Bad Heilbrunn:Gestaltung der Ortsmitte verzögert sich

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In Bad Heilbrunn werden 2017 Supermarkt und Kreisverkehr gebaut. Bis es im Zentrum Cafés und Läden gibt, dauert es noch Jahre.

Von Klaus Schieder, Bad Heilbrunn

Das alte Kurhotel der Kurfürstin Adelheid GmbH gibt es nur noch als kleines Modell. Im Schaufenster der Gäste-Information gleich neben dem Rathaus ist das Gebäude aus Holz nachgebildet, das mit vernagelten Fensterkreuzen lange das Ortsbild von Bad Heilbrunn verschandelte. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite ist das Hotel seit gut einem Jahr verschwunden. Das Areal besteht aus einer gähnend leeren Kiesfläche, hinter der sich die uralten Alleebäume in den Himmel recken. Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben: Die Gestaltung des Ortszentrums verzögert sich. Die Gemeinde konzentriert sich erst einmal auf den neuen Supermarkt, der in einem Jahr an der Birkenallee eröffnet werden soll. Zugleich wird ein Kreisverkehr auf der B 472 angelegt, eine Unterführung für Fußgänger und Radler unter der Bundesstraße gebaut. "2017 wird ein spannendes Jahr", sagt Bürgermeister Thomas Gründl (CSU). "Jetzt geht die Arbeit richtig los."

Mehr als drei Jahrzehnte stritten sich die Gemeinde und die Kurfürstin Adelheid GmbH um die künftige Nutzung des Kurhotels, ehe die Kommune das Gelände für gut zehn Millionen Euro kaufte. Mit seinem Ziel, die brach liegende Ortsmitte endlich zu gestalten, befindet sich Gründl in einer Art Schwebezustand zwischen Gestern und Morgen. Alle Hürden sind inzwischen beseitigt, aber es dauert noch einige Jahre, bis Cafés, Läden, Praxen, Dorfplatz oder eines kleines Gemeindezentrum entstehen. Was genau dort alles wo angesiedelt wird, soll ein städtebaulicher Wettbewerb zeigen, entschieden wird darüber erst 2018.

Gründl geht zunächst ein Defizit an, das für viele Einwohner im Alltag spürbarer ist: Bad Heilbrunn braucht dringend einen Nahversorger. Der neue Supermarkt an der Birkenallee, in den Vinzenzmurr zusammen mit Rewe oder Edeka auf rund 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche einzieht, soll von März nächsten Jahres an errichtet werden. Damit verwoben ist der Bau des neuen Kreisverkehrs an der Zufahrt bei der Gärtnerei in der Birkenallee. Noch im Dezember gebe es darüber abschließende Gespräche mit dem Staatlichen Bauamt Weilheim, sagt Gründl. Dabei geht es unter anderem auch um den Anteil, den die Gemeinde an den Gesamtkosten von 500 000 Euro tragen muss.

Mit dem Kreisel und dem neuen Verbrauchermarkt ist wiederum der Rad- und Fußgängertunnel verbunden, der auf Höhe des Schilcherholzwegs unter der B 472 hindurch und dann zum Supermarkt führen soll. Kostenpunkt: rund 330 000 Euro. Davon zahlt die Gemeinde die Hälfte, die andere wird über das Leader-Programm der Europäischen Union finanziert. Für diese Förderung gibt es zwei Gründe: Zum einen ist die Unterführung mit einer Steigung von 5,5 Prozent barrierefrei, andererseits schafft sie einen weiteren Zugang zum Kräutererlebnispark, der ebenfalls ein Leader-Projekt ist.

Die Fläche, auf der das Kurhotel stand, ist momentan ziemlich leer. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Bebauungsplan für beide Vorhaben liegt noch bis zum 5. Dezember aus. Von Anwohnern kamen Gründl zufolge bisher Bedenken wegen des Schallschutzes und etlicher Behinderungen während der Bauzeit. So wurde die Frage aufgeworfen, wie Kinder in dieser Phase zur Schule gelangen sollen. "Das müssen Experten klären", sagt der Bürgermeister. Die Bevölkerung des kleinen Kurorts schwört er schon einmal darauf ein, dass sie künftig mit Einschränkungen leben müssen. Alleine der Bau des neuen Kreisverkehrs werde "die größte Baustelle, die ich in meiner Zeit als Bürgermeister erleben werde", sagt Gründl. Sämtliche Versorgungsleitungen für Strom, Wasser, Kanalisation und Telekommunikation müssen dabei verlegt werden. "Wir werden eine Notversorgung bauen", kündigt der Bürgermeister an. All dies bringt Unannehmlichkeiten für die Einwohner mit sich, doch hofft er auf "ein Päckchen positives Denken" in der Bevölkerung: "Danach wird die Gemeinde in dem Licht erstrahlen, das sie verdient."

Im Ortszentrum wird hingegen noch Ruhe herrschen. Mit einer Ausnahme: Bis zum 25. Februar muss die Gemeinde die alten, bereits kranken Alleebäume entlang des Parkwegs bis zur Birkenallee fällen. Was dann auf dem 80 000 Quadratmeter großen Gelände in puncto Ortsgestaltung passieren soll, entscheidet sich im städtebaulichen Wettbewerb. Den splittet Gründl in einen Realisierungs- und einen Ideenwettbewerb auf - in eine Muss-Liste mit Themen wie Barrierefreiheit, Hotel und die Verbindung zu Kunst und Kultur der Stiftung Nantesbuch, und in eine Kann-Liste. Der Bürgermeister will nochmals in die Bevölkerung hineinhören. Nach Jahren der Beschäftigung mit dem Ortszentrum befürchtet er eine Art Betriebsblindheit, was die dort geplanten Projekte angeht. Vielleicht, sagt Gründl, gibt es ja noch etwas Neues. Ihm schwebt ein kleiner Dorfplatz vor, wo die Gemeinde den Christbaum und den Maibaum aufstellen kann, eine Ärztehaus mit Apotheke, ein kleines Gemeindezentrum mit Bürgerbüro, Gäste-Information und Sitzungssaal. Und den einen oder anderen Laden auf insgesamt 1000 Quadratmetern Gewerbefläche. Eines stellt er dabei klar: "Eine Flaniermeile werden wir nie." Außerdem sähe er gerne ein Vier-Sterne-Hotel auf dem 13 000 Quadratmeter großen Parkplatz an der Badstraße, nahe dem ehemaligen Kursanatorium Strauss. Ein Déjà vu möchte er nach den Erfahrungen mit dem Kurhotel allerdings vermeiden und vorher untersuchen lassen, ob es dafür überhaupt ein ausreichendes Potenzial an Gästen in dem kleinen Kurort gibt. Niemand brauche ein Haus, das nach fünf Jahren wieder leer stehe, sagt Gründl.

Seit neun Jahren sitzt er auf dem Chefsessel im Rathaus, "langweilig war es mir nie". Nach all den Planungen, internen Beratungen und Gerichtsverhandlungen freut sich der Bürgermeister nun darauf, dass es peu à peu ans Bauen geht und Bad Heilbrunn als Aufbruchsort erkennbar wird, nachdem es so viele Jahre ein Stillstandshausen war. 2017 werde man "stückweise die Früchte dessen sehen, was Gemeinde und Gemeinderat intern und vor Gericht, aber auch planerisch angestoßen haben", sagt er.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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