.

Ausstellung: Engagiert sich für die Kunst: die Vereinsvorsitzende Patrizia Zewe. Johannes Green (stehend) und Ulrich Sommerrock begleiteten die Veranstaltung.

Engagiert sich für die Kunst: die Vereinsvorsitzende Patrizia Zewe. Johannes Green (stehend) und Ulrich Sommerrock begleiteten die Veranstaltung.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Musik ist gut gewählt: Die schlichten Lieder machen ruhig und aufnahmefähig für die visuellen Eindrücke, die im Kunstturm gut zur Geltung kommen. Zewe ist allerdings ein bisschen enttäuscht, dass nicht mehr Gäste Tölzer zur Vernissage gekommen sind. Denn zwar drängten sich die Leute am Freitag im Kunstturm, es waren aber fast nur Vereinsmitglieder. Der Aufwand für eine solche Ausstellung sei groß, sagte Zewe. "Tausende von Kunstschaffenden bleiben ewig im Schatten. Im Kunstturm haben wir die Möglichkeit, unser ganzes Schaffen zu zeigen".

Montag bis Donnerstag, 8 bis 16 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr, Eingang über Landratsamt, Samstag und Sonntag 15 bis 18 Uhr, Eingang direkt am Kunstturm, Bad Tölz, Flinthöhe.

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