Austausch mit Japan:Auf der Suche nach Bayern

Wolfratshauser Gäste aus Iruma besuchen die Oide Wiesn und Schloss Neuschwanstein, wollen Bier trinken und Tracht tragen. Sie finden aber auch Ruhe und beeindruckende Handwerkerarbeit.

Von Benjamin Engel

Japanische Delegation Iruma

Derr Initiator der Partnerschaft, Josef Zilch, trägt sich ins goldene Buch der Stadt ein (neben ihm die Bürgermeister Tatuo Tanaka und Helmut Forster).

(Foto: Manfred Neubauer)

Bier, Schlösser und Gemütlichkeit: Das hört sich zwar zunächst einmal ein wenig klischeehaft an. Und doch ist es offenbar genau das, was sich internationale Gäste von Bayern erwarten. Zumindest wenn sie zum ersten Mal hier sind. Kazushige Saito aus dem japanischen Iruma freut sich jedenfalls darauf, verschiedene Biersorten probieren zu können. Denn Deutschland sei doch bekannt für Bier, sagt er. Saito gehört zur 15-köpfigen Delegation aus der japanischen Partnerstadt Iruma, die bis 30. September Wolfratshausen und die Umgebung besucht. Bürgermeister Helmut Forster begrüßte die Gruppe am Freitagvormittag im Rathaus.

Die japanischen Gäste sollten einen kleinen Eindruck der bayerischen Geschichte und Lebensart gewinnen. Das wünschte Forster den Delegationsmitgliedern, die am Donnerstagabend im benachbarten Gelting angekommen waren. Währenddessen betrachtet Yasu Mizumura interessiert die dunkle Holzdecke im Sitzungssaal. Das sei eine schöne Handwerkerarbeit, sagt sie. Die selbständige Immobilienhändlerin wirkt entspannt und scheint den Aufenthalt zu genießen. "Die Zeit geht langsamer hier. Mehr Platz gibt es auch hier." Ganz anders und nicht so hektisch wie im heimischen Japan empfindet sie Wolfratshausen. Das liege aber vielleicht auch daran, weil sie endlich Urlaub habe, fügt sie hinzu. Sie ist zum ersten Mal in Wolfratshausen - und auch in Europa.

Die Städtepartnerschaft zwischen Wolfratshausen und Iruma besteht seit 26 Jahren. Vertreter beider Städte besuchen sich regelmäßig. Eine "gelungene Freundschaft", wie Tatuo Tanaka, Bürgermeister von Iruma, betonte. Dafür bedankte er sich auch bei Josef Zilch. Der Dirigent und Komponist lebt in Neufahrn (Gemeinde Egling). Er hatte die Städtepartnerschaft zwischen Iruma und Wolfratshausen in den 80er Jahren initiiert. Zilch pflegte eine besondere Beziehung zu Japan. Über 30 Jahre war er dort Gastdirigent. Zilch trat wiederholt mit dem Orchester der Musashino Academia Musicae aus Tokio auf. Der inzwischen 85-Jährige durfte sich am Freitag in das Goldene Buch der Stadt Wolfratshausen eintragen.

Die japanischen Gäste - unter ihnen auch der Vorsitzende des Vereins für internationalen Kulturaustausch Jiro Saito sowie der Stadtratsvorsitzende Jiro Miyaoka - unternahmen noch am eine Freitag eine Stadtrundfahrt durch München. An diesem Samstag besuchen sie das Wolfratshauser Heimatmuseum. Anschließend können sie in einem Trachtengeschäft am Obermarkt Dirndl und Lederhosen anprobieren, ehe es nachmittags zur Oidn Wiesn geht.

Am Sonntag fährt die japanische Delegation zum Schloss Neuschwanstein, was auch Immobilienhändlerin Mizumura freut. Ihr haben es die bayerischen Schlösser besonders angetan. Die Besucher fliegen schon am Montag wieder zurück nach Japan. Ihr und auch Kazushige Saito gefällt es so gut in Wolfratshausen, dass sie gerne wiederkommen wollen.

Bis zum nächsten Besuch dort kann sich Bürgermeister Forster über ein Service für die japanische Teezeremonie freuen, das ihm sein Amtskollege als Gastgeschenk überreichte. Dazu gab es ein Paket mit grünem Tee aus Iruma.

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