Ab in den Ruhestand:Eine Zeit ohne Rathaus

Ab in den Ruhestand: Jochen Sternkopfs Arbeit für die Stadt Geretsried ist in vielen Aktenordnern abgelegt. Nun verlässt der langjährige Bauamtsleiter das Rathaus.

Jochen Sternkopfs Arbeit für die Stadt Geretsried ist in vielen Aktenordnern abgelegt. Nun verlässt der langjährige Bauamtsleiter das Rathaus.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Jochen Sternkopf hat mehr als 47 Jahre in der Stadtverwaltung von Geretsried gearbeitet, davon war er 25 Jahre Leiter des Bauamts. Nun macht er seinen Platz für Rainer Goldstein frei

Von Thekla Krausseneck, Geretsried

Es sind Jochen Sternkopfs letzte Stunden vor einem neuen Lebensabschnitt: Ein letztes Mal sitzt er an diesem Mittwoch an seinem massiven Bürotisch, betrachtet noch einmal die vielen bunten Aktenordner an der Wand und atmet die Geretsrieder Rathausluft. 47 Jahre und sechs Monate lang war Sternkopf ein Teil der Stadtverwaltung, davon fast 25 Jahre Leiter des Bauamts. Am 1. Februar nimmt nun der berufliche Stadtrat Rainer Goldstein auf Sternkopfs Stuhl Platz. Indem dieser seinen Nachfolger auf die neue Aufgabe vorbereitete, "damit er in die laufenden Projekte nahtlos einsteigen kann", stellte er sich innerlich langsam auf die Zeit ohne das Rathaus ein.

Die Entwicklung der Stadt erlebte der Geretsrieder von klein auf mit. Als Junge verfuhr er sich einmal mit dem Fahrrad zwischen den Bunkern auf dem heutigen Johannisplatz. An der Tattenkofener Straße spielte er Fußball auf einem Bolzplatz, morgens lief er durch einen Wald zur Schule. Er war noch nicht einmal zehn Jahre alt, als dieser Wald abgeholzt und das Isaraustadion gebaut wurde. "Das war für mich ein Highlight, auch weil mein Vater da von Anfang an Platzmeister war." Mit 18 stand er auf einem Hügel und blickte auf die Böhmwiese, wo die Feuerwehr immer noch damit beschäftigt war, das abgebrannte Wirtshaus Böhm zu löschen, die letzte Baracke des ehemaligen Lagers Buchberg.

Das Eisstadion zeichnete einen roten Faden durch Sternkopfs Leben. Als es gebaut wurde, fing er als Nachwuchsspieler an. "Und als Bauamtsleiter musste ich dann leider erleben, wie die Überdachung entfernt werden musste." Ein Moment großer Betroffenheit und ein Tiefpunkt in seiner beruflichen Laufbahn. Das Dach war zwar aus guten Materialien gefertigt, wurde nur leider unter Zeitdruck "zusammengeschustert", sagt Sternkopf - ohne CAD, dafür Pi mal Daumen. Als Spieler und Trainer verbrachte Sternkopf in mehr als 20 Jahre "tausende Stunden" im Eisstadion.

Doch zum Ende seiner Zeit als Bauamtsleiter habe er noch einen Erfolg verbuchen können, indem er den Ausschuss davon überzeugte, dem Stadion nicht nur ein Dach, sondern gleich eine ganze Halle zu schenken. So richtig gefeiert, nämlich zwei Tag lang, wurde im Bauamt 1996, als nach einer 16 Jahre dauernden Entwicklungszeit der Flächennutzungsplan im Stadtrat beschlossen wurde. "Ganz drei Bürgermeister hatten daran gearbeitet." Und dann entschied der Stadtrat nur knapp mit 16 zu 13 Stimmen. Bis vor acht Jahren stand Sternkopfs Schreibtisch noch in einem anderen Büro, das gut doppelt so groß war wie das, von dem er nun Abschied nimmt.

Wegen des Platzmangels im Rathaus musste Sternkopf 2011 umziehen, der große Raum wurde geteilt und in zwei Büros umgewandelt. Sein neues Büro hat eine kleinkriminelle Vorgeschichte: Vor vielen Jahren befand sich darin noch die Polizeiwache. "Und genau hier, wo mein Schreibtisch steht, war damals die Zelle", sagt Sternkopf lachend. "Hier hinten sieht man sogar noch den Toilettenanschluss." Als Flucht aus dem Gefängnis betrachtet Sternkopf seinen Abschied aber nicht. Im Gegenteil: Er bedaure es, dass er den Bau des interkommunalen Hallenbads ("Das Projekt mit den mit Abstand höchsten Baukosten in meiner Zeit als Bauamtsleiter") und die Umgestaltung des Karl-Lederer-Platzes nicht mehr bis zum Ende begleiten könne. Der Stadt bleibt Sternkopf künftig als Bürger treu: Reisen werde er im Ruhestand zwar unternehmen, genauso wie Skiausflüge und lange Spaziergänge mit dem Hund. Ein Umzug sei aber nicht geplant.

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