Radikaler Kurswechsel für "Alpamare":Ruhen statt rutschen

Das Spaßbad soll zur Wellness-Oase umgebaut werden - obwohl viele Touristen nur wegen des Eventcharakters in die Stadt kommen.

Von Klaus Schieder

Alpamare Bad Tölz

Alpamare Bad Tölz Alpamare Bad Tölz, Rutschen, Außenanlagen, 24.07.2013, © Manfred Neubauer Foto: Manfred Neubauer

(Foto: Manfred Neubauer)

Seit 40 Jahren gehört das "Alpamare" zu jenen Einrichtungen in Bad Tölz, die scharenweise Gäste anlocken. Bürgermeister Josef Janker (CSU) schätzt, dass die Kurstadt dem über die Region hinaus bekannten Erlebnisbad, das sieben Rutschen, Indoor-Surfen, Wellenbecken, Tauchen, Jodsole-Therme und Sauna bietet, um die 100 000 Übernachtungen pro Jahr zu verdanken hat. Die Besucherzahlen sind jedoch bereits seit Jahren rückläufig. 2007 kamen noch 500 000 Badegäste, derzeit sind es nur mehr 200 000. Die Stadt plant nun ein völlig neues Konzept für das Alpamare. "Es soll kein Spaßbad mehr sein", sagt Janker. Stattdessen soll es in eine Wellness-Oase umgewandelt werden, "wie sie nur in Bad Tölz stehen kann".

Dies würde bedeuten, dass zum Beispiel die beliebten Rutschen und andere lärmintensive Angebote verschwinden. Die Pläne der Stadt sehen ein Bad zur "Entschleunigung" für die Besucher vor, wie es Janker ausdrückt, "nicht mehr Halligalli und lustig, sondern Ruhe, Abschalten, Runterfahren." Das Alpamare soll dafür mit Elementen ausgestattet werden, die der Bürgermeister als archetypisch für Bad Tölz ansieht: Isar, Wasser, Jod, Salz. So kann er sich etwa eine Art Isarstrand in dem Bad vorstellen. Ein Grundkonzept dafür soll ein Architekturbüro entwickeln, "das sind ja kreative Menschen". Herauskommen soll eine Wellnessoase, die es so nicht schon in anderen Orten gibt. Man wolle "keinen Abklatsch, keine Kopie von etwas Bestehendem", sagt Janker.

Die Stadt kann dieses Vorhaben nur angehen, weil sie - anders als früher - ins Alpamare investieren will. Vor vier Jahren hatte die Jod AG, der das Alpamare gehört, ein Konzept unter dem Titel "Tölzer Quellen" vorgelegt und dafür Zuschüsse von der Stadt beantragt. Dies lehnte der Stadtrat damals ab. Im Wettstreit mit anderen Erlebnisbädern, die von Kommune subventioniert werden, kämpfe man "mit ungleich langen Spießen", sagt Anton Hoefter, Chef der Jod AG. Die neuen Überlegungen der Stadt hält er grundsätzlich für tragfähig. Die Nachfrage nach Spa sei da, sagt er - "wenn es richtig gemacht wird". Dazu zählt er insbesondere die Ausstattung mit für Bad Tölz spezifischen Elementen als "Alleinstellungsmerkmalen".

Allerdings will Janker auch andere Standorte in der Kurstadt für ein Wellnessbad prüfen lassen, ebenso die Kosten für einen Neubau. In Frage kämen nach seinen Worten der Parkplatz an der Arzberger Straße, die Flinthöhe beim Hallenbad oder auch die Wandelhalle. "Darüber darf es keine Denkverbote geben", sagt er. Das könnte allerdings das Aus für das Alpamare bedeuten, dem Janker als Spaßbad jedoch ohnehin keine Zukunft gibt: "So wie jetzt wird es nicht weitergeführt werden."

Diesen Satz mag Hoefter weder unterschreiben noch kommentieren. Er hat aber nichts dagegen einzuwenden, dass die Stadt Alternativen erwägt. Politisch sei das richtig, meint er: "Wir müssen eben beweisen, dass unser Standort besser ist." Mit dem Alpamare als Spa-Bad will Bad Tölz seine Touristen, aber auch Einheimische vor allem in der Zwischensaison oder während langer Regenperioden bedienen. Zum Beispiel jene Gäste, die im eben erst wieder eröffneten Haus Isarwinkel des Bahn-Sozialwerks ganz in der Nähe übernachten. Von dort hat Janker erfahren, "dass fast alle ins Alpamare gehen".

Wie viel Geld die Stadt investieren muss, ist unklar. Eines weiß der Bürgermeister allerdings schon: "Billig wird das nicht." Bis zum Herbst soll das Grundkonzept für das Alpamare vorliegen. Dann entscheidet der Stadtrat, wie es mit dem bekannten Tölzer Erlebnisbad weitergehen soll.

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