Arbeitsunfall:Eismeister wird bei Ammoniak-Austritt im Tölzer Eisstadion verletzt

Chlorgasunfall Hacker-Pschorr-Arena

Die Feuerwehr in voller Schutzmontur.

(Foto: Manfred Neubauer)
  • Der Eismeister des Tölzer Eisstadions hat eine Ammoniak-Leitung angebohrt - dabei wurde er verletzt.
  • Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot an.
  • Die Halle muss einige Tage lang geschlossen bleiben.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Missgeschick eines Angestellten der Tölzer Stadtwerke hat am Montag zum Austritt von Ammoniak in der Hacker-Pschorr-Arena geführt. Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis und Rettungsdienste rückten zu einem Großeinsatz aus. Der 53 Jahre alte Eismeister war zusammen mit einem Kollegen in der Trainingshalle des Eisstadions gerade dabei, Gummimatten mit einem Bohrer zu befestigen, als er eine Ammoniak-Leitung traf. Das flüssige Gas sei ihm direkt ins Gesicht gespritzt, berichtet Wolfgang Stahl, Kommandant der Tölzer Feuerwehr.

Der Eismeister erlitt leichte Verletzungen. Er wurde vom Rettungsdienst in die Asklepios-Stadtklinik gebracht. Etwa 150 Einsatzkräfte der Feuerwehren waren fast den ganzen Tag lang damit beschäftigt, das flüssige Ammoniak, das durch den Kontakt mit Luft zu Gas wird, in der Eishalle zu binden. Außerhalb der Sportstätte wurden keine erhöhten Werte gemessen.

Auf dem Parkplatz im Norden der Hacker-Pschorr-Arena steht ein Einsatzfahrzeug der Feuerwehr am anderen, lange gelbe Schläuche schlängeln sich von dort zum westlichen Eingang auf der Rückseite. Etwas weiter entfernt stehen acht Rettungswagen des Roten Kreuzes, dazwischen die Kommandozentrale. Ein Pinnwand ist aufgestellt, auf der die Aufgaben der Feuerwehren notiert sind, die aus Bad Tölz, Waakirchen, Gaißach, Greiling, Reichersbeuern, Weidach und Geretsried herbeieilten. An allen Ausgängen habe man Hydroschilde aufgestellt, sagt Kreisbrandrat Karl Murböck. Das sind tragbare Geräte, die eine hohe Wasserwand erzeugen und an einen Rasensprinkler erinnern.

Eine Vorsichtsmaßnahme, denn im Freien riecht es nur an der Westseite der Halle leicht stechend nach einem Reinigungsmittel. "Wir haben ständig gemessen, außen gibt es überhaupt keine erhöhten Werte", sagt Murböck. Dazu benutzt die Feuerwehr spezielle Prüfröhrchen für Ammoniak, das im Stadion in flüssiger Form gebraucht wird, um die Sportflächen für Eishockey oder Schlittschuhlaufen mit Eis zu überziehen. Auch Pressesprecherin Marlies Peischer vom Landratsamt bekräftigt: "Draußen ist es ungefährlich."

Im Eisstadion sieht es ganz anders aus. Dort wurden 1350 ppm (parts per million) festgestellt, wie Peischer mitteilt. "Das ist das Problem." Für gasförmiges Ammoniak liege die Grenze generell bei 150 ppm, "das ist der Wert, bei dem jemand gerade noch handlungsfähig ist". An einem Arbeitsplatz sind es bloß 50 ppm. Die hohe Konzentration in der Halle bestätigt Feuerwehrkommandant Stahl. Sie sei derart stark, "dass ein Besucher nicht mehr reingehen kann."

Die Halle ist vorerst geschlossen

Zwei Trupps der Feuerwehr in Chemieschutzanzügen binden drinnen das Gas, indem sie es mit Sprühstrahlen von der Decke bis zum Boden niederschlagen und gezielt in ein Auffangbecken leiten. Von dort wird es in die Kanalisation abgeführt. Durch das Wasser der Feuerwehr werde das Ammoniak bereits verdünnt, dann auch noch im Kanal selbst, sagt Stahl. "Im Klärwerk wird da fast nichts mehr ankommen."

Das Eisstadion ist wegen des Gasunfalls vorerst geschlossen. Die Haupthalle werde vermutlich bis zum Wochenende wieder geöffnet, sagt Walter Huber, Chef der Tölzer Stadtwerke, die das Eisstadion betreiben. Bei der Trainingshalle, in der sich der Unfall ereignet hat, dürfte es ein paar Tage länger dauern. "Das Eis ist jetzt eine Suppe, es muss erst rausschmelzen, dann muss neues Eis gemacht und die Linien neu gezogen werden." Aufgesperrt werde das Stadion allerdings erst, wenn die Feuerwehr dazu Ja sage, stellt Huber klar. "Vorher wird niemand reingelassen."

Der Chef der Stadtwerke zeigt sich erleichtert, dass der Eismeister keine schweren Verletzungen davontrug. Außer ihm und seinem Kollegen sei am Montagmorgen keiner in der Halle und den Büros gewesen. Wie Huber mitteilt, habe der 53-Jährige nur die Befestigungsösen der Gummimatten etwas tiefer gebohrt, eine davon ein klein wenig zu tief. Die Matten werden benötigt, um Schlittschuhe und die Eismaschine zu schonen. Der Eismeister und sein Kollege seien noch so geistesgegenwärtig gewesen, umgehend die Halle zu sperren und die Feuerwehr zu alarmieren. Den Brandbekämpfern dem Landkreis zollt Huber ausdrücklich Anerkennung: "Das hat alles ganz wunderbar geklappt."

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