Bad Heilbrunn:Denkmalschutz - ein notwendiger Luxus

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Mathias Pfeil ist mit den Plänen für das Tagungshaus im Kloster Benediktbeuern (im Hintergrund) nicht glücklich. Leben kann er damit schon. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Generalkonservator Mathias Pfeil erklärt beim Neujahrsempfang der Kreis-CSU, wie alte Bauten Identität stiften. Am Rande geht es auch um die Koalitionsverhandlungen in Berlin

Von Wolfgang Schäl, Bad Heilbrunn

Der Ort für das Thema des Neujahrsempfangs war passend gewählt: In der historischen, mit Millionen-Aufwand restaurierten Parkvilla der Gemeinde Bad Heilbrunn, von Gabriel von Seidl geplant, versammelte sich am Sonntag der Kreisverband der CSU, um sich mit dem Thema Denkmalschutz zu befassen. Zuvor warf der CSU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Martin Bachhuber einen Blick auf das aktuelle politische Geschehen in Berlin. Besonders erwähnte er, dass es der CSU in den Sondierungen gelungen sei, eine Begrenzung bei der Zuwanderung sowie eine schrittweise Befreiung vom Solidarzuschlag festzuschreiben.

"Brisant" sei aber auch das Thema Denkmalschutz, eine Aussage, die Bad Heilbrunns Bürgermeister Thomas Gründl spontan bestätigte. Betroffen seien davon besonders oft die Eigentümer alter Höfe. Da gelte es, Altes zu erhalten, gleichzeitig aber auch den wirtschaftlichen Aspekt im Auge zu behalten.

Denkmalschutz sei ein Reizthema für viele, die im Besitz eines historischen Gebäudes sind, aber nicht über die finanziellen Mittel verfügten, um den Anforderungen der für den unteren Denkmalschutz zuständigen Kreisbehörde zu genügen, sagte Bachhuber, als ehemaliger Bürgermeister der Fremdenverkehrsgemeinde und langjähriger stellvertretender Landrat mit der Materie vertraut. Er erinnerte sich in seiner Ansprache an einen erbosten Gemeindebürger, der ihm eine total wurmstichige und verfaulte Dachstrebe hingeworfen habe - den Hof habe der Eigentümer, ein Landwirt, nach behördlicher Anweisung sanieren sollen.

Für Generalkonservator Mathias Pfeil, Chef des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, der zu einem Grundsatzreferat eingeladen war, sind dies schwierige Einzelfälle, gewiss seien seine Mitarbeiter auch nicht unfehlbar. Grundsätzlich aber warb Pfeil engagiert und wortreich für den Erhalt schützenswerter Bausubstanz, wobei er betonte, dass sein Landesamt keine Entscheidungs-, sondern eine Beratungsbehörde sei, die dem Landratsamt im Einzelfall lediglich fachlichen Beistand leiste.

Für die finanzielle Unterstützung von Sanierungsmaßnahmen stünden dem Landesamt im Jahr rund 40 Millionen Euro zur Verfügung, außerdem gebe es die Möglichkeit einer weitgehenden steuerlichen Abschreibung von Sanierungskosten. Denkmäler sollten geschützt wegen ihrer "Aussagekraft und des Identitätsfaktors", der von ihnen ausgehe, sagte Pfeil. So habe jede Region Bayerns ihre ganz eigenen Bauernhäuser. Denkmalschutz sei "gewiss ein Luxus", sagte Pfeil, "aber ein Luxus, den wir brauchen und der nicht selbstverständlich ist". Denn es gehe letztlich "um ein Bekenntnis zur eigenen Vergangenheit".

Dies gelte insbesondere für Klöster, die erhalten werden müssten, oft aber nicht mehr bewohnt würden. Hier müsse man Lösungen finden. Denn Strukturwandel führe zum Leerstand von Gebäuden, und Leerstand zum Verfall. Pfeil erinnerte an den langjährigen Streit um ein Tagungshaus der Fraunhofer-Gesellschaft auf dem Gelände des Klosters Benediktbeuern. Dort sei die Planung mittlerweile soweit verändert, dass sie ihm vertretbar erscheine. "Man muss darüber ja trotzdem nicht glücklich sein". Generell sei die Umgestaltung und Umnutzung der Klöster "ein Riesenproblem", zumal es immer auch um einen baulich aufwendigen, behindertengerechten Zugang gehe. Denkmalschutz in Bayern funktioniere grundsätzlich nur "im engen, elementar wichtigen Kontakt" mit den betroffenen Bürgern. Pfeil rief dazu auf, sich selbst an das Landesamt zu wenden, es stehe für Auskünfte und Beratungen zur Verfügung - dies könne im Fall des Falles durchaus auch zum Abbruch eines Gebäudes führen, wenn der Erhalt wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sei.

Nicht alle Neujahrsgäste konnte Pfeil überzeugen. Was spreche denn dagegen, wenn man ein verfallendes Haus original wieder aufbaue - "das sieht mit den modernen Techniken am Bau doch nach zehn Jahren kein Mensch mehr, dass das nicht alt ist", argumentierte ein Gesprächsteilnehmer. Da vertrat Pfeil eine ganz andere Meinung: "Neubauten dürfen nicht kopieren", beschied er, "das eine hat mit dem anderen nichts zu tun".

© SZ vom 15.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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