Amtsgericht Wolfratshausen:Wüste Beschimpfungen

Er beschimpfte Gäste in einem Lokal und stahl ein Fahrrad: Nun muss ein 22-Jähriger ins Gefängnis.

Thekla Kraußeneck

Sachbeschädigung, Bedrohung, Körperverletzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole: Das Vorstrafenregister des 22-jährigen Florian O. (Namen geändert), der sich jetzt vor dem Amtsgericht Wolfratshausen verantworten musste, lässt sich nicht ohne Atempausen lesen. Angeklagt war er zum wiederholten Mal wegen Beleidigung, Hausfriedensbruchs und Diebstahls, allesamt Taten, die der Geständige während einer laufenden Bewährung begangen hatte.

Florian O. war in der Nacht zum 26. Juni in einem Geretsrieder Lokal nach zehn Bier, Wodka und sonstigen Spirituosen am Tisch eingeschlafen. Als der 44-jährige Türsteher Kurt K. ihn aufforderte, das Lokal zu verlassen, kam es zum Streit, in dessen Verlauf der Angeklagte mit wüsten Beleidigungen um sich warf. Die Beschimpfungen zielten vor allem auf die Mutter des Sicherheitsmannes, die erst zwei Wochen zuvor gestorben war.

Kurt K. wies ihn auf diese Taktlosigkeit hin, wodurch sich Florian O. zu nur noch schlimmeren Bosheiten hinreißen ließ, die mit dem Grab der Verstorbenen im Zusammenhang standen und Kurt K. schwer kränkten. Florian O. verließ schließlich das Lokal, der Türsteher wurde angewiesen, ihn nicht mehr hereinzulassen. Das bekam ein anderer Sicherheitsmann jedoch nicht mit, und so fand sich Florian O. kurz darauf wieder unter den Gästen des Lokals.

Weil Kurt K. sich deshalb außerstande sah, seine Arbeit fortzusetzen, und das Lokal verlassen wollte, griff eine Mitarbeiterin ein und rief die Polizei. Florian O., der bis dahin nicht nur Kurt K., sondern auch die Mitarbeiterin und den Türsteher heftig beleidigt hatte, begriff erst dadurch, dass es nunmehr ernst wurde, und machte sich aus dem Staub.

Fast drei Monate später stahl er ein fremdes Fahrrad aus der Tiefgarage der Siedlung, in der er wohnt. Ein 39-jähriger Bewohner derselben Siedlung hatte das fünf Jahre alte Mountainbike im September unabgesperrt im dafür vorgesehenen Bereich abgestellt und entdeckte den Diebstahl, als er am nächsten Morgen damit zur Arbeit fahren wollte. Er verständigte die Polizei, fand sein Rad kurz danach durch Zufall am Isardamm, nahm es mit nach Hause und stellte es im abschließbaren Fahrradkeller unter.

Als der Geretsrieder 20 Minuten später nach seinem Rad sah, war es erneut verschwunden. Tags darauf tauchte es wieder am Isardamm auf. Er habe damit Freunde besuchen wollen, erklärte der geständige Dieb. Warum er sich dazu eines fremden, noch dazu zweimal desselben Fahrrads bedient habe, das wisse er selbst nicht.

Für seine Missetaten entschuldigte sich Florian O. am Verhandlungstag bei allen Geschädigten, auch stritt er die übrigen Vorwürfe nicht ab. Das bewirkte bei der Verurteilung immerhin eine Minderung des Strafmaßes um fünf Monate. Zu seiner vorherigen Bewährungsstrafe von zweieinhalb Jahren kommen nun noch sechs Monate hinzu, die O. vollständig absitzen muss. Die Kosten des Verfahrens addieren sich zu einer vierstelligen Summe, die durch frühere Verfahren zustande gekommen ist.

Die kriminelle Karriere des jungen Mannes ist erschreckend: Schon mehrfach stand Florian O. unter Jugendarrest, momentan lernt er den nach eigener Einschätzung strengeren Erwachsenenvollzug kennen. Amtsrichter Helmut Berger äußerte die Hoffnung, dass der neue Eindruck den 22-Jährigen zum Nachdenken bringt. "Irgendwann muss Schluss sein", sagte Berger, "sonst kommt man gar nicht mehr raus."

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