Amtsgericht:Mit Faust, Stein und Gürtelschnalle

Amtsgericht: Der 31-Jährige wurde vor dem Wolfratshauser Amtsgericht zu 14 Monaten Haft verurteilt.

Der 31-Jährige wurde vor dem Wolfratshauser Amtsgericht zu 14 Monaten Haft verurteilt.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein 31-jähriger Münchner muss ins Gefängnis. Er verprügelte drei Männer, einer von ihnen sieht seither nicht mehr richtig

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Mehrmals entschuldigte sich der 31-jährige Angeklagte. Normalerweise sei er kein aggressiver Mensch, keiner, der einfach so zuschlage, sagte der gelernte Maurer aus München im Sitzungssaal des Wolfratshauser Amtsgerichts. Doch am Abend des 22. Februar hatte der Mann gemeinsam mit seinem 44-jährigen Kumpel - dessen Verfahren wurde eingestellt - drei junge Männer vor dem Wolfratshauser Eiscafé Roma brutal zusammengeschlagen. Einer der Verprügelten wurde so schwer am Auge verletzt, dass er wohl nie mehr richtig scharf sehen kann. Die Gruppe der jungen Leute hatte nur den Streit des Angeklagten mit seiner Freundin beobachtet. Amtsrichter Helmut Berger verurteilte den Mann wegen gefährlicher Körperverletzung zu einem Jahr und zwei Monaten Gefängnis.

Die Männer hatten den Angeklagten angezeigt. An jenem 22. Februar war sie mit Freundinnen gegen 21.30 Uhr aus dem Eiscafé gekommen. Sie hörten und sahen, wie sich der Mann lautstark mit seiner Lebensgefährtin stritt. Als ein Anwohner vom Balkon herunterrief, dass er Ruhe geben solle, kam der Angeklagte auf die Männergruppe zu, weil er dachte, diese hätte gerufen. Zwei Zeuginnen schilderten, dass er einen Stein in die Hand genommen habe. Er rief seinen Kumpel - er steht in München wegen räuberischen Diebstahls vor Gericht, weswegen das Wolfratshauser Verfahren eingestellt wurde - hinzu.

Mit der Faust schlug der Angeklagte einem 19-jährigen Wolfratshauser ins Gesicht. Der Bekannte des Angeklagten soll den jungen Mann mit der Gürtelschnalle am Kopf getroffen haben. Ihr Freund habe stark aus dem Auge geblutet, schilderten Zeugen vor Gericht. Sie hätten ihn weggezogen, einen Krankenwagen gerufen sowie die Polizei verständigt. Der so Verprügelte selbst berichtete, seither nur noch 80 Prozent Sehkraft am rechten Auge zu haben. "Ich bin ziemlich lichtempfindlich und habe ein Problem mit dem Schärferstellen", sagt er. "Die Ärzte haben gesagt, das wird nicht mehr so wie es war." Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte zudem einen weiteren jungen Mann ins Gesicht geboxt, einen Dritten mit dem Fuß in den Bauch getreten haben.

Illusionslos schilderte der Angeklagte sein Leben. Derzeit ist er in Haft. Mit elf Jahren nahm er schon Drogen. Im Alter von 15 Jahren musste er erstmals ins Gefängnis, kam frei und wieder in Haft. Das Muster wiederholte sich mehrmals.

Am Tattag bekam er in einer Münchner Arztpraxis Methadon zur Drogensubstitution, kippte ein Bier nach dem anderen. Ein Gutachter ging von bis zu 2,55 Promille aus, schloss eine erhebliche Beeinträchtigung der Steuerungsfähigkeit nicht aus. Der Angeklagte fuhr mit seiner Freundin sowie dem Kumpel samt Freundin per S-Bahn nach Wolfratshausen. Er schilderte, dass ihm dort ein Bekannter Handy und Geldbeutel klaute. Auf dem Weg zur Polizei hätte er mit dem Kumpel eine Flasche Wodka geleert. Wegen einer Belanglosigkeit stritt er mit seiner Freundin. "Ich war schon auf 180 und sehr aggressiv", sagt er. Nach der Schlägerei schnappte die Polizei die flüchtenden Angeklagten am Bahnhof.

Der Mann hatte unter offener Bewährung geprügelt. Die Staatsanwältin forderte eineinhalb Jahre Haft. Richter Berger blieb vier Monate darunter. Ein junger Mensch müsse jetzt mit verminderter Sehkraft weiterleben, erklärte er. Gründe für eine Bewährungsstrafe sehe er nicht. "Ich kann heute nicht sagen, dass Sie nichts mehr anstellen, wenn Sie rauskommen", sagte Berger.

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