Bad Tölz:Die drei G

Bad Tölz: Den neuen Kreisvorstand der Raiffeisenbank bilden (v. li.) Christian Glasauer, Vorsitzender Manfred Gasteiger und Johann Gröbmair.

Den neuen Kreisvorstand der Raiffeisenbank bilden (v. li.) Christian Glasauer, Vorsitzender Manfred Gasteiger und Johann Gröbmair.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Raiffeisenbanken haben einen neuen Kreisvorstand. An seiner Spitze steht Manfred Gasteiger

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Der Kreisvorstand der Raiffeisenbanken im Landkreis wird künftig von "den drei G" geführt. Auf diese Kurzformel brachte Manfred Gasteiger scherzhaft den Personalwechsel im Führungsteam. Damit spielte er darauf an, dass außer ihm als Vorsitzendem auch seine beiden Stellvertreter Johann Gröbmair und Christian Glasauer einen Nachnamen haben, der mit dem selben Anfangsbuchstaben beginnt. Die Neubesetzung wurde nötig, nachdem Helmuth Lutz, der 23 Jahre lang den Kreisvorsitz inne hatte, zum Ende vorigen Jahres in den Ruhestand ging, ebenso wie sein Stellvertreter Karl Hupp. "Wir sind keine operative Einheit, die für die Strategie und solche Dinge zuständig ist, sondern eine Arbeitsgemeinschaft", umschrieb Gasteiger die Aufgabe des Kreisvorstands bei der Vorstellung in der Filiale Tölzer Land.

Dem Führungstrio obliegt vor allem die Zusammenarbeit im Marketing, Sponsoring und der Produktgestaltung. Ansonsten arbeiten die drei Raiffeisenbanken Isar-Loisachtal, Beuerberg-Eurasburg und Tölzer Land mit ihren Zweigstellen selbständig. "Wir machen uns gegenseitig keinen Wettbewerb, sondern sehen uns als geschlossen", sagte Gasteiger. Durch den Kreisvorstand sei die Wahrnehmung der genossenschaftlichen Geldinstitute "größer als bei jeder einzelnen Bank", hob Glasauer hervor. Einen weiteren Vorteil sieht Gasteiger darin, dass Vereine, die um Fördermittel bitten, nur einen Ansprechpartner haben und nicht zu den drei Hauptsitzen in Wolfratshausen, Beuerberg und Bad Tölz gehen müssen.

Energiewende Oberland und Gebirgsschützen, Dorfhelferinnen und Isartalwanderer, Volkshochschulen, Jugendfeuerwehren, Kräuterpädagoginnen und Ring junger Landwirte - der Kreisvorstand unterstützt zahlreiche Organisationen und Vereine. 2016 hätten die Raiffeisenbanken im Landkreis rund 160 000 Euro ins Sponsoring gesteckt, teilte Gasteiger mit. Hinzu kommen eigene Wettbewerbe wie "Sterne des Sports" oder der Oberland-Firmenlauf. Der neue Kreisvorsitzende dankte ausdrücklich all jenen Mitarbeitern, die diese Veranstaltungen zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben vorbereiten: "Eine tolle Leistung."

Im neuen Kreisvorstand sind die Chefs der drei Raiffeisenbanken vertreten. Johann Gröbmair leitet die Filiale Isar-Loisachtal in Wolfratshausen mit 126 Angestellten und zwölf Auszubildenden, Christian Glasauer führt die Filiale Beuerberg-Eurasburg mit 51 Beschäftigen und zwei Azubis, Gasteiger selbst ist Vorsitzender der Filiale Tölzer Land mit 170 Mitarbeitern und acht Azubis. Insgesamt haben die Raiffeisenbanken 26 Geschäftsstellen und 38 Geldautomaten im Landkreis. Sie zählen etwa 20 000 Genossenschaftsmitglieder und circa 60 000 Kunden. Das sei "eine ordentliche Reichweite", befand Gasteiger. Auch zu den Finanzen hatte er ein wenig Statistik mitgebracht: Die Bilanzsumme belaufe sich auf rund 1,3 Milliarden Euro, die Anlagen der Kunden auf insgesamt etwa eine Milliarde, das Kreditvolumen liege bei etwa 900 000 Euro.

Um ausreichend Nachwuchs machen sie sich im Kreisvorstand vorerst keine Sorgen. "Das Interesse an Ausbildungsplätzen ist nach wie vor groß", erklärte Gröbmair. Die Tendenz schaut allerdings nicht ganz so erfreulich aus. Der demografische Wandel geht auch an den Raiffeisenbanken nicht spurlos vorbei, zudem nimmt die Zahl der Realschüler ab, die gleich nach der Mittleren Reife eine Lehre zum Bankkaufmann beginnen. Sie gehen eher auf die Fachoberschule, um dann zu studieren. "Wir merken schon ein gewisses Abschmelzen", gestand Gröbmair. Auf der anderen Seite bekomme man häufiger Bewerbungen von Studienabbrechern.

Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank wirkt sich auch auf die drei Raiffeisenbanken aus. In Absprache mit einzelnen Kommunen erhebe man in der Filiale Tölzer Land zum 15. Januar nun doch Negativzinsen für Anlagevolumen von mehr als einer halben Million Euro, kündigte Gasteiger an. In der Zweigstelle Isar-Loisachtal gibt es sie seit Jahresanfang für Geschäfts- und Firmenkunden für je ein Konto mit mehr als 200 000 Euro. Die Zahl der betroffenen sei begrenzt, so Gröbmair: "Wir sind auf ein hohes Verständnis getroffen, aber natürlich macht das keinen Spaß." Da die EZB ihre Politik erst einmal beibehält, vermag niemand aus dem Kreisvorstand zu sagen, wie es weitergeht und ob vielleicht auch Privatkunden mit entsprechendem Vermögen Negativzinsen zahlen müssen. Dieses Wort mag Gasteiger nicht verwenden, er spricht lieber von "Verwahrentgelt". Dennoch: "Wenn auch unser Haus mit Strafzinsen gelegt wird, würde das die Genossenschaftsbanken schädigen."

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