Bad Tölz:Er ist Priester - und das ist gut so

Bad Tölz: Sein Outing war ein Bruch mit der katholischen Kirche und ein Aufbruch: Peter Priller wurde Geistlicher der Alt-Katholiken - hier beim Besuch in Rom.

Sein Outing war ein Bruch mit der katholischen Kirche und ein Aufbruch: Peter Priller wurde Geistlicher der Alt-Katholiken - hier beim Besuch in Rom.

(Foto: oh)

Peter Priller ist seit 25 Jahren Geistlicher. Erst war er in der katholischen Kirche, bis er sich als schwul outete. Dann wechselte er zu den Alt-Katholiken.

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz

25 Jahre, ein Vierteljahrhundert im Dienst des Glaubens: Peter Priller würde sagen, es seien Jahre im Dienst an den Menschen gewesen. Priller feiert an diesem Samstag sein Silbernes Priesterjubiläum - kein ganz normales Jubiläum eines ganz besonderen Geistlichen. Der 55-Jährige hat sich als schwul geoutet, wurde exkommuniziert - und wechselte zu den Alt-Katholiken. Seit 20 Jahren leitet er nun ehrenamtlich die Gemeinde in Bad Tölz. Im Hauptberuf arbeitet Priller in der Münchner Beratungsstelle "Rosa Alter", die sich an ältere Schwule, Lesben und Transgender richtet.

Priller stammt aus einem katholischen Elternhaus, besuchte das Internat der Benediktiner im Kloster Schäftlarn. Gedrängt wurde er nicht, Priester zu werden. Aber abgeraten hat ihm auch niemand. Am 29. Juni 1991 wurde er im Freisinger Dom zum Priester geweiht, am 7. Juli feierte er seine Primiz in seiner Heimat Bad Feilnbach. Unter freiem Himmel, mit dem Wendelstein als Kulisse und 8000 Gläubigen. So etwas hebe einem schon auf ein Podest, erzählt Priller. "Das tut gut, zwängt dich aber auch in ein Korsett." Dieses Korsett spürte er bald nach seiner Primiz als Kaplan in Bad Tölz. Sich nicht zu seiner sexuellen Orientierung bekennen zu dürfen, seine Beziehung verheimlichen zu müssen, damit konnte Priller nicht leben.

Es kam zum Bruch. Oder besser zum Aufbruch, wie Priller erzählt, mit allen Konsequenzen für sein Leben. Ein Wagnis - "dafür muss ich geradestehen bis zum Jüngsten Tag. Das verleiht einem eine gewisse Autonomie". Eine neue Heimat fand Priller bei den Alt-Katholiken. Bei ihnen gibt es kein Pflichtzölibat, Homosexualität wird anerkannt, Frauen können Priesterinnen werden. Die Alt-Katholiken erkennen die Dogmen des Ersten Vatikanischen Konzils von 1870 nicht an, insbesondere nicht die Unfehlbarkeit des Papstes. Eigentlich die perfekte Kirche für liberale Zeiten.

Warum die Alt-Katholiken nicht überrannt werden? "Das frage ich mich auch", sagt Priller. Der Name sei abschreckend, weil er erzkonservativ klinge. Heute gibt es etwa 20 000 Alt-Katholiken in Deutschland, in der Pfarrei München circa 650. Als Kurat ist der 55-Jährige zuständig für 100 Christen. Einerseits sei seine Gemeinde überschaubar, man kenne sich, was ein Vorteil sei. Der Nachteil ist, dass die alt-katholische Kirche erst bei mehr als 200 Gläubigen eine hauptamtliche Priesterstelle schafft. Priller wurde auch zwei Mal für die Grünen in den Tölzer Stadtrat gewählt. 1994 hat er den Verein SchuTz für Schwule und Lesben in Bad Tölz und im Oberland mitbegründet.

Mögen auch immer weniger Menschen in der westlichen Welt Interesse an Religion zeigen, für den 55-Jährigen bleibt der Glaube wichtig. "Sonst bräuchte ich nicht Priester zu sein. Manches in meinem Leben hätte wohl einfacher sein können." Der christliche Glaube berge große Chancen, "bestimmte Denkmuster" müssten über Bord geworfen werden. Natürlich könne man als Humanist als guter Mensch leben und Gutes tun, ohne Religion. "Aber der Humanist hängt auch in der Luft, denn: Warum sollte er Gutes tun?" Dies ist seiner Überzeugung nach besser in einem christlichen Weltbild begründbar.

Vieles in seinem Leben sei gut gelaufen. "Ich bin zufrieden, was nicht heißt, dass ich mich zurücklehnen werde." Dafür sei er zu gerne Seelsorger. Eben schon 25 Jahre lang. Oft müsse er in diesen Tagen an seinen Primizspruch denken: "Lasst euch mit Gott versöhnen." Gegensätze aussöhnen, Brücken überwinden wollte und wolle er. Es müsse nicht alles eitler Sonnenschein sein. "Aber das letzte Wort muss die Versöhnung sein."

Festgottesdienst am Samstag, 2. Juli, 16 Uhr, in der Leonhardikirche bei Dietramszell. Es singt der Kirchenchor Fischbach. Anschließend Brotzeit mit Musik im Gasthaus Peiß

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