Bad Tölz:Firmenareal unter dreifacher Flagge

Bad Tölz plant zusammen mit Reichersbeuern und Greiling ein Gewerbegebiet auf ehemaligem Schießplatz

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

Der Tölzer Stadtrat hat sich mehrheitlich für eine Beteiligung am geplanten interkommunalen Gewerbegebiet Am Kranzer ausgesprochen. Die drei Grünen-Stadträte Andrea Grundhuber, Peter Priller und Richard Hoch stimmten dagegen. Sie kritisieren den hohen Flächenverbrauch für eine Gewerbeansiedlung und die damit einhergehende Zersiedelung der Landschaft, auch wenn diese auf Reichersbeurer Flur stattfinde.

Auf zwölf Hektar auf dem ehemaligen Schießplatz, der zur Gemeinde Reichersbeuern gehört, planen die Gemeinden Greiling und Reichersbeuern gemeinsam mit der Stadt Bad Tölz ein Gewerbegebiet. Alle drei Kommunen erhoffen sich Synergieeffekte durch die Kooperation. Vor Kurzem hatte sich der Gemeinderat Reichersbeuern für die Beteiligung ausgesprochen. Dem Tölzer Stadtrat lag am Dienstag der Grundsatzbeschluss vor. Doch an dessen Formulierung schieden sich die Geister. Erstens, so bemängelten die Kritiker, impliziere die Formulierung, dass sich der Tölzer Stadtrat "grundsätzlich für eine Beteiligung an einem noch zu gründenden Zweckverband" für das neue Gewerbegebiet jetzt schon verpflichte, sich an dem Projekt zu beteiligen, obgleich noch nicht alle Zahlen und Fakten auf dem Tisch lägen. Zweitens stieß ihnen auf, dass dort lärmintensive Betriebe angesiedelt werden sollen, die Fläche eher als Industriegebiet verwendet werde. Ihm sei klar, dass Tölzer Betriebe Flächen für ihre Entwicklung bräuchten, sagte Hoch. Dennoch appellierte er an seine Ratskollegen, die Chancen und Risiken des neuen Gewerbegebiets Am Kranzer abzuwägen. Grundhuber sprach vom Seltenheitswert des Gebiets und wie wichtig es für den Tourismus sei, eine intakte und schöne Landschaft zu haben.

Bürgermeister Josef Janker (CSU) relativierte die Aussagen: Man beschließe in dieser Sitzung nicht das Gewerbegebiet per se, es sei noch kein Quadratmeter gekauft. Es gehe vielmehr darum, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, die eben Aussagen über Naturschutz, Kosten und vieles mehr treffen soll. Ohne diese Studie könne der Stadtrat letztlich keine Entscheidung treffen. Man kaufe doch kein Grundstück, das vorher nicht auf Altlasten untersucht worden sei.

Das sah auch Peter Meyer-Schwendner (Grüne) so. Er stimmte zwar gegen seine Fraktionskollegen mit der Stadtratsmehrheit, meinte aber auch, dass es einer exakteren Definition bedürfe, was an Gewerbe auf dem ehemaligen Schießplatz angesiedelt werden solle.

Keinesfalls möchte er ein Gewerbegebiet wie es die Gemeinde Kochel in Pessenbach habe. Dort sind heimische Betriebe in der Minderheit, stattdessen hätten sich große Ketten aus dem Lebensmittel- und Textilbereich angesiedelt. "Das möchte ich verhindern. Das gehört in den Beschluss rein."

Der Stadtrat verständigte sich darauf, dass für die formelle Gründung eines Zweckverbands ein eigener Beschluss nötig ist. Zuerst soll die Machbarkeitsstudie vorliegen, die bis zu 20 000 Euro kosten wird. Die Kosten teilen sich Bad Tölz (50 Prozent), Greiling (20 Prozent) und Reichersbeuern (30 Prozent).

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