Bad Tölz:Bad Tölz sucht Betreiber fürs Spa

Unter Zeitdruck

Ein Jahr ist es her, dass der Stadtrat den Grundsatzbeschluss für das Spa "Natura Tölz gefasst hat. In der Zwischenzeit hat die Stadt über einen Wettbewerb den Architekten für das Wellnessbad gefunden und seinen Entwurf auf dem Tisch liegen. Die Pläne müssen noch angepasst werden, das Restaurant und die Saunen fallen bislang zu klein aus. Bauamtsleiter Christian Fürstberger hofft, dass ein Vertrag mit dem Baumeister Titus Pernthaler bis zum Mai 2017 unterschriftsreif ist. Auf der Suche nach einem Betreiber startet Bad Tölz gerade erst eine Ausschreibung.

Willi Streicher (SPD) geht das zu langsam. "Ich hadere mit dem Zeitplan", sagte er im Stadtrat. Unklar sei auch, wie es mit den beiden Sterne-Hotels weitergehe, die von der Firma Arcus neben dem Spa gebaut werden sollen. Dafür liegen bisher immer noch keine Pläne vor. Kämmerer Hermann Forster bezeichnete es als "wichtig, dass wir zu den Hotels in nächster Zeit eine Aussage bekommen." Die Kaufoption für das Grundstück hat Arcus nur noch bis Jahresende.

Viel Zeit darf sich die Stadt nach Streichers Ansicht nicht nehmen. "Der Bürger will was sehen, wenn wir noch drei Jahre warten, haben wir ein Problem." Dem stimmte Fürstberger zu. Man müsse jetzt dranbleiben, ansonsten seien die Wirtschaftlichkeitsberechnung und andere Daten in ein paar Jahren veraltet. Dagegen mahnte Kämmerer Forster vor allzu großer Eile. Das Spa sei "nicht im Hopplahopp-Verfahren" zu planen, wolle man nicht Gefahr laufen, dass "nur halbscharige Sachen rauskommen", warnte der Kämmerer. Allerdings gestand auch Forster zu, dass die Stadt mit ihrem wichtigsten Projekt unter Druck steht. "Aber bitte nichts übers Knie brechen." sci

Die Stadt verabschiedet sich von ihrem Plan, das Wellnessbad "Natura Tölz" selbst zu führen. Dazu sei das Vorhaben zu komplex, sagt Kämmerer Hermann Forster. Einige Stadträte sorgen sich um die geplanten Luxushotels

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Stadt ist von ihrer Überlegung abgerückt, das neue Spa "Natura Tölz" an der Bockschützstraße selbst zu betreiben. Wegen der "Komplexität der Materie" sei dies wenig sinnvoll, sagte Kämmerer Hermann Forster in der jüngsten Sitzung des Tölzer Stadtrats. Stattdessen soll ein Betreiber über eine Ausschreibung gefunden werden, ähnlich wie schon bei den Architekten. Mit ihm will die Stadt einen Betriebsführungsvertrag schließen, um ihn möglichst früh in die Planungen für das Wellnessbad einzubinden. Diese Vorgehensweise garantiere auch, dass man mit einer Firma verhandle, die schon mehrere Spa-Anlagen führe und genügend Personal an der Hand habe - und nicht "eine Person, die uns dann nicht gefällt", sagte Forster. Der Stadtrat billigte dies einstimmig.

Ein Eigenbetrieb kommt für den Kämmerer nicht mehr in Frage, nachdem die Siegerentwürfe für das Spa feststehen. Sei es über den Haushalt, sei es über ein kommunales Tochterunternehmen, "für uns ist klar, dass wir das nicht selber machen können", sagt er. In jedem Fall müsste die Stadt "das Knowhow zukaufen". Auch ein PPP-Modell (public private partnership) lehnt Forster ab, weil die Kommune dabei das finanzielle Risiko schlussendlich doch selbst tragen müsse. Ein Pachtvertrag ist für ihn überhaupt keine Lösung: "Das hat den großen Nachteil, dass man das Konzept völlig aus der Hand gibt." In anderen Städten habe dies zu "ständigem Streit ums Spa" geführt.

Uneins zeigten sich die Stadträte über die Verflechtung von Spa und den beiden Luxus-Hotels, die von der Firma Arcus nebenan an der Arzbacher Straße gebaut werden. Franz Mayer-Schwendner (Grüne) fragte sich, ob das Wellnessbad mit angenommenen 90 000 Besuchern im Jahr wirtschaftlich zu führen und für die zwei Hotels rentabel sei. Ehe der Hotelbau nicht feststehe, tue er sich schwer, weiter Geld auszugeben, sagte er. Das wollte Bürgermeister Josef Janker (CSU) so nicht stehen lassen. Die Stadt habe nie behauptet, dass Spa und Hotels zu 100 Prozent voneinander abhingen, meinte er. Das "Natura Tölz" brauche man für alle Gäste und für die einheimische Bevölkerung. Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) pflichtete dem bei: "Das Spa ist der Auslöser, dass Touristen nach Tölz kommen." Außerdem hätten die Projektentwickler der Firma Redserve die Zahl von 90 000 Gästen nur als "worst case" genannt. "Das können wir locker erreichen", glaubt Wiedemann. Eine Ansicht, die Anton Heufelder (CSU) "ein bisschen erschrocken" zur Kenntnis nahm. Ausgangspunkt für das Spa sei die Neue Tölzer Hotelkultur, sagte er. Von diesem Konzept sei zuletzt enttäuschend wenig zu hören gewesen. Seine düstere Prophezeiung: "Es wird der Tag kommen, wo wir uns überlegen müssen, ob wir ins kalte Wasser springen und viele Millionen ausgeben, wie wir mit der Neuen Hotelkultur umgehen und ob wir uns das antun."

Das Ergebnis des Architektenwettbewerbs bestätigte der Stadtrat ohne Gegenstimme. Den ersten Platz errang Titus Pernthaler aus Graz, der das Tölzer Bad mit drei eher niedrigen Baukörpern plant, wobei sich die zwei Sauna-Häuser im Süden in Y-Form an das zweigeschossige Hauptgebäude mit Foyer und Umkleiden im Norden anschließen. In der Mitte sind alle Trakte mit einer Glashalle verbunden. Restaurant und Ruhezonen sind der Ruhe wegen nach Westen hin situiert. Das ist beim zweitplatzierten Entwurf des Büros Krieger aus Velbert anders. Dieses Spa besteht aus einem dreigeschossigen, etwa 14 Meter hohen Glasbau, nach Süden ist eine offene Pool-Landschaft mit Außensauna und Liegeterrasse vorgesehen. Vom Restaurant aus können die Gäste auf die Isar und auf die Stadt schauen. Als die Pläne in der Jahnschule gezeigt wurden, hätten gerade die Außenanlage und der Blick aufs Stadtzentrum vielen Besuchern gefallen, erzählte Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Trotzdem unterstrich er noch einmal das Urteil der Jury: Pernthalers Spa sei flexibel, im Bedarfsfall erweiterbar und nicht so massiv, während bei Krieger die an die Flößerei gemahnenden Holzlamellen an der Glasfassade "nicht wirklich motiviert" hingen, Restaurant und Ruhezonen an der Bockschützstraße wegen des Verkehrs nicht unbedingt so attraktiv seien.

Andrea Grundhuber (Grüne) zeigte sich nicht gerade glücklich mit dem Siegerentwurf. Zwar könne sie sich vorstellen, dass das Spa schön sei, doch ein Alleinstellungsmerkmal sei für sie nicht zu erkennen, sagte sie. Zudem bietet das Eingangsfoyer über zwei Etagen ihrem Dafürhalten nach keine Aufenthaltsqualität und ist vom Energieverbrauch her "ganz kritisch zu sehen". Ulrike Bomhard (FWG) fragte noch einmal nach, wie groß die Wasserflächen in dem Spa ausfallen sollen und ob dort Wassergymnastik möglich sei. Fürstbergers Antwort fiel eindeutig aus: "Die Einrichtung ist dafür nicht geeignet." Die Wasserflächen seien klein, weil sie beheizt werden müssten. Zudem suchten die Spa-Gäste vor allem Ruhe, was mit Wassergymnastik kaum zu vereinbaren sei. Michael Lindmair (FWG) forderte ein Konzept, das Hallenbad und das Naturfreibad Eichmühle für Kindern und Familien umzubauen. Für Fürstberger ist dies möglich: "Das Hallenbad kann man erweitern, vielleicht kann man dort auch Bewegungsflächen für Wassergymnastik unterbringen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: