Bad Tölz:Abrechnung mit dem Wirt

Aufgrund der katastrophalen Gastronomie in der Tölzer Eishockey-Arena setzen die Stadtwerke den Pächter vor die Tür.

Suse Bucher-Pinell

Wer in Tölz ein rauschendes Fest plant und dazu mehr als 300 Gäste einladen möchte, muss passen. In der ganzen Stadt ist keine Location verfügbar, in der sich eine so große Gesellschaft nach einem feinen Abendessen auf der Tanzfläche vergnügen könnte. Wenn Abiturienten des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums - oft sind es 100 Absolventen und mehr pro Jahrgang mit ihren Familien und Freunden- das Ende ihrer Schulzeit mit einem Ball krönen wollen, dann haben auch sie ein Problem. Der große Kursaal, ein Festsaal par excellence, ist zu klein. Ebenso die Säle diverser Gaststätten in der Umgebung. Abibälle finden deshalb meist irgendwo zwischen Aufhofen bei Egling und Fischbachau im Nachbarlandkreis Miesbach statt.

Den großen Coup hoffte der Jahrgang 2012 gelandet zu haben: mit der Buchung der Eishockey-Trainingshalle auf der Tölzer Flinthöhe. Doch der Euphorie folgte bald die Ernüchterung: Der Abend geriet trotz intensiver Vorbereitung zum Fiasko. Von der Rede des Schulleiters war wegen schlechter Akustik kaum ein Wort zu verstehen. Danach anderthalbstündiges Anstehen an einem unübersichtlich aufgebauten Büffet, haarsträubende hygienische Mängel und endloses Warten auf Getränke am Tisch.

Das Service-Team der Stadiongaststätte, das fürs Catering zuständig war, zeigte sich heillos überfordert. "An diesen Abend erinnert man sich nicht gerne", sagt Schülervater Frank Cruel. Ein Tag, der mit der Abiturfeier in der Schulturnhalle würdevoll begann, habe absolut würdelos geendet. "Der Abend war eine Katastrophe", klagt auch Roland Schäfer. Mittlerweile hat die Stadt Konsequenzen gezogen. Stadtwerke-Chef Michael Hofmann hat dem Pächter gekündigt. An Mariä Himmelfahrt wird sie mit neuem Ambiente als Bistro und Sportbar unter neuer Führung der Pächterfamilie Dietmann wieder öffnen.

So richtig Glück hatte die Stadt auch bis dahin nicht mit den Wirten ihrer Gaststätte in der Hacker-Pschorr-Arena. Von einem aufsehenerregenden Reinfall wie dem Abiball war sie bisher aber verschont geblieben. Ganz ohne Ankündigung scheint es dennoch nicht zu dem Fiasko gekommen zu sein. "Wie die Abschlussfeier, so war auch der Wirt", sagt Josef Hintermaier, der Vorsitzende des EC Bad Tölz, rückblickend und ärgert sich noch immer.

"So etwas fällt auch auf den Eisclub zurück", schimpft er, der auf eine reibungslose Bewirtung bei Spielen und Veranstaltungen seines Vereins angewiesen ist. Viel zu selten sei der Wirt dagewesen, ein Chaos sei es gewesen. Auch Bürgermeister Josef Janker (CSU) wusste vor dem Ball um die Probleme. Viele Sachen hätten nicht gepasst.

Dennoch vertraute Eventmanagerin Beate Mader, die den Abiturienten die Eishalle vermittelt hat, den Versprechungen des Wirts, sie war begeistert von der "coolen Location" . Als sie kurz vorher gehört habe, dass der Wirt nicht optimal sei, da sei es schon zu spät für Alternativen gewesen. "Er hätte die Chance nutzen können, ein besseres Image zu bekommen", sagt sie heute.

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