SZ-Adventskalender:Der lohnende Kampf am Sprossenstuhl

Mit der Petö-Methode können behinderte Kinder selbst Fortschritte erzielen. Das ist anstrengend, macht den Buben und Mädchen aber trotzdem Spaß. Der Adventskalender hat die Lebenshilfe bei der Anschaffung der Hilfsmittel unterstützt

Von Ingrid Hügenell, Bad Tölz

Die Anstrengung steht ihm ins Gesicht geschrieben: Johannes (Name geändert) ist mit allen Sinnen darauf konzentriert seine Hände auf der Sprossenleiter nach oben zu schieben, zuzupacken, sich festzuhalten und schließlich aufzustehen. "Jaaaa, super Johannes. Schau, du stehst ganz alleine!" ruft seine Lehrerin und Konduktorin Eva Kovacs-Kreidlmayer ihm fröhlich zu. Das und die Tatsache, dass er es alleine geschafft hat, zaubert ein Strahlen in seine Augen und ein breites Lächeln ins Gesicht.

Mit dieser Szene beschreibt Lebenshilfe-Pressesprecherin Susanne Gotzler, wie die Leser der SZ mit ihrer Spende für den Adventskalender behinderten Buben und Mädchen wie Johannes nicht nur eine Freude gemacht haben, sondern sie auch in ihrer Entwicklung unterstützen. Kovacs-Kreidlmayer wendet bei Johannes die konduktive Förderung nach Petö an. Eine Fördermethode, die tägliches und für die Kinder hartes Training verlange, aber häufig auch kleine Wunder hervorbringe - nämlich ein selbständiges Aufstehen aus dem Rollstuhl, erstmals eigenes Treppensteigen, das eigenhändige Löffelns eines Joghurts oder das für gesunde Kinder simple, eigene Stehen.

Eva Kovacs-Kreidlmayer ist Spezialistin für die konduktive Förderung. Der ungarische Arzt Andras Petö hat diese Methode entwickelt, die verschiedene Muskelpartien anspricht und die Koordination trainiert. Motorische Fähigkeiten werden dabei mit alltäglichen Handlungen verknüpft. "Unsere Kinder und Jugendlichen erhalten so eine ganzheitlich Förderung, die ihnen zu einem möglichst selbständiges Leben verhelfen soll", sagt Konduktorin Kovacs-Kreidlmayer. Die Hilfsmittel nach Petö wie Schiebeleiter, Sprossenstühle oder Haltegriffe erlauben es den Kindern sich abzustützen, hochzuziehen oder zuzugreifen. "Jeder noch so kleine, hart erkämpfte Fortschritt summiert sich zum großen Ganzen", erklärt Gotzler.

Die notwendigen konduktiven Möbel sehen einfach konstruiert aus, kosten aber viel Geld. Sie sind - wie so häufig - nicht über den normalen Schul- und Förderaufwand zu finanzieren. Ein vergleichsweise simpel aussehender Sprossenstuhl schlägt schnell mal mit einigen hundert Euro zu Buche. "Die SZ hat hier große Unterstützung für die Lebenshilfe-Schule geleistet", sagt Gotzler. Mit insgesamt 17 000 Euro habe sie es ermöglicht, unter anderem Petö-Hilfsmittel anzuschaffen, mit denen Johannes und seine Schulkameraden fleißig üben. Sie machen das übrigens freiwillig, berichtet Sabine Pfeifer, Leiterin der Von-Rothmund-Schule. "Denn auch unsere geistig behinderten Kinder haben feine Antennen dafür, wie sie von ihrer Umwelt wahrgenommen werden. Sie wollen so selbständig wie möglich sein."

So können Sie helfen

Hier können Sie sicher online spenden:

http://www.sz-adventskalender.de/onlinespende

Überweisungen sind auf folgende Konten möglich:

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00

BIC: SSKMDEMM

Sparkasse Bad Tölz - Wolfratshausen

IBAN: DE61 7005 4306 0000 0004 55

BIC: BYLADEM1WOR

Jede Spende wird ohne Abzug dem guten Zweck zugeführt. Alle Sach- und Verwaltungskosten, die entstehen, trägt der Süddeutsche Verlag.

In der Von-Rothmund-Schule der Lebenshilfe mit der Stammschule in Bad Tölz und fünf Partnerklassen im Landkreis werden derzeit über hundert geistig und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche vom Kleinkindalter bis zum jungen Erwachsenen unterrichtet. Sie alle sind mehr oder weniger stark in ihrer Sinneswahrnehmung eingeschränkt und brauchen entsprechende Unterstützung. Auch sie profitieren von der großzügigen Spende, die die vielen Spender des SZ-Adventskalenders ermöglicht haben.

Besonders die sogenannte Lightbox kommt dabei allen Kindern der Schule zugute. Diese Box ist ein Lichtkasten mit einer bestimmten Lichtstärke, auf den spezielles Arbeitsmaterial - durchsichtige, stark eingefärbte Formen, Farben oder Bilder - aufgelegt werden kann. Durch den so erzeugbaren deutlichen Kontrast, können die Kinder, sehbeeinträchtigte und alle anderen ebenso, leichter Formen, Farben, Zahlen, Buchstaben oder ähnliches erlernen und üben. Auch hier gilt der bekannte Grundsatz "Therapiematerial ist teuer": Box und Arbeitsmaterialien kosten knapp 4 500 Euro.

"Dank der unspektakulären Hilfe des SZ-Adventskalenders können alle Kinder der Lebenshilfe-Schule Therapiematerial nutzen, mit dem sie durch ihr hartes Training und stetes Üben ein wenig mehr Selbstständigkeit und auch Selbstbewusstsein erlangen können", sagt Sabine Pfeifer. Weitere Therapiemittel wären hoch willkommen. Die Lebenshilfe dankt den Lesern der SZ herzlich, die das durch ihr Spendenengagement ermöglichen.

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