Bad Tölz:Grantig, hungrig, ausgefuchst

Bad Tölz: Beim "Jägerwirt" kehren sowohl der Krimiautor Dinesh Bauer als auch der Protagonist seines neuen Krimis gerne ein - auch wenn das Gasthaus im Buch "Schmiedwirt" heißt.

Beim "Jägerwirt" kehren sowohl der Krimiautor Dinesh Bauer als auch der Protagonist seines neuen Krimis gerne ein - auch wenn das Gasthaus im Buch "Schmiedwirt" heißt.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Dinesh Bauers jüngster Alpenkrimi "Bayerisches Roulette" spielt wieder im Tölzer Land. Auch zwischen dem Autor und seinem Protagonisten Schorsch Wammetsberger gibt es Parallelen

Von Anja Brandstäter, Bad Tölz

Eine Anti-Terror-Übung nahe der Kurstadt, und der Unimog bleibt auf halber Strecke liegen. Das hat Schorsch Wammetsberger gerade noch gefehlt! Der Polizist ist hundemüde, saugrantig und hat Hunger - und dann stößt er auch noch auf eine Leiche. So beginnt der neue Alpenkrimi "Bayerisches Roulette" von Dinesh Bauer. Bei dem Toten handelt es sich um ein Mitglied aus Wammetsbergers Wilderer-Bruderschaft. Das verlangt natürlich nach Rache. Und dabei setzt Wammetsberger auf seine ganz eigenen Methoden.

Nach "Toter Winkel" ist "Bayerisches Roulette" der zweite Krimi, in dem Dinesh Bauer, gebürtiger Wolfratshauser, Wammetsberger ermitteln lässt. Die Handlung spielt im Tölzer Land. Alle Orte und Plätze sind authentisch, tragen aber erfundene Namen. Bad Brennbruck etwa ist zweifelsfrei Bad Tölz. Die Metzgerei "Rauch", in der Wammetsberger seine Leberkassemmeln kauft, steht in Lenggries. Und der "Schmiedwirt", in den der Polizist vorzugsweise einkehrt, heißt im richtigen Leben "Jägerwirt" und wird in Kirchbichl mittlerweile in der vierten Generation von der Familie Rank betrieben.

Auch Autor und Protagonist scheinen einander nicht unähnlich zu sein. Bauer selbst bezeichnet sich als "Querulant und bayerischer Dickschädel". Und das, sagt er, müsse man auch sein, wenn man Bücher schreibe.

Dinesh Bauer - ein merkwürdiger Name. Sein Vater habe einst für Linde in Indien gearbeitet, erzählt er. Diesem Umstand habe er seinen dritten Vornamen zu verdanken. Hans-Peter Dinesh Bauer steht in seinem Pass. An diesem Mittwochmittag sitzt Bauer in Kirchbichl und verspeist ein riesiges Schnitzel mit Kartoffelsalat. Das steht beim "Jägerwirt" immer auf der Speisekarte und ist eine echte Empfehlung. Dazu trinkt Bauer ein Helles. Nicht nur Schorsch Wammetsberger, dem Polizeihauptmeister von Bad Brennbruck, schmeckt das Essen in diesem Ambiente gut. Die gemütliche Wirtsstube ist voll besetzt, auf den Tischen dampfen Köstlichkeiten aus der Region. An den Wänden hängen Jagdtrophäen und historische Bilder. Selbstverständlich gibt es auch einen Herrgottswinkel.

Drei Damen sitzen am Nebentisch und freuen sich, als Dinesh Bauer anhebt, eine Kostprobe aus seinem Alpenkrimi vorzulesen. Das tut er mit lauter, klarer Stimme. Der 54-Jährige hat kurzes, zerzaustes Haar und sieht so aus, als hätte er in der vergangenen Nacht nicht allzu viel geschlafen. Mit kariertem Hemd, Trachtenjanker und Jeans passt er hervorragend in diese Wirtshauskulisse.

"Ich bin im Tölzer Land aufgewachsen", erzählt er. "Die bayerische Landschaft hat mich ebenso geprägt wie die Begegnung mit den alpenländischen Sagen und Legenden, die aus der Urkraft der Mythologie schöpfen." Ihn fasziniere die uralte Kunst des Fabulierens und Erzählens, das Spiel der Varianten und Variationen zwischen wahrer Begebenheit und dichterischer Wahrheit.

Nach einem Journalistik-Studium in München arbeitete Bauer zunächst als freier Journalist für Magazine und Internet-Publikationen, bis er nach 25 Jahren seinen ersten Krimi schrieb. Die Protagonisten hatte er da schon längst im Kopf: skurrile Typen, Urbayern, die aus einem Radius von 60 Kilometern nicht hinausgekommen sind. "Beim Graben nach kriminellen Geschichten lockt mich das Wundersame, Authentische, Hintersinnige und Skurrile", erzählt er. Geschichtskenntnisse sind Bauer dabei sehr wichtig.

Er liebt seine Heimat und die bayerische Sprache. Seine Hauptakteure zeichnet er geschliffen scharf: Sie sind bauernschlau, pragmatisch, grantig, hinterfotzig, aber auch liebenswert. Sie mögen das, was sie schon immer kennen. Neues ist ihnen suspekt. Und Anti-Terror-Übungen, das steht außer Frage, können ihnen ein für allemal gestohlen bleiben.

Am Freitag, 17. Februar, liest Dinesh Bauer in der Geretsrieder Buchhandlung Ulbrich (Karl-Lederer-Platz 3) aus "Bayerisches Roulette, Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro, Reservierung unter Telefon 08171/630 00 oder per E-Mail unter buecher-ulbrich@t-online.de

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