Bad Tölz:"Ein Sieg für die Bürger"

Das Landratsamt informiert ausführlich über den Gerichtsbeschluss zum Geretsrieder Trinkwasser

Von Felicitas Amler, Bad Tölz

Das Landratsamt sieht sich im Trinkwasserstreit mit Geretsried in allen drei Punkten bestätigt: Das Wasser wird weiter gechlort, den Bürgern wird uneingeschränkt geraten, es abzukochen, und es gilt die Anordnung, dass die Stadtwerke Geretsried eine Ultrafiltrationsanlage bauen müssen. Der Beschluss des Verwaltungsgerichts München, mit dem ein Eilantrag der Stadt Geretsried gegen diese drei Anordnungen zurückgewiesen wurde, sei letztlich "ein Sieg für die Bürger", sagte Franz Hartmann, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamts, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Landratsamt. Der Beschluss war am 21. Juli gefallen. Das Landratsamt stellte ihn jetzt im Detail vor.

Hartmann sieht sich seit vergangenem Oktober, als er auf Funde von Keimen in Wasserproben reagiert hatte, mit heftigster Kritik konfrontiert. Landrat Josef Niedermaier (FW) betonte am Donnerstag noch einmal, das Gesundheitsamt tue nichts anderes, als seiner gesetzlichen Verpflichtung nachzukommen. Auf Seiten der Kritiker sei dagegen vielfach "im Halbwissen hin und her geredet" und es seien "Tatsachen verdreht" worden. Die Gefährdung durch belastetes Trinkwasser sei keineswegs hypothetisch, sagte der Landrat. Und Hartmann konkretisierte dies: Säuglinge könnten an belastetem Wasser sterben, ebenso könnten ältere Menschen bedroht sein und alle, deren Immunsystem geschwächt ist - Aidskranke etwa oder Menschen in Chemotherapie.

Mit der Stadt Geretsried - die ohnedies vorsorglich bereits den Beschluss zum Bau einer Ultrafiltration gefasst hat - sei er kontinuierlich im Gespräch, sagte Niedermaier: "Da ist Kooperationsbereitschaft zu spüren." Dagegen wisse er aus Königsdorf, das dieselbe Trinkwasserproblematik wie die Nachbarstadt hat, aktuell nichts. Jedenfalls nicht von Bürgermeister Anton Demmel (FW). Lediglich in der Lokalpresse habe er gelesen, dass der Königsdorfer Gemeinderat wohl über das Thema gesprochen habe - nicht öffentlich.

Chlorung Gerestried Königsdorf

Ein Dutzend Ordner: Der Trinkwasserstreit bereitet dem Landratsamt und damit Christine Bonnet, Leiterin der Öffentlichen Sicherheit, viel Arbeit.

(Foto: Manfred Neubauer)

Der Leiter des Gesundheitsamts war bemüht, intensiv darzulegen, warum Äußerungen wie jene, es sei nichts mehr drin im Wasser, "unverantwortlich" seien. Man müsse sich vorstellen: Geretsried und Königsdorf förderten zusammen jährlich zwei Millionen Kubikmeter Wasser. Selbst wenn man tausend Proben ziehen würde, hätte man erst einen Kubikmeter Wasser untersucht, sagte Hartmann. Wenn man also schon in einer kleinen Probe einen Fäkalkeim entdecke, sei dies ein Hinweis darauf, wie hoch die Belastung insgesamt sein müsse. Der Landrat assistierte: "Es schwimmt nicht nur ein Keim darin."

Außerdem, so wiederum Hartmann, handle es sich um Indikatorkeime: "Das sind ja nur die Warnlampen." Sie deuteten darauf hin, dass auch alle anderen Keime aus dem Darm von Mensch oder Tier im Wasser seien, die man nicht auf direktem Weg nachweisen könne. Die beschwichtigenden Stellungnahmen von Sprechern des Karlsruher Technologiezentrums Wasser (TZW), auf die man sich in Geretsried berufen hat, nannte Hartmann "in grober Weise unseriös". Christine Bonnet, Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit, sagte, das Landratsamt beurteile das TZW nicht als komplett neutral, sondern als "Trinkwasserversorger-freundlich".

Mit Bonnets und Niedermaiers Unterstützung nannte Hartmann auch die Art und Weise, in der er von Vertretern der beiden betroffenen Kommunen - meist in Abwesenheit - angegangen wurde, äußerst beleidigend. Er persönlich habe dies als "unseriös, hinterhältig und fies" empfunden.

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