Bad Tölz:Knabenchor vor Existenzproblemen

Nach dem Tod von Stefan Schörghuber streicht das neue Management das Sponsoring. Die Stadt sagt ihrem Imageträger Unterstützung zu.

Klaus Schieder

Mit dem Tod von Stefan Schörghuber hat der Tölzer Knabenchor seinen Hauptsponsor verloren. Das neue Management der Schörghuber-Unternehmensgruppe entschied sich dafür, das berühmte Ensemble finanziell nicht mehr zu unterstützen. Für den Chor sei dies "existenziell schwierig", sagt Pressesprecher Peter Schulz. "Wenn ein so potenter Sponsor wegfällt, wird es natürlich eng."

Einen Zuschuss von 100 000 Euro gewährt die Stadt Bad Tölz. Auf diese Summe wird auch nicht mehr die gut 14 800 Euro teure Miete für das Jugendcafé angerechnet, das die Tölzer Knaben zuletzt gar nicht nutzten. Dies beschloss der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats am Dienstag einstimmig.

Anders als anderen Knabenchören fehlt dem Tölzer Ensemble ein Internat. Und damit die Existenzsicherung zum Beispiel über einen kirchlichen Träger. "Wir müssen so viele Konzerte singen und damit so viele Honorare einsingen, damit wir die Ausbildung finanzieren können", sagt Schulz. Der Gründer des Knabenchors, Gerhard Schmidt-Gaden, habe gesagt, dass ihn die Existenzangst um seine jungen Sänger seit 55 Jahren begleite wie die Musik selbst.

Das Angewiesensein auf Honorare ist das Problem der Tölzer Knabenchor gGmbH. Andere Chöre könnten "mit einem Lächeln über ein Nein des Veranstalters hinwegsehen", sagt Schulz. "Wir stehen der praktischen Überlegung gegenüber, ob wir es drunter machen und ein wenig nachgeben, wenn ein Veranstalter nicht das Honorar zahlen will", das für ein so berühmtes Ensemble angebracht sei. Die Ausbildung der jungen Sänger ist kostspielig. Neben teuren Mieten für Schlafräume und Probensäle in München fielen beispielsweise auch Personalkosten für die sieben Stimmbildner an, die "etwas übertariflich gegenüber normalen Musikschullehrern" bezahlt würden, sagt Peter Schulz.

Die Suche nach Sponsoren gestaltet sich schwierig. Sie habe sich durch die derzeitige Wirtschaftssituation nicht eben verbessert, berichtet der Pressesprecher. In einer Firma, die gerade Leute entlassen habe, stehe sofort der Betriebsrat auf der Matte, wenn bekannt werde, "dass sie, wohin auch immer, Sponsoring betreibt". Andere Unternehmen verwiesen auf andere Anfragen nach Spendengeldern und lehnten ab, "weil sie sonst einen Begünstigten und 99 Beleidigte haben". Besser sieht es bei Privatpersonen aus, vor allem in der Generation der Rentner. Von ihnen bekomme der Chor "viele, aber kleinere Beträge", sagt Schulz. Die Summen bewegten sich zwischen 120 und 5000 Euro.

Für Bad Tölz ist der Knabenchor nach wie vor ein Imageträger. Darin waren sich die Stadträte im Hauptausschuss einig. Er sei "ein Aushängeschild, ganz klar", sagte Anton Mayer (CSU). Allerdings monierte er, dass die Unterlagen für den Zuschussantrag schon im Frühjahr hätten vorliegen können. Dem pflichtete Bürgermeister Josef Janker (CSU) bei.

Er gab aber zu bedenken, dass "der Sponsorenbereich schlimm ist, wir sehen das bei der Tölzer Bürgerstiftung, wir sehen das überall". Auch nach dem Dafürhalten von Pressesprecher Schulz ist der Knabenchor "ein Riesenwerbeträger" für die Kurstadt. Man lege CDs, Magazine und Prospekte der Stadt bei Gastspielen aus und trage damit den Namen Bad Tölz hinaus in die Welt. "Das ist, primitiv gesagt, eine Werbemaßnahme, so viele Anzeigen kann man gar nicht schalten".

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