Bad Tölz:Immobilien-Tausch: Idee überrascht Tölzer Stadträte

Kulturhaus Alte Madlschule

Was die Pfarrgemeinde nach einem Erwerb mit der Alten Madlschule machen würde, ist noch nicht bekannt.

(Foto: Manfred Neubauer)

Fraktionen zeigen Verständnis für Kulturvereine der Madlschule

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Fraktionen im Tölzer Stadtrat stehen den Plänen von Bürgermeister Josef Janker (CSU) zu einem großen Immobilientausch erst einmal abwartend gegenüber. Der Tenor: Die Idee sei viel zu frisch, noch fehlten Fakten für ein dezidiertes Urteil. Geht es nach Janker, dann soll die Erzdiözese München und Freising das Klostergebäude der Franziskaner kaufen, die Stadt die Franzmühle von der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt, die Pfarrei wiederum die Alte Madlschule von der Kommune. Gegen das Vorhaben protestieren die Kulturvereine "Komische Gesellschaft" und "Lust" sowie die Ballettschule "Studio1", die in der Madlschule schon seit Jahrzehnten zu Hause sind. "Die Reaktionen sind im Moment verständlich, aber auch überzogen", findet SPD-Fraktionssprecher Willi Streicher.

Auf die Seite der Kulturvereine stellt sich Franz Mayer-Schwendner (Grüne). "Was auf alle Fälle sein muss, ist maximale Transparenz", sagt er. Gerade die vermissen die Vorsitzenden Verena Peck (Komische Gesellschaft) und Sepp Müller (Lust), die dem Bürgermeister vor allem übel nehmen, dass er sie im Vorfeld nicht über seine Pläne informiert hat. Auch ihr Argument, das alte Kulturhaus mit seinem historischen Flair und seinem Raumangebot sei in Tölz einzigartig, vermag Mayer-Schwendner nachzuvollziehen. "Das kann man nicht so einfach an einen anderen Ort transportieren", sagt er. Wie die beiden Vereine verweist auch er auf das reibungslose Zusammenspiel der Kulturschaffenden in der Madlschule. Das Haus stehe für die "Sozialisation sehr vieler Menschen" in den vergangenen drei Jahrzehnten, "dort hat sich eine bestimmte Kultur zusammengefunden". Über eine künftige Nutzung lässt sich für den Grünen-Stadtrat erst dann diskutieren, wenn bekannt wird, was die Pfarrgemeinde mit dem Gebäude nach einem Kauf vorhat. Das sei bis jetzt völlig unklar, sagt Mayer-Schwendner. Und noch etwas stellt er klar: Bei einer Abwägung der Interessen "würde ich rein monetäre Gründe nicht gelten lassen".

Josef Steigenberger würde sich zunächst freuen, wenn die Erzdiözese, die schon die Franziskanerkirche im Vorjahr für den symbolischen Preis von einem Euro vom Orden erworben hat, nun auch das alte Klostergebäude der Stadt abkauft. "Die Kirche bei der Kirche", sagt der CSU-Fraktionssprecher. Früher sei das ja nicht möglich gewesen, "weil man Stiftungen nicht tauschen konnte". Was die Alte Madl-schule betrifft, so sei ihm klar, dass die Theatergruppen billige Räume benötigten, um zu proben und Stücke aufzuführen. Aber falls dies künftig nicht mehr möglich wäre, "würden wir schon was anderes finden", ist sich Steigenberger sicher.

Auch die Freie Wähler Gemeinschaft (FWG) hat sich bisher nicht näher mit der Gebäude-Rochade befasst. "Genauso wie die Stadt sind wir noch in der Findungsphase", sagt Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann. Den Ringtausch hält er persönlich für "ganz gut", wobei die Zukunft der Alten Madlschule allerdings ein eigenes Thema sei. "Da wissen wir alle noch zu wenig, um uns ein genaues Bild zu machen." Mit den Argumenten der Kulturvereine und anderen Nutzer werde man sich auseinandersetzen, allerdings müssten sie sich vorerst keine Sorgen wegen eines Auszugs machen. "In den nächsten Jahren wird sich wenig tun in dieser Richtung", meint Wiedemann. Einen Kauf der Franzmühle durch die Stadt bezeichnet er als richtigen Schritt, "ich könnte mir dort auch soziale Einrichtungen vorstellen".

Die Sozialdemokraten im Stadtrat haben sich ebenfalls noch nicht auf eine Position festgelegt. Es gebe keine Meinung, "weil die Fakten nicht da sind", teilt Streicher mit. Zuerst muss dem Fraktionssprecher zufolge das Wertgutachten für die drei Immobilien auf dem Tisch liegen, das die Stadt in Auftrag gegeben hat. "Dann muss man sich unterhalten", sagt Streicher und fügt mit Blick auf die Alte Madlschule hinzu: "Ich bin sicher, wir finden eine Lösung."

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