Bad Tölz:Bad und Baden

Freibad Eichmühle 19 GRad 31.7.2012

Auch im Freibad Eichmühle gehörten schwimmende Inseln viele Jahre zum Badespaß. Das soll nun Geschichte sein.

(Foto: Manfred Neubauer)

Egon Johannes Greipl referiert im Tölzer Naturfreibad

Das Barock dürfte nicht gerade eine Zeit der Wohlgerüche gewesen sein. Die Menschen hielten damals wenig vom Baden, was nicht alleine für das einfache Volk galt. Auch der Adel stülpte sich lieber Perücken über den Kopf und puderte sich ein, als sich die Haare und den Körper zu waschen. Szenenwechsel: Auf den Salzschiffen und Flößen machte sich ein junger Mann verdächtig, wenn er schwimmen konnte. Die Spediteure und Salzbarone hatten Angst, so einer könnte schnell über Bord springen und sich ans Ufer retten, wenn Gefahr drohte - und die kostbare Fracht somit im Stich lassen. Davon erzählt der Historiker und Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz in seinem Vortrag "Wasser ist zum Waschen da. Ein Badeausflug mit Egon Johannes Greipl" an diesem Dienstag, 7. Juli. Falls das Wetter schön bleibt, findet die Veranstaltung im Naturfreibad Eichmühle in Bad Tölz statt. Wenn nicht, referiert Greipl im Stadtmuseum in der Marktstraße. Beginn ist um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Mit dem ungewöhnlichen Veranstaltungsort will Museumsleiterin Elisabeth Hinterstocker das Tölzer Naturfreibad mehr ins Blickfeld rücken. Die Kurstadt könne sich "wirklich glücklich schätzen, noch ein so schönes, nostalgisches Bad mit einem ganz besonderen Flair zu besitzen", meint sie. Damit hebe es sich von "vielen x-beliebigen Warmbädern oder Freizeitbädern ab". Für Hinterstocker leben in der Eichmühle noch Erinnerungen an vergangene Zeiten weiter. Das Naturbad wird von den Tölzer Stadtwerken betreut, die damit allerdings keine großen Gewinne erwirtschaften. Sie pflegten aber "ein Stück Tölzer Kulturgeschichte", betont die Museumsleiterin.

Egon Johannes Greipl, der in der Dreiflüssestadt Passau auch im Stadtrat sitzt, hat Hinterstocker eingeladen, weil er zusammen mit Max Schmidt in einem Freizeitmagazin die schönsten Nostalgie-Freibäder in Bayern vorstellte. Zudem sei der Denkmalschützer aus zahlreichen Fernsehsendungen bekannt. In seinem Vortrag geht es nicht bloß um Bäder, sondern überhaupt um eine Kulturgeschichte des Schwimmens und des Waschens. Selbst noch bei Pfarrer Kneipp hatte das "Pritscheln", also die Anwendungen mit Wasser, noch eine medizinische Ausstrahlung, meint Hinterstocker. Die Lust am Baden sei erst im Laufe des 19. Jahrhunderts entstanden, irgendwann müsse sich "die Einstellung gegenüber dem erfrischenden 'kühlen Nass' geändert haben", teilt Hinterstocker mit. Bei dem Badeausflug mit Greipl wolle man solch offen Fragen klären.

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