Ausstellung im Kloster Beuerberg:Von der Suche nach einem sinnerfüllten Leben

Zum zweiten Mal ist eine Schau in Eurasburg zu sehen. "Sehnsuchtsort Kloster" beleuchtet die Frage, was Frauen als Nonnen in Klausur erwartete - und heute noch erwartet

Von Reinhard Szyszka, Eurasburg

Überdimensionale Zeigefinger weisen den Weg. Die symbolträchtigen Wegweiser aus Metall leiten den Besucher zum Eingang des Klosters Beuerberg. Heutzutage geht man auf diesem Pfad zu einer interessanten Ausstellung, die man nach ein paar Stunden wieder verlässt. Einstmals bedeutete der Weg für nicht wenige Frauen einen tiefen Einschnitt, eben eine Entscheidung für ihr gesamtes Leben: den Entschluss, den Rest ihres Daseins als Nonne hinter Klostermauern zu verbringen.

Sehnsuchtsort Kloster,  die II. Ausstellung in Beuerberg

Im Kloster Beuerberg ist jetzt die Ausstellung "Sehnsuchtsort Kloster" zu sehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Aber was bewog eine Frau zu diesem Schritt? Die Ausstellung "Sehnsuchtsort Kloster" gibt Antworten und möchte begreiflich machen, warum sich immer wieder Frauen aus freien Stücken für ein Leben im Kloster entscheiden. In Beuerberg selbst sind die letzten Nonnen 2014 ausgezogen; an anderen Orten pulsiert das Klosterleben bis heute - und immer noch werden Novizinnen aufgenommen.

Kloster - das bedeutete ein Leben in strenger Klausur. Dabei wollte Johanna Franziska von Chantal, als sie 1610 den Salesianerinnen-Orden gründete, eigentlich etwas anderes: einen Frauenorden ohne Klausur, ganz der Nächstenliebe hingegeben. Die Zeit war nicht reif dafür, und schon 1618 wurde auch für diesen Orden die Klausur verpflichtend. Gleich im ersten Raum der Ausstellung wird deutlich, was das bedeutete. Da liegt ein "Erlaubnissen-Buch" aus dem 19. Jahrhundert auf, in dem alle Besucher mit Namen, Stand, Wohnort, Grund und Dauer ihrer Anwesenheit fein säuberlich aufgelistet sind. Als Grund steht in den meisten Fällen einfach "Besuch" da, einmal aber auch "Retraite", und man erfährt, dass ein Fräulein Marie Kolb aus Kiefersfelden sich im September 1899 für vier Tage ins Kloster zurückgezogen hat. Und auf einer alten Fotografie sieht man die Eltern einer Nonne, wie sie mit ihrer Tochter durch das Klostergitter sprechen.

Sehnsuchtsort Kloster,  die II. Ausstellung in Beuerberg

Im Kloster Beuerberg erwarten die Besucher etliche ausgefallene Artikel im Klosterladen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Die eindrucksvolle und erstaunlich umfangreiche Ausstellung präsentiert eine Vielzahl von Objekten - Gemälde, Kultgegenstände und vieles mehr -, die zum Teil noch nie öffentlich gezeigt worden sind. Man erfährt, dass die bayerische Kurfürstin Henriette Adelaide von Savoyen schon 1667 den Orden der Salesianerinnen aus dem oberitalienischen Vercelli nach München geholt hat; die originale Stiftungsurkunde ist in einer Vitrine zu sehen. Von München wurde der Orden 1784 zwangsweise nach Indersdorf umgesiedelt, wo er dann die Säkularisation von 1803 überstand und 1821 wieder Novizinnen aufnehmen durfte. Zehn Jahre darauf erfolgte der Umzug nach Dietramszell, wo bis heute Salesianerinnen leben und von wo aus 1864 das leer stehende Kloster Beuerberg besiedelt wurde.

Sehnsuchtsort Kloster,  die II. Ausstellung in Beuerberg

Nicht nur Historisches wie die alte Apotheke gibt es im Kloster Beuerberg zu sehen.

(Foto: Manfred Neubauer)

Zu den verblüffendsten Objekten der Ausstellung gehört ein großformatiges Gemälde, auf dem neben den üblichen Heiligendarstellungen auch ein Garten mit Statuen griechisch-römischer Götter zu sehen ist. Eine Leiter führt in den Himmel, es ist aber nicht der christliche Gott, der dort thront, sondern Jupiter, der in einer finsteren Gewitterwolke die Besucher empfängt. Die Nonnen früherer Generationen hatten diese Darstellung nicht verstanden, den Garten mit Blumenbildern übermalt und aus der Leiter eine traditionelle Himmelsleiter gemacht. Jetzt ist das Bild in seiner ursprünglichen Form restauriert. In einer historischen Zelle kann man sich ein Bild vom Leben der Nonnen machen, und in der Klosterwerkstatt können vor allem Kinder die alten Arbeitsweisen praktisch nachvollziehen.

Wer eine Pause braucht, ist im Restaurant "Die Klosterküche" im Refektorium und im Klostergarten gut aufgehoben, das klösterliche Speisen und Getränke bietet; im Klosterladen werden der Klosterlikör "LEO" und die "Beuerberger Schokoladenedition" verkauft.

Hinter alldem steht die große Frage nach dem Warum: Warum entschieden und entscheiden sich Frauen für ein Leben hinter Klostermauern? In früheren Jahrhunderten, als weibliche Selbstbestimmung noch nicht auf der Tagesordnung stand, war das Kloster eine Alternative - und gerade die Münchner Salesianerinnen führten trotz Klausur ein elegantes, am kurfürstlichen Hof orientiertes Leben. Doch heute? Die Suche nach einem sinnerfüllten Leben in Gemeinschaft an einem Ort der Sehnsucht: Das ist es wohl, was immer wieder Menschen, Männer wie Frauen, zu einem Leben im Kloster veranlasst.

Ausstellung "Sehnsuchtsort Kloster" bis zum 3. Oktober 2017 im Kloster Beuerberg, Königsdorfer Straße 7, 82547 Eurasburg-Beuerberg. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen, 10 bis 18 Uhr. Eintritt: Erwachsene vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei

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