Bad Tölz:Mumbai - ein Albtraum für Tölzer Taxler

Christian Bertl und Fritz Meister haben sich für einen TV-Sender in die Verkehrshölle der indischen Metropole gestürzt.

Benjamin Engel

"Und Sie sind wirklich die Chefin des Taxiunternehmens?" Noch heute muss Bettina Mathé vom Tölzer Taxiunternehmen Much herzlich lachen über die verdatterten Mienen der beiden indischen Taxifahrer, die im Mai bei ihr waren. "Dass eine Frau etwas zu sagen hat, noch dazu in einem Taxiunternehmen, und dass Männer unter ihr arbeiten, konnten sie überhaupt nicht fassen", erzählt sie. Die beiden hätten darauf bestanden, sich zum Abschluss mit ihr fotografieren zu lassen. "Sonst glaubt uns das zu Hause niemand, haben sie mir gesagt", fügt Mathé schmunzelnd hinzu.

Wie es zu dieser Situation gekommen ist? Ende März klingelte bei Mathé das Telefon. Der Fernsehsender Kabel 1 suchte für seine neue Serie "Stellungswechsel" zwei Taxifahrer, die bereit waren, mit zwei Kollegen aus einem Land außerhalb Europas für eine Woche den Arbeitsplatz zu tauschen und sich dabei filmen zu lassen. "Da habe ich keine Sekunde gezögert, zuzusagen", erzählt Mathé. Und so fiel die Wahl auf ihre Tölzer Mitarbeiter Christian Bertl und Fritz Meister.

Mich bringt eigentlich nichts so schnell aus der Ruhe, aber Mumbai mit seinen 28 Millionen Einwohnern hat mich fertig gemacht" - noch immer ist der 56-jährige Meister tief beeindruckt von seiner Zeit in der indischen Metropole. Der erste Eindruck: überall Baustellen, Staub, eine unglaubliche Hitze von mindestens 35 Grad Celsius und dazu noch dieser höllische Verkehr. "Die haben sich an keinerlei Verkehrsregeln gehalten, sind bei Rot über die Ampel gefahren, haben einfach links und rechts überholt und dauernd gehupt." Und eine Sache hatte Meister vor dem Flug nach Mumbai, von dem er erst am Abreisetag erfuhr, da noch gar nicht bedacht. "In Indien herrscht Linksverkehr, da wollte ich eigentlich von vornherein keinen Fuß mehr in ein Taxi setzen", sagt Meister.

Dass Fahrgäste und Routen schon vorher feststanden, wusste Meister nicht. Aber auch so waren die Touren für das Taxiunternehmen Parvez abenteuerlich genug. Mit einem umgebauten Fiat von 1948 hat sich der Taxler oft genug verfahren. Dank der Verständigung mit Händen und Füßen und zwischendurch ein paar Brocken Englisch kam Meister trotzdem an sein Ziel. Nach zwei Tagen sei er dahinter gekommen, was das Hupen zu bedeuten hatte. "Zweimal Hupen heißt so viel wie ich überhole jetzt." Und bei Rot über die Ampel fahren, das gehe auch nur, solange kein Polizist in der Nähe sei.

Nie wird Meister vergessen, wie er um fünf Uhr früh einen Gastronomen zur Großmarkthalle gefahren hat. "Die eingekauften Lebensmittel haben wir ungesichert auf das Dach des kleinen Fiats geladen, und wenn einer runterfiel, wurde kurzerhand angehalten und der Sack wieder aufs Dach geworfen." Seinem Kollegen Bertl brach sogar einmal während der Fahrt der Schaltknüppel ab.

Von den interessanten Begegnungen mit den Menschen vor Ort ist Meister immer noch fasziniert. "Die Leute sind so arm, manche haben nur T-Shirt und Hose, schlafen auf der Straße und sind trotzdem so freundlich und hilfsbereit." Und wer ein Dach über dem Kopf habe, wohne oft sehr beengt. Eine kleine Baracke Reihe sich an die nächste. "Ich weiß jetzt erst so richtig zu schätzen, wie gut es uns in Deutschland geht", sagt Meister. Am Dienstag, 9. August, sind seine Erlebnisse um 20.15 Uhr auf Kabel 1 zu sehen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: