Bad Tölz:"Rosi! Rosi!"

Gealtert, aber immer noch gut: Die Spider Murphy Gang bringt das Kurhaus zum Kochen.

Benjamin Engel

Spider Murphy Gang

Gereifte Herren, die ihr Handwerk beherrschen: Die Spider Murphy Gang brachte im Tölzer Kurhaus alte, aber auch junge Fans auf Hochtouren.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zugegeben: Schwabing ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Doch wenn die Spider Murphy Gang vom "Sommer in der Stadt" singt oder ihren alten Hit "Schickeria" anstimmt, reißt es das Publikum im voll besetzten Tölzer Kurhaus von den Sitzen. Ältere Herren in Jeans und Hemd genauso wie zwei junge Mädchen im Dirndl, die bei "Schickeria" auf dem Gang zu tanzen beginnen. Viele klatschen im Rhythmus und singen jede Zeile mit. Da möchte man gar nicht glauben, dass Frontmann Günther Sigl auch schon 65 ist und die Spider Murphy Gang soeben ihr 35-jähriges Bandjubiläum gefeiert hat.

Zum Unplugged-Konzert am Samstag sind auch viele junge Leute gekommen. Die mit der Gang gereiften Fans sind an diesem Abend aber eindeutig in der Überzahl. Und sie feiern die Band um Sigl und Barny Murphy auch nach 35 Jahren frenetisch. "Es is a bisserl a Zeitreise, da kommen Erinnerungen hoch an meine Sturm-und-Drang-Zeiten", sagt Klaus aus Bad Tölz. Damals in den 80er Jahren feierte die Spider Murphy Gang ihre größten Erfolge. Klaus kaufte alle ihre Platten. Auf wie vielen Konzerten er seitdem gewesen ist, kann er gar nicht mehr sagen.

"Ich bin mit der Spider Murphy Gang aufgewachsen, die waren in jeder Lebensphase mit dabei", sagt auch Alexandra aus Bad Tölz. Es ist ihr erstes Konzert. Doch die Musik hat sie schon immer bei ihren Eltern gehört. Sie schwärmt vom "Sommer in der Stadt": "I kauf ma a Maß am Chinesischn Turm und flanier mit Dir auf der Leopoldstraß". "Das ist so reell!", sagt sie ganz aufgekratzt.

Doch die Spider Murphy Gang hat eindeutig mehr zu bieten als nur ihre alten Hits. Dass sie den Rock'n Roll im Blut haben, beweisen die Musiker mit Klassikern von Elvis Presley wie "That's allright Mama" oder "Rock around the clock" von Bill Haley. Nicht zu vergessen Chuck Berry, der die Spiders maßgeblich beeinflusst hat. Da zeigen sie ihr ganzes Können, allen voran Otto Stanoloi, der an Saxofon und Querflöte als Solist brilliert. Und Pianist Ludwig Seuss bringt das Publikum mit abenteuerlich-rasanten Boogie-Woogie-Läufen zum Toben.

Es sind nicht zuletzt die Fans, die ein Konzert der Spider Murphy Gang zum Erlebnis machen. Und die können es am Ende kaum mehr erwarten. "Rosi! Rosi!", schreit Alexandra vor der Zugabe in Richtung Bühne. Und "Rosi" bekommt sie dann auch. Denn ohne ihren (einzigen) Nummer Eins-Hit "Skandal im Sperrbezirk" könnte die Spider Murphy Gang wirklich nicht die Bühne verlassen.

Nach dem Konzert ist Alexandra überglücklich - und doch auch irgendwie ein bisschen wehmütig. "Man denkt, es könnte vielleicht das letzte gewesen sein", sagt sie. Daran mag man nach einem Konzert wie diesem nun aber wirklich nicht denken.

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