Arbeitsgruppe plant, Antrag zu stellen:Gerechter Kaffee

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Wolfratshausen will 2018 "Fairtrade-Stadt" werden

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Im kommenden Frühjahr soll die Stadt Wolfratshausen zur offiziellen "Fair-Trade-Kommune" werden. Dieses Ziel hat Ulrike Krischke (Bürgervereinigung), die die Fair-Trade- Steuerungsgruppe der Stadt leitet, am Dienstag im Stadtrat verkündet. "Wir möchten den offiziellen Antrag auf das Fairtrade-Siegel stellen", sagte sie in ihrem Bericht über die Arbeit der Gruppe. Dieses wird vom Verein "TransFair" vergeben, wenn eine Gemeinde fünf Kriterien erfüllt: Pressearbeit, Listen der Geschäfte, die fair gehandelte Produkte anbieten, Bildungsarbeit, faire Produkte im Rathaus und eine Steuerungsgruppe zum Thema.

Wie Krischke sagte, habe man in Wolfratshausen alle Kriterien weitgehend erfüllt. So gebe es etwa im Rathaus nur noch fair gehandelten Kaffee und Zucker, im Einkaufsführer der Stadt seien bereits die Geschäfte und Gastronomien mit fairen Produkten verzeichnet, und den Auftrag der Bildungsarbeit habe die Gruppe im vergangenen Jahr sogar "übererfüllt", erklärte die Stadträtin. Krischke verwies auf zahlreiche Aktionen in Schulen wie den Projekttag "Reduse" an der Wolfratshauser Realschule mit 650 Schülern oder die Projektwochen an den beiden Kinderhorten in Wolfratshausen und Waldram. Zudem habe man zahlreiche Vorträge zum Thema organisiert, beispielsweise auf der Gewerbeschau Iloga.

Im November 2015 habe der Stadtrat beschlossen, mit dem Siegel "ein Zeichen für eine gerechtere Welt zu setzen", sagte Krischke in ihrem Vortrag. In ihrem Bericht wies sie auf die Zusammenhänge des Konsumverhaltens mit den oft dramatischen Arbeitsbedingungen in anderen Teilen der Welt hin. Laut der Ökonomin und Professorin Evi Hartmann halte sich jeder Bürger im Schnitt 60 Sklaven, erklärte Krischke: "Wir lassen unseren Honig von unterbezahlten mexikanischen Bauern ernten, unsere iPhones von zwangsrekrutierten Arbeitern in China zusammenbauen, und unsere Jeans und Hemden von Arbeiterinnen in Bangladesch oder Indien nähen - von Näherinnen, die exzellente Chancen haben, beim Einsturz des Fabrikgebäudes oder bei einem Brand hinter abgeschlossenen Türen ums Leben zu kommen." Das Konsumverhalten forciere unfaire Produktions- und Handelsbedingungen in allen Teilen der Welt. Deshalb reiche es nicht, Mitgefühl zu zeigen und "den moralischen Zeigefinger zu heben", sagte Krischke. "Wir müssen lernen, wie die Welt zusammenhängt. Wir müssen uns bilden, wir müssen Einsichten gewinnen, müssen die Prozesse verstehen lernen und erkennen, wie unser Konsumverhalten die Lebensbedingungen in allen Teilen der Welt - auch bei uns, im globalen Norden - diktiert."

Der Stadtrat war sich einig, dass die Bildungsarbeit weiter forciert werden soll - vor allem mit Kindern und Jugendlichen. Diese seien schließlich "die besten Multiplikatoren", sagte SPD-Fraktionssprecher Fritz Meixner. Die Steuerungsgruppe werde jedenfalls aktiv bleiben, versprach Krischke. So werde es auch weiterhin Verlosungen geben, die ein Bewusstsein für unfaire Markt- und Produktionsbedingungen schaffen sollen, wie etwa von den fairen Computermäusen bei der Iloga oder von den fair hergestellten Fußbällen bei der Sportlergala. Sie appellierte an die Stadträte, durch "beispielhaftes Handeln" ein Zeichen zu setzen. Solche gebe es bereits in Wolfratshausen, sagt Hauptamtsleiter Franz Gehring - und wies auf die Friedhofssatzung der Stadt hin: darin sei schon seit 2012 festgeschrieben, dass nur noch Grabsteine verwendet werden dürfen, die nachweislich ohne Kinderarbeit entstanden sind.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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