Ausstellung in den Klostergärten:Die Namen der Rose

Trotz eines halb verregneten Pfingstwochenendes drängen sich viele Gartenliebhaber zwischen den Ständen bei den Tölzer Rosentagen. In den alten Klostergärten bieten 180 Aussteller botanische, aber auch kulinarische Spezialitäten.

Von Thekla Krausseneck

Mit Blumen kennt sich Kristin Teubner aus. Der thüringische Ort, in dem sie lebt, nennt sich offiziell Kur- und Rosenstadt: Bad Langensalza bei Eisenach hat im Jahr 2011 die Goldmedaille der Entente Florale gewonnen, einem europaweiten Gartenwettbewerb zwischen Kommunen. So ein Zufall also, dass während Teubners dreitägigem Urlaub in Bad Tölz ausgerechnet die Rosentage stattfinden. Für ihren eigenen Garten stellt die Blumenliebhaberin einen Vierlitertopf "Little White Pet" auf den Tisch an der Kasse: eine buschige Zwergrose mit weißen Köpfen. Es ist eine alte Sorte aus dem Jahr 1879.

"Wenn die aufgeht, sieht man diese gerüschten Blütenblätter", sagt Margrit Körtge. Die Gärtnermeisterin nimmt die Pflanze in Augenschein, bevor sie 15 Euro kassiert. Ein bisschen Frostschaden hat die Rose zwar erlitten, doch Teubner stört sich daran nicht: Sie spendet zwei Euro für eine Streuobstwiese in der Nähe von Kassel, bekommt dafür eine Tüte und trägt die in Papier eingeschlagene Pflanze darin ins Getümmel der Rosentage.

Die Händler sind aus ganz Deutschland angereist: Ein Werkzeugmacher aus Jülich führt seine Rosenscheren vor, ein Feinschmecker aus Grünwald vertreibt italienisches Olivenöl und Balsamico, ein Händler aus Fischen am Ammersee präsentiert seinen beheizbaren Whirlpool. Ein Hersteller von Gewächshäusern hat die Reise aus Südtirol angetreten. Margit Körtge, Mitinhaberin der Rosenschule Karl Zundel, ist mit ihrer Familie und einem Aufgebot an Rosenpflanzen angereist. Seit 1921 gibt es die Firma bereits, ihr Großvater fing damit an, dann übernahmen die Eltern. Nun mache sie es, sagt Körtge, zusammen mit ihrem Sohn, der selbst auch Vater sei - und die Jungs helfen bereits mit.

Im Sortiment gibt es bei Karl Zundel auch Pflanzen für Liebhaber, etwa die "Basyes Purple Rose". Mit ihren großen, purpurroten Blüten fällt sie auf, zu bekommen sei die Diva aber nur selten, sagt Wolfgang Körtge. Die Rose ziert sich, wenn es ums Anziehen geht, will nicht so recht in der Unterlage wurzeln, ist nur schwer zu vermehren - und zieht so Kunden an, die genau nach solchen Pflanzen suchen.

Unter den Heilkräutern des Kemptners Christian Herb sucht eine Kundin nach Persischer Minze. Doch die ist begehrt, Herb hat keine mehr im Angebot. Ob sie stattdessen eine Hemmingway-Minze versuchen wolle, fragt der Händler. "Die hat schmalere Blätter, ist aber vom Geschmack her ähnlich." Oder doch die Kärtner Minze, die etwas süßlicher ist? Die Kundin lehnt ab: Es hätte die Persische sein müssen.

Herb bietet kaum eine Heilpflanze an, die es nicht gibt - von der Bauernrose über die Jakobsleiter bis hin zum Macchu-Picchu-Salbei, von der schlichten über die exotische Tomate bis hin zur schärfsten Chili-Sorte der Welt, der "Moruga Trini Scorpion", die mit dem Warnhinweis "Lebensgefahr!" gekennzeichnet ist. Unermüdlich läuft Herb hin und her, bedient Kunden, beantwortet Fragen, rollt Ware in Papier.

Das Wetter hat sich nach einem halb verregneten Wochenende am Pfingstmontag gebessert, die Wege zwischen den Ständen sind gestopft voll. "Wollen Sie probieren?", fragt Feinschmecker Ulrich Simmet und bietet einem Ehepaar zwei kleine Löffel an, auf die er jeweils eine Himbeere legt. Über die Frucht träufelt er einen 15 Jahre alten Balsamico. "Das schmeckt ja grandios!", sagt der Mann genüsslich. Ein paar anderen Kundinnen bietet Simmet einen Tee aus Olivenblättern an: "Der ist nichts Neues, uralt - schon die Römer haben den getrunken, da ist er erstmals dokumentiert." Wer das Olivenöl seines italienischen Ölbauern probieren möchte, dem gießt er etwas davon in einen winzigen Becher. Es schmeckt ein wenig scharf. "Ein Indiz für die Frische und die sekundären Pflanzenstoffe", erklärt Simmet.

Über die Köpfe der Besucher weht die Hackbrettmusik der Spielleute Mabakus. Kunst und Kultur ergänzen das Programm der Tölzer Rosentage. So ist etwa am Samstagmittag Hansi Kraus aufgetreten, um aus Ludwig Thomas Lausbubengeschichten zu lesen. Der Erlös der Lesung ging an den Münchner Nachbarschaftsverein "Lichtblick Seniorenhilfe".

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