Bad Tölz:Die grüne Wiese soll bleiben

Der Bauausschuss lehnt einstimmig den Antrag eines Immobilienbüros ab, das nördlich des Oberen Griesfelds Doppel- und Reihenhäuser bauen will. Das Unternehmen gibt trotzdem nicht auf.

Von Suse Bucher-Pinell

Bad Tölz: Knapp die Hälfte der Wiese zwischen den neuen Häusern im Oberen Griesfeld und der Bundesstraße 472 will ein Immobilienunternehmen mit Reihen- und Doppelhäusern bebauen. Der Bauausschuss lehnte einstimmig ab.

Knapp die Hälfte der Wiese zwischen den neuen Häusern im Oberen Griesfeld und der Bundesstraße 472 will ein Immobilienunternehmen mit Reihen- und Doppelhäusern bebauen. Der Bauausschuss lehnte einstimmig ab.

(Foto: Manfred_Neubauer)

So knapp Grundstücke in der Stadt sind und so schwierig sich die Suche nach einer Immobilie oder einer Wohnung gestaltet - um jeden Preis will der Bauausschuss dann doch kein neues Bauland ausweisen. Einstimmig lehnte das Gremium am Dienstag den Antrag eines Immobilienunternehmens ab, das im nördlichen Bereich des Oberen Griesfelds eine Fläche von 1,4 Hektar mit 34 Wohneinheiten bebauen will. Die Doppel- und Reihenhäuser sowie ein frei stehendes Objekt sollen zwischen der Bundesstraße 472 und dem erst vor wenigen Jahren fertiggestellten Neubaugebiet um Enzian- und Akeleistraße entstehen. Die Wiese wäre damit noch nicht ganz zugebaut, es blieben bis zur Straße immer noch rund 2,1 Hektar frei, die teilweise im Besitz der Stadt sind, bisher aber ebenfalls ohne Baurecht.

Das vorgelegte Konzept stammt von der Wohnungsbaugesellschaft Ter Brinke, einem international tätigen Unternehmen mit einer Niederlassung auch in Wolfratshausen. Den Bauausschuss überzeugte es nicht. Zu wenig öffentliche Grünfläche, zu viel Flächenverbrauch für Straßen, nur große Bäume, die hauptsächlich auf privaten Grundstücken vorgesehen sind ohne Garantie, dass sie dort später je gepflanzt werden. "Sehr verkaufsoptimiert", kritisierte Bauamtsleiter Christian Fürstberger, "im Ansatz nicht das, was Sie sich vorgestellt haben." Er spielt damit auf eine Entscheidung des Bauausschusses an, die zweieinhalb Jahre zurück liegt.Damals hatte der mittlerweile gestorbene Tölzer Immobilienunternehmer Johannes Krauß einen formlosen Antrag auf Bebauung der Wiese gestellt, den das Gremium mehrheitlich ablehnte.

In der Diskussion formulierte es gleichzeitig gewisse Erwartungen, die über die jetzigen Pläne hinaus gehen. Für Margot Kirste (FWG) gehören dazu nach wie vor alternative Wohnformen, wo mehrere Generationen zusammen leben, wo es Gemeinschaftsplätze gibt und auch einen Lebensmittelladen samt Fußwegen. Eine reine Wohn- und Schlafstatt lehnt sie ab ebenso wie Andrea Grundhuber (Grüne). Camilla Plöckl (SPD) warnte außerdem vor der Versiegelung des Bodens, weil die Wiese ein wichtiger Wasserrückhalt sei.

Fürstberger argumentierte noch auf einer anderen Schiene. Er nahm sich die Bevölkerungsentwicklung in der Stadt vor, die gegen die Ausweisung eines größeren Baugebiets spreche. Von 2011 auf 2012 ist Tölz um 1,2 Prozent auf 18463 Einwohner gewachsen. Im Jahr davor sogar um 1,7 Prozent und damit um einiges mehr als das, was allgemein unter einem organischen Wachstum verstanden werde. Es liegt zwischen 0,7 und maximal einem Prozent, so steht es auch in der "Vision Bad Tölz 2030".

Fürstberger meint, dass der gewünschte Einwohnerzuwachs allein dadurch zu erreichen sei, dass vorhandene Baulücken geschlossen und einzelne Grundstücke innerhalb der Stadt bebaut werden. "Eine Neuausweisung ist nicht unsere Zielrichtung", sagte er. Vor allem im Kurviertel entstehe immer wieder neuer Wohnraum durch Umwandlung von ehemals touristisch genutzten Häusern oder einzelnen Neubauten.

Carlo Wentink, Geschäftsführer der Wolfratshauser Ten Brinke-Niederlassung, überraschte die deutliche Ablehnung des Ausschusses am Dienstag. In den vergangenen zwei Jahren habe sein Unternehmen den Tölzer Immobilienmarkt genau beobachtet und festgestellt, dass Wohnungen fehlen. "Die Nachfrage ist aus unserer Sicht sehr hoch", sagte er der SZ. Vor allem an bezahlbaren Reihenhäusern mangle es in Tölz. Die und auch einige Doppelhäuser würde sein Unternehmen, das in Wolfratshausen die Angerwiese entwickelt hat, gerne im Oberen Griesfeld bauen. Das Grundstück ist bereits gekauft.

Wentink hatte gehofft, dass die Stadt das "wohl durchdachte Konzept" als Grundlage für eine Weiterentwicklung zu einem Gesamtkonzept nehme, das möglicherweise das gesamte Gebiet bis zur Bundesstraße einbeziehe. Es sei völlig normal, dass der erste Plan nicht verwirklicht werde. Aufgeben wird er nicht: "Wir werden das Gespräch suchen mit dem Bürgermeister und dem Bauamt", sagte er.

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