Ausstellung:Hommagen an das Holz

Gerd Jäger, Farchach

Ein unterschätzter Künstler aus der Region: der Holzbildhauer Gerd Jäger aus Farchach

(Foto: oh)

Gerd Jäger stellt im Marstall aus und versteigert seine Werke

Der Bildhauer Gerd Jäger dürfte zu den meistunterschätzten Künstlern der Region gehören. Wer ihn in seinem Atelier im ehemaligen Zehentstadel von Farchach (Gemeinde Berg) besucht, der sieht oft buchstäblich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Im Lauf der Jahre haben sich dort so viele seiner minimalistischen Holzskulpturen angesammelt, dass sie sich sozusagen gegenseitig im Weg stehen: schlanke Thujenstämme, rötlich schimmerndes Lärchenholz, dunkle Eichen oder eine mächtige Fichte. Jetzt bekommen sie vier Tage lang einen großen Auftritt im ehemaligen Marstall von Schloss Berg, bevor sie für einen guten Zweck versteigert werden.

Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Holz das von Gerd Jäger ausschließlich verwendete Material, dessen Ausdrucksmöglichkeiten er - unbeirrt von den Zeitströmungen - bis ins Detail untersucht. Das Holz, der Baum oder vielmehr der Stamm ist stets Hauptdarsteller in seinem Werk. Der Künstler bearbeitet seine Fundstücke vorsichtig und respektvoll zu meist schlanken und aufrecht stehenden Formen, öffnet ihr Innerstes durch Bohrungen und Höhlungen. Die Öffnungen und Reduzierungen lassen ebenso schlichte wie spannungsvolle Körper entstehen, neue Räume, Hohlräume und Zwischenräume öffnen sich zwischen Figurenpaaren und Figurengruppen. Indem er reduziert oder hinzufügt, öffnet oder freilegt, setzt Jäger der Natur den Menschen entgegen. Aber hinter seiner Arbeit bleibt doch stets eine tiefe Demut spürbar: Alle seine Skulpturen sind Hommagen an das Holz. Sie wollen nichts behaupten, sondern nur sichtbar machen.

Gerd Jäger wurde 1942 als Sohn eines Försters in Schönau im Schwarzwald geboren. Er studierte zunächst in einer Malklasse an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, wechselte aber bald zu dem dänischen Bildhauer Robert Jacobsen nach München. Jäger gehörte zu den Protagonisten der Münchner Studentenbewegung und protestierte gegen Luxussanierungen, später für Parks und Kindergärten. Seit 1980 lebt er in Farchach, er war Gründungsmitglied der Berger Grünen, für die er viele Jahre im Gemeinderat saß. Ebenso war er langjähriger Vorsitzender der Ortsgruppe Berg des Bundes Naturschutz in Bayern. Anfang der Neunziger Jahre gehörte er zu den Künstlern, die sich für die Erhaltung des Berger Marstalls als Kulturraum engagierten. Jetzt kehrt er mit einer umfangreichen Werkschau dorthin zurück.

Vernissage am Donnerstag, 13. Oktober, 20 Uhr; geöffnet täglich von 12 bis 18 Uhr. Am Sonntag, 16. Oktober, bringen der Journalist, Hörspielmacher und Kommunalpolitiker Andreas Ammer und die Schauspielerin Carin Tietze bei einem großen Finale einige Exponate in einer amerikanischen Versteigerung unter den Hammer. 25 Prozent des Erlöses gehen an der Bund Naturschutz

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