Auftritt in Iffeldorf:Hochwertiger Ersatz

Voyager Quartett

Das "Voyager Quartett": Stefan Arzberger, Maria Krebs, Matthias Mloosdorf und Andreas Höricht.

(Foto: Manfred Neubauer)

"Voyager Quartet" springt für "Modern String Quartet" ein

Von Ulrich Möller-Arnsberg, Iffeldorf

"Ich fühle mich ein bisschen wie der letzte Mohikaner", erklärte Andreas Höricht zu Beginn des Konzertabends im Iffeldorfer Gemeindezentrum, der mit dem Modern String Quartet geplant war. Die beiden Tage zuvor hatte der Bratschist viel zu telefonieren gehabt. Denn das Modern String Quartet musste wegen zweier Erkrankungen kurzfristig passen. Aber Höricht, so hatte es die Iffeldorfer Konzertveranstalterin Andrea Fessmann schon bei ihrer Eröffnungsansage bemerkt, war der große Glücksfall in der Angelegenheit. Da er außer im Modern String Quartet auch Mitglied im Voyager Quartet ist, brachte er das Kunststück fertig, seine dortigen drei Kollegen zum Einspringen zu überreden. So war dann auch der Programmablauf adäquat zu dem, was die Zuhörer und Fans im vollbesetzten Saal mit dem Modern String Quartet hätte erwarten können. Statt mit Arrangements zu Bachs "Kunst der Fuge" ging es mit Streichquartett-Adaptionen zur "Winterreise" von Schubert los. Weil die von Andreas Höricht geschrieben sind und schon mehrmals vom Voyager Quartet aufgeführt wurden, hatte dieser Auftakt sogleich eine musikalische Klasse, die vergessen ließ, dass vier Einspringer am Werk waren. Besondere Spannung und Tiefe erreichten sie mit Schuberts Lied vom "Leiermann". Souverän führte Stefan Arzberger als Primarius das Voyager Quartet, das über brillante Technik, feine Balance und beeindruckende Intonation verfügt.

Bei "Sacre du Printemps" von Igor Strawinsky als zweitem Programmteil des Abends ging es dann wahrlich ans Eingemachte. Das Arrangement stammt von Winfried Zrenner, dem zweiten Geiger des Modern String Quartet, der unter den Zuhörern dabei war. Und diese auf vier Musiker reduzierte Fassung von Strawinskys epochalem Orchesterwerk hat es in sich. Vor allem aber hatte Stefan Arzberger die Herausforderung in einer Probe zu stemmen. Zusammen mit Bratschist Andreas Höricht, der zweiten Geigerin Maria Krebs und dem Cellisten Matthias Moosdorf stürzte er sich wagemutig in seine Partie und das Zusammenspiel. In der Dynamik und rhythmischen Rasanz, die diese Musik erfordert, blieb das Voyager Quartet gewiss nichts schuldig, aber die gesetzten Spannungsbögen ließen eine letzte zwingende Radikalität vermissen. Angesichts der schwierigen Ausgangslage dieses Abends war das jedoch zu verkraften. Schon zur Pause bekamen die Einspringer das warmherzige Wohlwollen der Zuhörer mit großem Applaus zu spüren.

Im zweiten Teil des Abends war das Voyager Quartet dann ganz in seinem Element. Mit viel Innerlichkeit spannte Stefan Arzberger die langen Melodiebögen im ersten Satz von Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 127. Alle vier Streicher zeigten dann vor allem im nachfolgenden Adagio beseeltes Musizieren. Im "Scherzando" und im Finale entwickelte das Voyager Quartet funkelnden Esprit und Leuchtkraft. Ein großartiger Abend, bei dem das Modern String Quartet fehlte und doch dabei war. In den Arrangements und in dem Willen zum Außerordentlichen und Unkonventionellen. Respekt für die Einspringer und alles Gute zur Genesung für die, die nicht spielen konnten! Am Ende großer Applaus aus dem Saal und langes Getrappel, dem als Zugabe eines der Schubertlieder folgte.

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