Bad Tölz:Moralt plant Umzug

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Der Tölzer Hersteller von Türsystemen sieht in der Kurstadt keine Zukunft mehr. Ein Bauantrag auf eine neue Lagerhalle wurde abgelehnt, Grund ist der Hochwasserschutz

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Firma Moralt AG plant ihren Wegzug aus der Kurstadt. "Wir wollen Bad Tölz nicht verlassen, aber wir müssen", sagt Vorstandsvorsitzender Klaus Feile. Seit langem hat der Hersteller von Türsystemen an seinem Standort an der Lenggrieser Straße das Problem, dass einige Hallen fast 100 Jahre alt sind und nicht mehr den Anforderungen der Statik, des Brandschutzes und des Betriebsablaufs genügen. Den Bauantrag für eine neue Lagerhalle auf dem Firmengelände hat der Bauausschuss des Stadtrats am Donnerstag jedoch einstimmig abgelehnt. Feile hält mit seinem Ärger nicht hinterm Berg. "Ich bin von den Socken", sagt er. "Das war unfair."

Stadtbaumeister Hanns Strunz äußerte im Ausschuss seine Verwunderung darüber, dass die Firma Moralt gleich einen Bauantrag stellte, anstatt strittige Fragen zunächst über einen Vorbescheidsantrag klären zu lassen. Es sei zum Beispiel ungewiss, wie die Erschließung des Baugrundstücks zur Bundesstraße 13 erfolgen soll, sagte er. Außerdem liegt das Areal auf dem Gebiet zweier Kommunen - zum großen Teil auf Tölzer, zum kleinen auf Gaißacher Flur. Deshalb wäre ein "interkommunaler Bebauungsplan" nötig, sagte Bauamtsleiter Christian Fürstberger: "Das ist nicht so einfach." Die größte Rolle spielt jedoch der Hochwasserschutz. Das Firmengelände befindet sich in einem Überschwemmungsgebiet der Isar. Das Wasserwirtschaftsamt habe dort mehrere Maßnahmen projektiert, aber noch nicht angefangen, sagte Strunz.

Das weiß auch Feile. Mit der Fachbehörde ist er schon länger in Kontakt. Mitte 2013 habe er ein Schreiben des Wasserwirtschaftsamtes bekommen, wonach der Umsetzung des Hochwasserschutzes nichts mehr im Wege stehe. Die Firma Moralt habe sich bereit erklärt, sich von dem Werksbach zu trennen, der über das neun Hektar große Gelände fließt und bei einer Überschwemmung viel Wasser auf dieses Areal spült. Wichtig sei nur, dass Moralt noch seine Löschwasserbehälter füllen könne, sagt Feiler. Das neue Lagergebäude sollte auf einem 80 Zentimeter hohen Wall errichtet werden, ebenfalls wegen des Hochwasserschutzes. "Wir haben alles versucht", sagt der Vorstandsvorsitzende. "Aber wir können den Hochwasserschutz nicht bauen, wir können ihn nicht einfordern und nicht beschleunigen."

Über diese Problematik fanden im Vorfeld der Sitzung bereits Gespräche zwischen der Firma, der Stadt und dem Landratsamt statt. Den Vorwurf, dass er nicht zunächst einen Vorbescheidsantrag stellte, weist Feile zurück. Vor drei Wochen habe ihm Bürgermeister Josef Janker (CSU) gesagt, "dass wir einen Bauantrag stellen sollen und dass er ihn persönlich unterstützen wird". Janker bestätigte in der Sitzung am Donnerstag die Gespräche, fügte aber hinzu: "Was sollen wir tun, wenn so viele ungeklärte Punkte vorliegen und nicht abgearbeitet sind?" Dem Bürgermeister ist nach eigenen Worten bewusst, dass die neue Lagerhalle im "vitalen Interesse" der Firma Moralt liegt. Er sicherte die Hilfe der Kommune auch im Namen der Stadträte zu. Er glaube, für alle zu sprechen, wenn er eine zügige Bearbeitung des Bauantrags zusage, sobald alle Unterlagen vorlägen, betonte Janker. Im Ausschuss regte sich kein Widerspruch. "Solange der Hochwasserschutz nicht geklärt ist, brauchen wir nicht zu diskutieren", sagte Franz Meyer-Schwendner (Grüne). Jeder wolle die Firma Moralt in Tölz halten, sagte Camilla Plöckl (SPD). Es sei aber "nicht verständlich, wenn man das alles nicht vorher abklärt".

Feile hatte nicht damit gerechnet, dass der Bauantrag gleich durchgewunken wird. Aber man hätte ihm doch Fristen setzen können, statt den Antrag abzuschmettern, sagt er. Bis 2017 läuft der Pachtvertrag mit dem Eigentümer des Firmengeländes, der Certina Holding AG. Mit Vorstand Hans Wehrmann hat Feile keine Probleme: "Er hat immer gesagt, was für Moralt in Ordnung ist, das ist auch für mich in Ordnung." Zu lange kann Feile nicht warten, um einen Standort für eine neue Halle zu finden. "Das ist zu ein großes Risiko." Deshalb sieht er sich derzeit in der Region nach Alternativen um. Einen Wegzug aus Tölz würde er bedauern, nicht zuletzt, weil alle 33 Mitarbeiter im engen Umkreis der Firma wohnen. Ihr kurzer Weg zum Arbeitsplatz sei ein Grund dafür, dass Moralt ein klimaneutrales Unternehmen sei. Wirtschaftlich geht es der Firma laut Feile sehr gut. Gerade habe man den Auftrag für 2000 Türen für ein neues Hotel in Hongkong bekommen, sagt er.

© SZ vom 29.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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