Auftritt beim Kramerwirt:Magisches auf dem Zauberberg

Auftritt beim Kramerwirt: Mit einer Trommelnummer heizte die Formation "Munix Hampti Dampti" aus München dem Publikum im Kramerwirt ein.

Mit einer Trommelnummer heizte die Formation "Munix Hampti Dampti" aus München dem Publikum im Kramerwirt ein.

(Foto: Harry Wolfsbauer)

Behinderte Menschen der Lebenshilfe und Tölzer Gymnasiasten bieten amüsanten Abend mit Märchen, Zaubertricks und Musik

Von Petra Schneider, Arzbach

Die Bühne des Kramerwirts gehört am Freitagabend ganz besonderen Stars. Sie sind Zaubermeister, Chorsänger, Solisten, Theaterschauspieler, Trommler. Und sie sind in ihrer geistigen Entwicklung beeinträchtigt. Gemeinsam mit ihren Betreuern und Therapeuten von der Lebenshilfe und mit Schülern des Tölzer Gymnasiums haben die behinderten Menschen wochenlang geprobt und ein buntes Programm zusammengestellt. Der Saal ist wie bei den vorangegangenen Veranstaltungen der Lebenshilfe, die seit 2011 alle zwei Jahre stattfinden, brechend voll. Viele Eltern und Kinder sitzen im Publikum, man kennt sich, es wird geratscht und gelacht. Begrüßt werden sie von Renate Wacker, der Leiterin der Heilpädagogischen Tagesstätte des Förderzentrums an der Bairawieser Straße, die warmherzig und humorvoll durch den Abend führt.

"Unser Motto ist heuer 'Zauberberg' nach einem Roman von Thomas Mann", erklärt Wacker. Der changiere irgendwo zwischen Tod und Amüsement. "Wir machen eine Mischung aus Amüsement und Amüsement, dann haben wir unseren Zauberberg." Und das machen sie - jeder nach seinen Fähigkeiten und mit großer Freude. Schön zu beobachten, wie die Akteure auf der Bühne wachsen und den Applaus genießen. Zum Beispiel Janine, ein Mädchen mit Down-Syndrom, das - begleitet von Musiktherapeut Alex Tchelebi an der Gitarre - Schlager singt. "Hände zum Himmel", "Atemlos", "Hossa, Hossa" - konzentriert und selbstbewusst. Oder Severin mit seiner Quetsche, der fehlerfrei Volksmusikstücke spielt und dabei strahlt. Das Theater "Märchenhaft" hat gemeinsam mit den Gymnasiasten eine ganz eigene, komprimierte Fassung des Schneewittchens einstudiert. Zuschauer und Schauspieler jubeln begeistert, als Janine, diesmal in der Rolle der bösen Königin, dem Schneewittchen einen Apfel reicht, "einen Bio-Apfel, der schmeckt, beiß' rein." Als Alex mit der Ukulele das hingesunkene Schneewittchen mit einem "Rote Lippen soll man küssen" wieder zum Leben erweckt. Auch Gäste der Münchner Lebenshilfe sind gekommen: Die Munix Hampti Dampti, die den Zuschauern mit Trommelnummern einheizen. Oder der Sankt Nikolaus Chor aus Bewohnern des Wohnheims in Geretsried. Mit selbst gebastelten Ohren, Rüsseln, Hüten und einer Kokospalme aus Papier sind sie eine Affenbande auf der Suche nach der verschwundenen Kokosnuss.

Etwa 30 Akteure zwischen elf und 60 Jahren stehen am Freitag auf der Bühne, wie Renate Wacker sagt. Jeder dürfe mitmachen. Für den Kleinkunstabend werden sie von Therapeuten des Pädagogischen Fachdienstes außerhalb der normalen Förderstunden angeleitet. "Und dabei wird so manche Fähigkeiten rausgekitzelt." Seit Jahren engagieren sich auch Gymnasiasten im Rahmen eines P-Seminars bei der Lebenshilfe, die gemeinsam mit behinderten Menschen unterschiedliche Projekte auf die Beine stellen. Der Inklusionsgedanke soll so umgesetzt werden. Vor Kurzem hat das Team des Förderzentrums eine Fortbildung gemacht. "Heilpädagogisches Zaubern", das auf einer Idee des amerikanischen Star-Magiers David Copperfield beruht. Bei den Tricks die Fäden in der Hand zu halten und ein Publikum zum Staunen zu bringen, das bringe viel für das Selbstbewusstsein, erklärt Wacker.

Das zeigt sich bei den Zaubernummern der "Magischen Zwölf": Zauberer Quentin lässt einen Zwerg in einer Schachtel verschwinden, wieder auftauchen und verwandelt ihn schließlich in ein Wiener Würstchen. Oder Marcel, der beim Hasentrick einen weißen und schwarzen Hasen in einen blauen und roten verwandelt. "Es ist normal, anders zu sein", sagt er zum Schluss.

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