Penzberg:Eine der besten Kinderbibliotheken

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Preiswürdig (v. l.): Büchereileiterin Katrin Fügener, Bürgermeisterin Elke Zehetner und Mitarbeiterin Sandra Schantz mit Urkunde und Gutschein. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Stadtbücherei Penzberg bekommt einen renommierten Preis - Leiterin Katrin Fügener setzt nämlich auf "Kundenbindung im Wickelalter".

Von Klaus Schieder, Penzberg

Katrin Fügener war perplex. "Ich bin aus allen Wolken gefallen", sagt die Leiterin der Stadtbücherei Penzberg. Ihre Verblüffung wich jedoch alsbald der Freude. Unter den 1857 Bibliotheken in Bayern gehört die von ihr geführte Bücherei zu jenen fünf, die heuer mit dem renommierten Kinderbibliothekspreis ausgezeichnet wurden. "Eine wirkliche Ehre", sagt Bürgermeisterin Elke Zehetner und lobt: Die Stadtbücherei sei reichhaltig und vielseitig sortiert, zudem sei sie "ein wirklicher Mittelpunkt der Stadt".

Vergeben wird der Preis von der Bayernwerk AG zusammen mit dem Sankt Michaelsbund und der Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen in der Bayerischen Staatsbibliothek. Er ist mit 5000 Euro dotiert - in Form eines Gutscheins zum Kauf von Medien für Kinder. Außer der Penzberger Bücherei erhielten die Marktbücherei Bad Abbach, die Stadtbücherei Dietfurt, die Gemeindebücherei Langquaid und die Bibliothek im Alten Torhaus in Teuschnitz diese Auszeichnung.

Vor allem zwei Aspekte bewogen die Fachjury, den Preis nach Penzberg zu geben. Zum einen bemühen sich Fügener, ihre acht Mitarbeiterinnen, von denen sieben teilzeitbeschäftigt sind, und 16 ehrenamtliche Kräfte, den Nachwuchs schon von Geburt an für das Lesen zu gewinnen. Dies geschieht vor allem mit dem "Stillcafé" für junge Mütter. "Kundenbindung im Wickelalter" nennt Fügener dieses Angebot: "Nur wer von Beginn an die Bücherei positiv kennenlernt, bleibt ihr auch treu."

Zum anderen hat die Integration von Migranten und Flüchtlingen einen hohen Stellenwert in der Penzberger Bibliothek. Unter den mehr als 10 500 Medien für Kinder gibt es auch eine Auswahl an deutsch-türkischen und deutsch-arabischen Kinderbüchern. 50 bis 60 Mädchen und Jungen aus Migranten- und Asylbewerberfamilien kämen regelmäßig in die Bücherei in der Rathauspassage, so Fügener. Man integriere sie automatisch, ohne darum ein großes Bohei zu machen. Wichtig sei, dass sie sich willkommen fühlten. "Und dass die deutschen Kinder merken, och, die sind ja wie ich." Demnächst wird ein 14 Jahre alter Syrer ein Praktikum in der Bücherei beginnen.

"Gerade im Zeitalter der Digitalisierung ist es wichtig, junge Menschen fürs Lesen zu begeistern", betonte Reimund Gotzel, Vorstandvorsitzender der Bayernwerk AG, bei der Preisverleihung am Donnerstagabend im Kloster Andechs. Nur mit dieser Fähigkeit könnten sie sich komplexe Sachverhalte erschließen. Die Leseförderung bezeichnete Staatssekretär Bernd Sibler vom Kultusministerium als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Die Beschäftigung mit Büchern und Geschichten verbessere die Lesekompetenz und damit die Bildungschancen, sagte er. In ihrem Festvortrag verwies Sabine Uehlein von der Stiftung Lesen darauf, dass die Arbeit der Bibliotheken nicht "nett", sondern außerordentlich wichtig sei. Immerhin lebten rund 7,5 Millionen funktionaler Analphabeten in Deutschland, die zwar Buchstaben und Worte erkennen, aber nicht in einen Zusammenhang bringen können.

Mit dem Preisgeld von 5000 Euro will Fügener in Penzberg vor allem die Sachbücher für Kinder aufstocken. "Außerdem werden wir uns ein paar Dinge gönnen, die sonst zu teuer wären."

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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