Bad Tölz:Cheers! To the Irish Folk

Bad Tölz: Die Formation "Armagh Rhymers" eröffnete das Festival im Tölzer Kurhaus mit einer Art Mummenschanz.

Die Formation "Armagh Rhymers" eröffnete das Festival im Tölzer Kurhaus mit einer Art Mummenschanz.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein Festival begeistert. Im Zentrum steht Nordirland

Von Martina Schulz, Bad Tölz

Die Fans irischer Musik kamen bei der Northern Lights Tour des Irish Folk Festivals, das am Sonntag erstmals in der Kurstadt gastierte, auf ihre Kosten. Im Zentrum der Gastspiele 2015 steht Nordirland, dessen Kultur aufgrund seiner von den "Troubles" geprägten Geschichte lange in der Öffentlichkeit vernachlässigt wurde, aber gerade dadurch einen unverfälschten musikalischen Stil beibehalten hat.

Drei Bands und ein Songwriter sangen und musizierten über Liebe, Freiheitsstreben, Emigration und Heimat. Immer wieder wurden Lieder gespielt, die fahrende Musikanten geschrieben haben, die das Land mit ihren Texten und Melodien durch seine dunkle Geschichte trugen.

Die Armagh Rhymers eröffnen das Festival mit einem an Mummenschanz erinnernden Auftritt. Unter großen Weidenmasken setzten sie Sprechgesang ein, der in traditionelle irische Melodien übergeht. Der Songwriter Barry Kerr bildet im Anschluss einen Gegenpol zu den quirligen Rhymers. Nur mit Gitarre im Bühnennebel stehend, bannt er das Publikum mit Texten über die Nöte des modernen Irland. Besonders eindringlich ist der Auftritt Gráinne Hollands, die auf Gälisch singt. Sie wurde in Belfast in einem Viertel groß, das wie kein anderes von den Unruhen geprägt war. Die Einwohner nutzten das Gälische einerseits als Geheimcode, den die Engländer nicht verstanden, und andererseits als eine Möglichkeit, ihre Identität zu waren. Und auch wenn keiner im Kursaal die Texte versteht, transportiert Holland die Emotionen eindringlich.

Doch der Abend ist keineswegs von Schwermut geprägt. Dafür geht der Klang von Flöte, Fiddle, Banjo, Gitarre und Bodhrán (die irische Trommel) zu sehr unter die Haut. Wenn die Rapparees irische Balladen mit größtem Enthusiasmus präsentieren, dann gibt es kein Halten mehr, dann muss man einfach im Rhythmus mitwippen.

Und spätestens bei den drei Zugaben, als alle Künstler gemeinsam auf der Bühne stehen, bleiben nur noch wenige im Saal auf ihren Stühlen sitzen. Wie heißt es doch in einem der Lieder? "So lift your glasses!" Ja, und stoßt an: auf den Irish Folk.

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