Bad Tölz:Falscher Bombenalarm

Weil ein Bauarbeiter blauen Rauch entdeckte, kam es zu einem Großeinsatz an der Tölzer Berufsschule. Der Phosphorfund erwies sich aber als ungefährlich.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Gut zwei Stunden lang sah es am Freitagnachmittag so aus, als schlummerte im Gelände der Tölzer Berufsschule noch eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei den Arbeiten für den Erweiterungsbau, den der Landkreis derzeit auf der Fläche des alten Lehrerparkplatzes errichtet, hatte ein Baggerfahrer eine tiefe Lehmschicht im Hof der Schule freigelegt. Dabei bemerkte er kurz hach 15 Uhr, dass aus dem Erdaushub ein bläulicher Rauch aufstieg, der unangenehm roch. Der 25-Jährige aus Lenggries verständigte daraufhin seinen Chef. Beide hegten den Verdacht, dass es sich möglicherweise um einen Sprengkörper handeln könnte und alarmierten deshalb die Freiwillige Feuerwehr Bad Tölz, die mit 26 Einsatzkräften ausrückte.

Das Gelände wurde gesperrt, ein Sprengstoffexperte hinzugezogen

Zusammen mit der Polizei sperrte die Feuerwehr das gesamte Areal der Berufsschule und die benachbarte Gudrunstraße ab. "Evakuierungen waren nicht nötig", teilt Alois Grünwald von der Tölzer Polizei mit. Um den Grund für den bläulichen Rauch herauszufinden, wurde Feuerwerker und Sprengstoffexperte Martin Radons hinzugezogen, der im Auftrag des Freistaats schon mehrere Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg in ganz Bayern entschärft hat.

Eine Bombe oder eine Granate fand er auf der Baustelle in Tölz allerdings nicht, nachdem noch mehr Erde freigelegt und untersucht worden war. In der Lehmschicht seien lediglich minimale Rückstände von weißem Phosphor entdeckt worden, die sich bei Kontakt mit Luft selbst entzünden und gefahrlos abbrennen, teilt Grünwald mit. Wie der Phosphor ins Erdreich an der Berufsschule kam, ist noch vollkommen unklar. "Sprengmittel oder Rückstände davon konnten nicht festgestellt werden." Für die Anwohner bestand nach Angaben von Grünwald "zu keiner Zeit eine Gefahr". Die Baustelle wurde wieder freigegeben.

Der Fund einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg wäre in Bad Tölz, anders als in anderen Städten und Gemeinden in Bayern, ziemlich ungewöhnlich. Denn obwohl die Nationalsozialisten schon 1934 eine SS-Junkerschule - das heutige Landratsamt - gebaut hatten, blieb die Kurstadt von Angriffen der Alliierten aus der Luft verschont. Das einzige Bombardement traf am 2. Februar 1945 den Bahnhof von Bichl, wobei 22 Menschen ums Leben kamen. Allerdings kam es immer wieder vor, dass die alliierten Piloten nach einem Angriff auf deutsche Städte ihre übrig gebliebenen Bomben auf dem Flug zurück über die Alpen im Oberland abwarfen, wenn das Kerosin knapp wurde.

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