Bad Tölz:Schutz für Wollgras und Kreuzotter

Natura 2000 - Managementplan

Diskussionsbedarf: Eigentümer informieren sich im Landratsamt über den Managementplan für die "Attenloher Filzen und Mariensteiner Moore".

(Foto: Manfred Neubauer)

Wasser ins Moor, Totholz belassen: Naturschutzgebiete sollen besser gepflegt werden

Von Benjamin Engel, Bad Tölz

Noch ist die Landschaft am Alpenrand zwischen Gaißach und Waakirchen (Landkreis Miesbach) reich an Tier- und Pflanzenarten. Das soll so bleiben. Deshalb wird ein Managementplan für das rund 650 Hektar große Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) "Attenloher Filzen und Mariensteiner Moore" erstellt. Die Maßnahme ist Teil des europäischen Biotopverbundnetzes "Natura 2000". Die vier Teilbereiche befinden sich im Tölzer und Miesbacher Landkreis. Experten fanden mehr als 200 bundes- und landesweit in ihrem Bestand bedrohte Arten - zum Beispiel die Kreuzotter, das zierliche Wollgras oder den Hochmoor-Perlmutterfalter. Die Fachbehörden befürworten in manchen Waldstücken mehr Totholz und alte Bäume. Hochmoorflächen im Offenland sollen wieder vernässt werden.

Die Experten stellten den Managementplan am Dienstag im Landratsamt Bad Tölz vor. Etwa 40 Grundstücks- und Waldbesitzer waren zum Runden Tisch gekommen. Einige monierten die im Vertragsnaturschutzprogramm festgelegten Schnittzeitpunkte für Wiesen erst nach dem 1. September. Sie plädierten für flexiblere Termine, da es Anfang September oft regne. Joachim Kaschek von der unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt erklärte, seine Behörde sei selbst an Vorgaben gebunden und habe keinen Handlungsspielraum.

Alfred Wagner vom Büro für angewandte Landschaftsplanung stellte verschiedene Moortypen im FFH-Gebiet vor. Er verwies auf die Kalktuffquellen an den Attenloher Hängen. In einer derartigen Größe gebe es das selten. Hinzu kämen Skabiosen-Scheckenfalter in großer Zahl. Weil diese sich von bestimmten spät blühenden Pflanzen wie dem Teufelsabbiss ernährten, schlug er vor, bestimmte Flächen erst von Mitte September an zu mähen.

Gerade im südlichen Teil der "Attenloher Filzen" bei Gaißach seien Streuwiesen nicht mehr gemäht worden. Auf ihnen seien Gehölze gewachsen. Dadurch würden kleinere Wiesenpflanzen verdrängt. Um die Artenvielfalt zu erhöhen, sollten Besitzer vermehrt Streuwiesen mähen. Hochmoorflächen, aus denen Torf entnommen wurde, sollten wieder vernässt und die alten Gräben geschlossen werden.

Buchen und ausgesprochen viele Weißtannen gibt es im Bergmischwald zwischen 660 und 860 Höhenmetern. Björn Ellner vom regionalen Kartierteam Oberbayern mahnte allerdings, dass das Wild sehr viele junge Weißtannentriebe auffresse. Damit der Baum nicht verschwände, müssten die Wildtiere mehr gejagt werden. Generell sollten Eigentümer mehr Totholz im Wald - im FFH-Gebiet gibt es beispielsweise noch Moorwald, Erlen und Erlen-Eschenwälder - stehen lassen. Außerdem fehlten vielfach alte Bäume. In die Berg-Kiefern-Moorwälder sollte nicht eingegriffen werden.

Wie Martin Bachmann, Leiter des Kartierungsteams Oberbayern, erklärte, gehe es nicht darum, dass sich Grundbesitzer und der Naturschutz bekämpften. Die Maßnahmen seien nur für die Behörden verbindlich, für Besitzer freiwillig. In den nächsten vier Wochen können sich Nutzer zum Managementplan beraten lassen oder Widerspruch einlegen.

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